Kapitel 27

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Carag Pov

Als ich sah, wie Tiago aus der Kiste sprang und kurz davor war, eine Faust ins Gesicht zu bekommen, wollte ich ebenfalls aufspringen und den Typen einen Tritt zwischen die Beine versetzen. Doch ich fing den Blick von Jasper auf. Er hatte einen Plan.

Ich musste tatenlos zusehen, wie Tiago den Aufpasser aus dem Laster lockte und sie sich draußen weiter traten und schlugen.

Langsam schloss sich die Klappe und es wurde dunkel.

„Du hast also einen Plan?", fragte ich Jasper und verließ meine Kiste.

„Wir gehen beide erstmal nach Hause und berichten dort sorgen wir dafür, dass diese Idioten auffliegen. Während ich dort war, habe ich zwischendurch mal bei ein paar Leuten gelauscht und herausgefunden, wo genau diese Halle da liegt, in der wir die ganze Zeit arbeiten mussten. Wir kommen wieder zurück und befreien alle."

„Gute Idee. Wie heißt denn dieser Ort hier?", fragte ich und setzte mich auf eine der Kisten.

„Wir sind am Rande von Jackson im Staat Mississippi." Auch Jasper verließ nun seine Kiste und setzte sich mir gegenüber.

„Das ist ja total weit weg von Wyoming!", meinte ich erschrocken.

„Du kommst aus Wyoming? Seltsam. Eigentlich nehmen die nur Leute aus Florida." Nachdenklich rieb Jaspers sich das Kinn.

„Ich war am Flughafen in Florida, weil ich dort meine Freunde besuchen wollte", meinte ich und lehnte mich gegen die Metallwand.

„Bei mir wars vor meiner Uni. Es war schon spät und ich wollte nach Hause gehen, da hat plötzlich jemand ein Tuch mit K.O Tropfen vor mein Gesicht gehalten und mich einfach mitgenommen. So einfach kanns gehen", meinte Jasper und seufzte.

„Wie lange bist du eigentlich schon hier?", fragte ich ihn und setzte mich in den Schneidersitz, da das viel angenehmer war.

„Ach, ich bin hier schon sehr, sehr lange. Ich weiß nicht mal mehr, wie alt ich bin. Mein Zeitgefühl ist total weg. Mindestens 3 Jahre bin ich schon in diesem Knast. Aber jetzt geht's endlich raus!", jubelte Jasper und legte sich auf drei Kisten, die auf gleicher Höhe gestapelt waren.

„Ich hoffe, uns kommt jetzt nichts mehr dazwischen. Außerdem hoffe ich, dass wir durch diesen Laster direkt vor unsere Haustür gefahren werden", meinte ich und gähnte.

„Das hoffe ich auch. Wollen wir uns abwechseln mit Wache halten? Nicht, dass wir dann unsere Ausfahrt verpassen", schlug Jasper vor.

„Gut, dann bleib ich zuerst wach", meinte ich und lehnte meinen Kopf gegen die Metallwand.

Während Jasper schnarchend auf seinen drei Kisten lag, dachte ich an Tikaani. Ich vermisste sie. Mehr als alles andere. Was sie wohl gerade machte? Wo musste ich überhaupt hin? Nach Miami? Nach Wyoming? Ich würde, wenn wir draußen waren, mal auf einen Kalender schauen. Wenn es jetzt schon ungefähr ein Jahr her ist, seitdem Tiago weg ist, werden Tikaani und Holly bestimmt nach Miami kommen, um zu Tiagos Grab zu gehen. Würde Tikaani mich suchen? Oder sich einfach damit zufriedengeben, dass ich nun entführt worden war?

Durch einen Ruck blieb der Wagen stehen. Davon wachte Jasper natürlich auf und schaute sich verwirrt um.

„Sind wir da?", fragte er und rieb sich müde die Augen.

„Scheint so", meinte ich und stand auf.

„Aber wieso gehen die Türen nicht auf?", fragte Jasper und wartete darauf, dass ein metallisches Geräusch ertönte und das Tor aufklappte, doch es passierte nichts.

Seawalkers - That's my JobWhere stories live. Discover now