~Kapitel 49~

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Shane sah mich aufmunternd an.

„Aber das bedeutet nur, dass du deinem Vater wichtig bist." Ich sah ihn fragend an. Er nahm das als Aufforderung fortzufahren.

„Naja, wenn er das für dich tut. Sein eigenes Leben aufgeben, um dir deines möglich zu machen." Erstaunt schwieg ich. So hatte ich das noch gar nicht betrachtet! Vielleicht war mein Vater ja doch nicht so ein schlimmer Dad, wie zuerst angenommen? Vielleicht sollte ich ihm doch eine Chance geben.

„Hast du eigentlich nur meinen Schlüssel verloren und mich mit Extraarbeit versorgt oder gibt es auch Ergebnisse von deiner Expedition ins Labor?" Shane sah mich fragend an. Ich verschränkte nur die Arme.

„Kommt drauf an, was du unter Ergebnissen verstehst." Ein gestohlenes Reagenzglas konnte man in der Tat nicht einfach so ignorieren. Aber davon hatte ich nicht einmal Louie erzählt. Er war mein bester Freund und das hier nur ein dahergelaufener Typ, der mich hin und wieder mit seiner ach-so-charmanten Art auf die Palme trieb. Eines musste man ihm aber lassen. Shane war wirklich gut darin Leute zu durchschauen.

„Also nehme ich mal an, dass du wirklich etwas gefunden hast." Er würde mich noch in die Weißglut treiben! Warum konnte er nicht einmal eine klare Antwort geben? Ich drehte den Kopf weg und schrubbte mit meinem Lappen beharrlicher über den Boden. Mich wunderte es fast, dass an dieser Stelle noch kein Loch im Boden war. Shane legte den Kopf schief und grinste mich von der Seite an. Konnte der Typ denn wirklich nichts anderes als doof grinsen?

„Wir hatten einen Deal, erinnerst du dich? Wenn es mir deine Informationen wert sind, dann helfe ich dir hier raus." Kaum merkliche Enttäuschung stach mir in den Magen und mein Mund wurde trocken. Natürlich ging es ihm nur um sich selbst und seinen blöden Deal. Wieder einmal. Mich sollte es eigentlich nicht mehr wundern, dass er alles nur tat, um zu bekommen, was er wollte. Und mir bot er quasi an zu Verschwinden und nie wieder zu kommen.

„Also schickst du mich dann einfach nach Hause und das war's?" Shane sah mich überrascht an.

„Klar, das wolltest du doch von Anfang an, oder?" Ich spürte einen Stich im Herzen. Da hatte ich eben noch gedacht, ich würde endlich einmal den echten Shane sehen und jetzt fühlte ich mich weiter entfernt von ihm als den je. Was hatte ich auch erwartet? Dass ich dem Jungen, mit dem ich mich sowieso nur stritt, etwas bedeutete?

„Ich habe etwas von dem komischen Zeug mitgenommen. Das liegt in meinem Zimmer."

„Perfekt, ich komme noch heute Abend vorbei und sehe mir das an. Und vielleicht ist es mir das wert dich und deine Freunde hier raus zu schleusen." Shane lächelte mir zufrieden zu, doch ich bewegte meine Gesichtsmuskeln keinen Zentimeter. Wortlos lief ich zu dem Eimer und tunkte den Lappen erneut ein.

Ich putzte eine Weile still vor mich hin und versuchte mich so gut es ging auf die Arbeit zu konzentrieren. Trotzdem betete ich dafür, dass mich bald jemand hier weg holen würde. Sogar diese gruselige Ding wäre mir jetzt recht gewesen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich endlich Schritte. Ich sprang wie von einer Biene gestochen auf und schmiss den Lappen mit einer solchen Wucht in den Eimer, dass mir das dreckige Wasser ins Gesicht spritzte. Doch das war mir in dem Moment egal. Thea kam fröhlich auf mich zu gehopst und sprang mir übermütig um den Hals. Dann löste sie sich von mir und betrachte die dreckigen Spritzer auf dem Boden.

„Ich dachte, ihr sollt sauber machen?" Mir war gerade absolut nicht nach ihren Scherzen.

„Haben wir auch. Das trocknet schon noch." Thea sah nicht besonders überzeugt aus, ging jedoch nicht darauf ein.

„Ich bin eigentlich nur hier, um euch Bericht zu erstatten." Sie machte einen Knicks vor uns und kicherte dann.

„Die werte Nora hat einige Brettspiele aus den Tiefen ihres Zimmers gekramt und lädt herzlich zu einem Spieleabend bei ihr ein!" Dann ließ sie den Blick über das Chaos, sowie die dreckigen Spritzer und den restlichen ungeputzten Flur schweifen.

„Ich nehme mal an, ihr kommt nach?"

„Nein, wir sind hier fertig!" Mit schnellen Schritten lief ich an Thea vorbei in die Richtung, aus der sie gekommen war.

„Hey, soll ich den Flur etwa alleine fertig putzen?" Shane verschränkte vorwurfsvoll die Arme. Sollte er doch eingeschnappt sein. Keine Sekunde würde ich mehr hier bleiben! Mir war auch relativ egal, ob er nun den Flur fertig machen würde oder nicht. Sonst würde ich halt irgendwann alleine wiederkommen und weiter putzen.

„Ich hole schonmal Louie!" Thea rief mir irritiert hinterher.

„Aber wir haben doch gerade mal Nachmittag! Bis heute Abend sind noch mindestens zwei Stunden!"

„Du meinst nur noch zwei Stunden!" Mit diesen Worten ließ ich den verwirrten Shane und die komisch dreinblickende Thea stehen. Ich musste dringend den Kopf frei bekommen. Vielleicht war ein Spieleabend da ja genau das Richtige.

Solange nur Shane nicht auch dabei war!

Area 51 - Don't trust anybody! Where stories live. Discover now