Kapitel 29

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Mein Gesicht war bestimmt mit blauen Flecken und Blutergüssen übersäht, aber das einzige, was ich wirklich aus diesem Ort mitgenommen hatte, war, dass ich wie ein Roboter funktionieren musste.

Tiago Pov

Ich hatte mir vorgenommen, wirklich nur noch wie ein Roboter zu funktionieren. Ich hatte nicht vor, noch einmal diesen Schmerz zu erleben. Jedes Mal, wenn ich auf meine Narben, die einen Satz formten, schaute, erinnerte es mich an den Schmerz und an mein Leiden.

Mein Tag bestand aus arbeiten, essen, waschen, schlafen. Dann wieder arbeiten, essen, waschen und schlafen. Meine Routine.

Mein Zeitgefühl verschwand und mein Blick wurde immer lebloser. Neue Freunde zu finden machte keinen Sinn mehr für mich und ich versuchte einfach nur noch wie ein Roboter zu funktionieren.

Tikaani Pov

Als Tikaani sah, wer da vor der Tür stand, bildeten sich Tränen in ihren Augen und sie stürmte auf die Tür zu.

Ich raste zur Tür und öffnete sie. Da stand er. Carag.

Er hatte Tränen gefüllte Augen, so wie ich, und verstrubbelte Haare. Sein Gesicht war dreckverschmiert und er trug seltsame Klamotten. Graue Hose und graues Oberteil. Auf beidem stand dieselbe Zahl gedruckt. 1612. Was war das?

Das war mir im Moment egal, ich stürzte mich einfach auf Carag und umarmte ihn so fest ich konnte. Hatte ich ihn vermisst.

„Es tut mir so leid, Tikaani", schluchzte er in mein Ohr und drückte mich ganz fest.

„Wo warst du? Du hast mir Angst gemacht!", motzte ich ihn an und boxte leicht auf seine Brust, um ihm zu zeigen, dass ich sauer war. Zumindest sollte er das glauben. Eigentlich war ich einfach nur froh, dass er wieder da war.

„Es tut mir leid. Ich weiß, es war nicht in Ordnung, dich alleine zu lassen", meinte er nur und das hörte sich irgendwie so an, als wäre er extra abgehauen.

„Kommt erstmal rein", meinte Noah und zog uns beide nach drinnen.

Wir wurden aufs Sofa gesetzt und natürlich drückte ich mich an Carag. Ich würde ihn nie, nie wieder loslassen.

„Jetzt erzähl mal, was ist passiert?", fragte Noah, nachdem auch er mich umarmt hatte.

„Erstmal muss ich Shari eine super tolle Nachricht überbringen", meinte Carag und drehte seinen Kopf zu Shari, die ihn überrascht anschaute.

„Was denn? Was für eine Nachricht?", fragte Shari neugierig.

„Tiago lebt." Alle starrten Carag an. Auch ich war total baff.

„WAS? Meinst du das gerade Ernst? Du verarschst mich gerade nicht, oder?", fragte Shari und ihre Augen wurden kugelrund.

„Ich verarsche ihn ganz und gar nicht. Jetzt kommt aber die schlechte Nachricht. Er ist an einem ganz schrecklichen Ort." Carag schaute bedrückt drein.

„Was für ein Ort? Sag schon! Ich muss es wissen!" Shari schaute Carag mit Tränen erfüllten Augen an. „Wenn Tiago noch lebt, dann muss ich ihn retten!"

„Dort, wo ich gerade herkomme", meinte Carag und fuhr sich durch die Haare, die dadurch nur noch strubbeliger wurden.

„Was ist das denn für ein Ort?", fragte Shari und sie sah aus, als würde sie gleich durchdrehen.

„Also..." Carag erklärte uns die ganze Situation und wo Tiago sich genau befand.

„Was? An so einem schrecklichen Ort? Wir müssen dorthin! Egal, wie! Bitte!", flehte Shari Noah an und sie sah so aus, als würde sie jeden Moment einfach nur zusammenbrechen.

Seawalkers - That's my JobWhere stories live. Discover now