Kapitel 17

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„Mir ist aufgefallen, dass nicht er der Richtige für mich ist, sondern... du. Ich vermisse dich, Tiago."

Sharis Pov

Ungeduldig und nervös wartete ich auf Tiagos Antwort. Was würde er sagen? Würde er mir jetzt einen richtig schmerzenden Korb geben?

„Ich- ich habe auch noch Gefühle für dich. Nur das du es weißt, aber- aber ich will mir das nicht noch einmal antun. Es hat nach unserer Trennung wirklich lange gedauert, bis ich wieder normal in meinen Alltag gehen konnte. Ich kämpfe nicht für Liebe, wenn mir niemand entgegenkommt. Ich weiß nicht, ob du das jetzt ernst meinst oder du nach ein paar Wochen, Monaten oder Jahren wieder mit mir Schluss machen willst. Deine Begründung vom Letzten Mal war mir irgendwie auch nicht einleuchtend", sprudelte es aus Tiago heraus. Erst jetzt realisierte ich, wie Tiago sich gefühlt haben musste. Es musste wirklich schrecklich für ihn gewesen sein.

„Wie kann ich dir beweisen, dass ich es wirklich Ernst meine? Ich liebe dich, Tiago." Normalerweise fiel es mir schwer, die Worte „Ich liebe dich" über meine Lippen zu bringen, doch diesmal kam es automatisch über meine Lippen.

„Ich weiß es nicht, sag du es mir." Tiago fuhr sich nervös durch die Haare.

„Bitte gib mir noch eine Chance. Ich kann nicht mehr ohne dich, das habe ich in der letzten Woche gemerkt." Ich schaute ihm in die Augen und der Augenkontakt hielt lange, bis Tiago seinen Blick wieder auf die Bettdecke richtete.

Langsam spürte ich, wie sich Tränen in meinen Augen bildete. Ich versuchte, sie unauffällig wegzuwischen und den Raum zu verlassen, da Tiago mir wirklich den Eindruck gab, dass darauf nichts mehr werden würde. Vielleicht sollte ich in meiner Zukunft für immer einsam und alleine sein.

Plötzlich griff Tiago mein Handgelenk und drehte mich zu sich, sodass mein Gesicht ganz nah an seinem war.

Ich schaute ihm überrascht in seine Augen und plötzlich zog er mich noch näher an sich und küsste mich.

Total überwältigt versteifte ich in der Position, in der ich mich befand und versuchte mich irgendwie abzustützen, damit ich nicht auf Tiago drauf fiel.

Als Tiago sich wieder löste, lächelte er mich an. „Ich glaube, ich habe mich doch anders entschieden."

Sofort stürzte ich mich wieder auf Tiagos Lippen und umarmte ihn fest.

„Ich liebe dich, Tiago", murmelte ich in den Kuss und drückte ihn noch fester an mich. Wie sehr ich ihn vermisst hatte.

„Au!", rief Tiago plötzlich und zuckte zusammen. „Meine Rippe."

„Oh nein, tut mir leid, ich-" Tiago unterbrach mich mit seiner Lache.

„War nur Spaß, ich bin gar nicht an meiner Rippe verletzt", meinte er und grinste mich frech an.

Gespielt beleidigt setzte ich mit ganz weit in die hinterste Ecke auf den Hocker, den ich mitnahm, und verschränkte meine Arme.

„War doch nur Spaß. Komm her", sagte Tiago entschuldigend und hob seine Decke an.

„Na gut." Schmunzelnd schlich ich zu Tiago und kuschelte mich in sein Bett. Mein Kopf lehnte an seiner Brust und sein Gips Arm umarmte meinen Oberkörper. So wie früher immer.

„Ich liebe dich", murmelte Tiago und umarmte mich fester, woraufhin ich mich noch näher an ihn kuschelte. Langsam merkte ich, wie meine Augenlider schwerer wurden und ich einschlief.

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„Na, wen haben wir denn da?" Ich wurde von einer Stimme geweckt, die mir sehr bekannt vorkam. Es war Noah, wie ich bald darauf herausfand, da ich mich dazu entschied, meine Augen zu öffnen.

Ich spürte, wie mein Kopf röter wurde, weshalb ich immer weiter runterrutschte und die Decke über meinen Kopf warf, sodass mein Kopf auf Tiagos Bauch lag.

„Ihr braucht euch nicht verstecken, wir freuen uns doch für euch!", meinte Tikaani, woraufhin ich meinen Kopf wieder rausstreckte und mich grinsend an Tiago kuschelte, welcher mich in den Arm nahm und seinen Kopf auf meinem Kopf abstützte.

Ein kleiner Piepton holte mich aus meiner Fantasywelt. Eine Nachricht von James war eingetroffen. Schnell öffnete ich sie und ich empfing eine Kündigung. War aber irgendwie klar gewesen, dass er weiterhin nichts mehr mit mir zutun haben wollte.

„Wer ist das?", fragte Tiago neugierig und versuchte über meine Schulter zu blicken, was leider nicht so gut funktionierte.

„James. Er hat gekündigt. Anscheinend muss ich mir jetzt einen neuen Manager suchen."

„Ach so", war Tiagos einziger Kommentar dazu.

„Hast du Hunger?", fragte ich Tiago, da ich langsam das Gefühl von Hunger verspürte.

„Bisschen. Ich habe gerade richtig Lust auf Pizza", sagte Tiago, woraufhin Tiagos Magen zustimmend grummelte.

„Wollt ihr auch mitessen?", fragte ich die anderen, die im Raum herumstanden.

„Nein, wir lassen euch zwei lieber alleine", meinte Holly frech grinsend und zog die drei anderen aus dem Raum.

„Okay, dann tschüss!", rief ich ihnen noch hinterher. „Glaubst du, man kann hierher Pizza bestellen?", fragte ich Tiago unsicher.

„Ich denke mal. Du kannst ja am Telefon fragen. Oder soll ich anrufen?", fragte ich und griff schon nach meinem Handy, das auf meinem Nachttisch lag. Wahrscheinlich waren schon tausende Nachrichten eingegangen, die ich wahrscheinlich niemals alle beantworten konnte.

„Nein, ich mach das schon. Du willst mit Thunfisch, oder?" Meinen Erinnerungen nach hatte Tiago Pizza immer mit Thunfisch gegessen. Wahrscheinlich tat er das immer noch.

„Du weißt das noch?", fragte Tiago ungläubig und schaute mich mit weit geöffneten Augen an.

Ich grinste. „Du weißt nicht, wie oft ich nach unserer Trennung an dich gedacht habe."

„Ich bin wirklich beeindruckt", meinte Tiago lachend und umarmte mich.

Schnell rief ich bei der Pizzeria an, bei der wir sonst immer bestellt hatten und fragte auch, ob man sich die Pizzen zum Krankenhaus liefern lassen konnte. Man konnte es.

Während wir auf die Pizza warteten, sprach Tiago ein Thema an, worüber wir beide wahrscheinlich nicht reden wollten.

„Wieso hast du eigentlich wirklich Schluss mit mir gemacht?", fragte Tiago mit ernster Stimme. „Hast du es wirklich gemacht, weil ich eine Last war?"

„Nein, auf keinen Fall!", rief ich und umarmte Tiago ganz fest.

„Wieso dann?", fragte er und schien es unbedingt wissen zu wollen.

Leise seufzte ich. „Du meintest doch früher, dass du einfach ein normales Leben führen willst. Ein bis zwei Kinder, ein gemütliches Haus und einen kleinen Garten."

„Schon", meinte Tiago nur und hörte weiter aufmerksam zu.

„Als ich dann angefangen habe, berühmter zu werden und mehr Rollenangebote zu bekommen, habe ich gemerkt, dass das in eine total andere Richtung geht als das, was du willst. Ich wollte, dass du mit einer anderen, die dir diesen Traum erfüllen kann, dieses Leben lebst, dass du leben willst", flüsterte ich ihm in sein Ohr.

„Mein Traumleben ist ein Leben mit dir, egal wie berühmt oder normal dein Beruf ist. Hauptsache wir verbringen unser gemeinsam." Tiago strich mir über den Rücken und gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Tut mir leid", flüsterte ich und ein paar geräuschlose Tränen kullerten meine Wange hinunter.

„Egal. Hauptsache, jetzt sind wir wieder zusammen. Hoffentlich bleibt das auch so", meinte Tiago und wischte mir die Tränen weg.

Genau in diesem Moment klopfte es an der Tür und sie schwang auf. Ich merkte, wie Tiago zusammenzuckte. Dachte er etwa, es wäre wieder einer der Typen, die uns dauernd angriffen? Da Tiago mir den Blick zur Tür versperrte, erkannte ich nicht, wer da in der Tür stand. 

Seawalkers - That's my JobWo Geschichten leben. Entdecke jetzt