~Kapitel 75~

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Mr. Woods Augen strahlten einen solchen Hass aus, dass ich fast zusammenzuckte.

„Er ist es alles schuld!" Nun war ich verwirrt.

„Was soll er schuld sein?"

„Wegen ihm habe ich alles aufgeben müssen! Wenn er nicht geboren worden wäre, wäre meine Frau noch bei mir. Sie würde mich noch lieben. Aber sie hat Shane über mich gestellt. Und ich war so naiv das Selbe zu tun. Ich wünschte, ich hätte ihn nie mit hierher genommen!" Mr. Wood kniff die Augen zusammen und schien mich zu mustern. Es war fast so, als würde er mich versuchen bis auf meine Gedanken zu scannen.

„Also? Was sagst du?" Erst jetzt kam Leben in mich.

„Auf gar keinen Fall! Sie haben einen Knall, wenn Sie Shane die Schuld für Ihre Fehler geben!" Mr. Wood blinzelte einige Male langsam und rieb sich die Stirn. Mit einer zeitlupenhaften Bewegung kam er auf mich zu und sah mich dann finster an.

„Du bist genauso wie er! Ihr seid alle nur verwöhnte Missgeburten! Hör auf dich mir in den Weg zu stellen. Wieso seht ihr denn nicht, dass er alles kaputt macht?!" Resigniert hob Mr. Wood den Kopf und blickte mir in die Augen, während er mehr zu sich selbst als zu sonst wem sprach.

„Dann musst du eben doch sterben." Entsetzt wich ich langsam zurück, als Mr. Woods Körperstruktur sich erneut veränderte. Viel zu schnell stand ein großes hässliches Monster vor mir. Es schüttelte seinen mächtigen Kopf von einer Seite zur anderen, während ich es dabei beobachtete. Mit einem Schlag begriff ich sein Verhalten.

Ich hatte Mr. Wood mit dem Betäubungsmittel getroffen und so langsam begann es scheinbar zu wirken. Erst als das Monster seine Pranke hob, begriff ich, in welcher Gefahr ich mich gerade befand. Gerade noch rechtzeitig stürzte ich mich unter ein an die Wellbleche gelehntes Holzbrett und entkam so seinem Schlag. Ich hörte, wie das Holzbrett über mir zersplitterte, während ich versuchte mich vor dem Monster zu verstecken. Zwischen den Holzresten gab mir das nun zerstörte Holzbrett einen Blick auf das Monster frei. Es schüttelte sich immer wieder, um die Wirkung der Droge loszuwerden, die an ihm klebte. Ich hoffte, dass sich diese recht bald entfalten würde. Andernfalls war ich so gut wie tot.

Scheinbar war es aber noch nicht so weit, denn das Monster richtete nun seinen Blick benommen wieder auf mich. Seine Augen blitzten wuterfüllt, als es erneut eine Pranke hob. Ich konnte mich nicht bewegen und starrte das Monster nur hilflos an. Irgendwo tief in mir drin wusste ich, dass ich besser rennen sollte, aber ich fühlte mich wie festgefroren. Die Pranke sauste in vollem Tempo auf mich herab und ich machte mich schon darauf gefasst warmes Blut zu spüren, doch dazu kam es zu meiner Überraschung nicht.

Eine Hand hatte mich am Arm gepackt und mit Schwung zur Seite gezogen, sodass die Pranke neben mir in die Holzreste donnerte. Das Monster hob seine Klaue und rieb sich wütend über die neu eingefangenen Splitter. Dann funkelte es meinen Retter hasserfüllt an.

„Dad, du musst aufhören! Bitte!" Shane erwiderte seinen Blick flehend. Doch das Monster knurrte nur wütend und fletschte die Zähne. In dem Moment war ich froh, dass es so nicht reden konnte, denn so würde es Shane den Schmerz ersparen. Ich hatte eine Sekunde nicht aufgepasst, weshalb ich in der Nächsten erschrocken Krallen an meinem Hals feststellen musste.

Das Monster hob mich mit Leichtigkeit vom Boden. Mein Hals schmerzte, während ich röchelnd versuchte nach Luft zu schnappen, als es mir seine Krallen in die Haut bohrte. Das war's dann wohl. Ob mein Vater mich wohl vermissen würde? Vermutlich nicht. Und meine Freunde? Die eventuell schon. Nur würde ich es nie herausfinden.

Dann lockerte sich der Griff aus dem Nichts heraus. Ich schlug auf den harten staubigen Boden auf. Einerseits war ich erleichtert wieder atmen zu können, andererseits tat mir alles weh. Mit schmerzenden Hals blickte ich zu dem Monster hoch und erstarrte augenblicklich. Shane stand mit Tränen in den Augen vor mir, sein Schnitzmesser steckte im Hals des Monsters, aus den konstant Blut floss.

„Es... es tut mir so leid, Dad." Das Monster brüllte nur wütend und schmerzerfüllt. Es taumelte langsam zurück. Vermutlich machte das Betäubungsmittel es noch schwächer, als es durch den starken Blutfluss sowieso schon war. Dann brach es zusammen.

Es zuckte noch einige Male, während es Shane keine Sekunde aus den Augen ließ. So viel Wut und Hass war in den Augen des Monsters angesammelt. Schließlich blieb es still liegen. Die Wut machte einem friedlichen Ausdruck Platz, als eine leichte Windböe sein Fell durch zauste.

Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter, weshalb ich mich benommen umdrehte. Ich starrte in Shanes müde tränenverschmierte Augen die vermutlich so viel zu all dem gerade Geschehenen sagen wollten. Stattdessen trat ich vor und drückte mein Gesicht einfach nur in seine Brust. Seine Arme umschlagen mich, als mir die ersten Tränen die Wange runter kullerten. Ich wusste nicht einmal, warum ich weinte.

„Dein Vater... er hat geplant..."

„Ich weiß. Ich habe alles mit angehört." Shane zitterte nicht, doch ich spürte wie seine Tränen auf meine Schulter tropften. Und so standen wir eine Weile da und spendeten uns einfach nur gegenseitig Trost. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so sicher und geborgen gefühlt. Was natürlich ziemlich ironisch war, da bis vor einigen Sekunden noch ein Monster versucht hatte mich zu töten.

„Tia! Shane!" Ich löste mich langsam von ihm, als ich Theas Stimme vernahm. Kaum hatte ich in die Richtung, aus der die Stimme kam, geblickt, fiel mir auch schon Jessica um den Hals. Shane wurde ebenfalls von Oliver in Beschlag genommen, der ihn fest umarmte. Jessica trat schließlich zur Seite und ich sah erstaunt in das panische Gesicht meines Vaters. Dieser legte mir hektisch seine Hand auf den Kopf und versuchte mich von allen Seiten zu betrachten.

„Bist du verletzt? Geht es dir auch gut? Mach so etwas nie wieder, das war so dumm... Ich dachte schon, ich würde dich heute noch verlieren..." Er senkte seinen Arm und ich lehnte trostsuchend meinen Kopf gegen seinen Oberkörper. Mein Hals war kratzig und trocken, als ich müde den Kopf hob und zur untergehenden Sonne sah.

„Wir haben es geschafft. Es ist wirklich vorbei."

Area 51 - Don't trust anybody! Where stories live. Discover now