~Kapitel 18~

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Ich sprang auf und rannte einfach los. Der Lichtkegel der Taschenlampe bewegte sich wild hin und her, während ich mit Vollsprint in die Dunkelheit lief.

Die Stimmen meiner Freunde schrieen mir zu, ich solle umkehren, doch ich schüttelte nur den Kopf und blendete sie aus. Der Rucksack prallte schmerzhaft gegen meinen Rücken und die kalte Luft schlug mir ins Gesicht. Aber mir war eh schon so kalt, dass ich es nicht mehr spüren konnte, von da her machte das auch keinen Unterschied mehr.

Ich stolperte über den unebenen Boden und musste mich konzentrieren, um mich nicht der Länge nach hinzulegen.

Die Stimmen der anderen wurden lauter und ich hörte, wie sie näher kamen. Sie waren mir durch den Zaun gefolgt und ich meinte sogar August zu vernehmen, was mich überraschte. Er war normalerweise nicht so der Regelbrecher, aber es gab wohl für alles ein erstes Mal. Ich legte noch einen Zahn zu, auf keinen Fall wollte ich eingeholt werden. Ich müsste nur so lange rennen, bis es kein Zurück zu den Autos mehr gäbe.

Nur leider machte ich die Rechnung ohne meine schlechte Kondition. Meine Lungen fühlten sich an, als würden sie gleich bersten und ich kriegte kaum noch Luft. Noch dazu wurden meine Beine langsam schwer. Trotzdem stolperte ich weiter. Ich wusste nicht wie lange ich gerannt war, doch die Schritte hinter mir wurden immer deutlicher. Ich konnte jemanden atmen hören und meinte Jessica zu erkennen. Allerdings konnte ich die anderen sonst kaum noch vernehmen. Vielleicht hatte ich sie abgehängt, doch ich wollte und konnte mich jetzt nicht umblicken.

Dann tauchte auf einmal ein Hindernis vor meinen Füßen auf und so taub, wie diese mittlerweile waren, konnte ich nicht schnell genug reagieren. Ich schlug heftig auf den Boden auf, sodass mir kurz die sowieso schon wenige Luft ausblieb. Der Aufprall durchschüttelte meinen ganzen Körper und ich spürte ein starkes Brennen an meinen Knien, als diese über den Boden schleiften. Ich hörte Jessicas schweren Atem und wie sie erschrocken keuchte. Sie hatte jedoch nicht mehr genug Sauerstoff in den Lungen, um zu sprechen und bevor sie auch nur wieder ein bisschen Luft bekam, riss ich mich zusammen und sprang auf.

Meine Taschenlampe flackerte ein wenig, als ich sie von dem staubigen Boden hob. Wahrscheinlich hatte ihr der Aufprall nicht besonders gut getan, doch ich hatte keine Zeit danach zu gucken.

Ich war auf den Asphalt vor mir aufmerksam geworden, der kurz von dem Lichtkegel gestrichen worden war. Eine Startbahn für Flugzeuge. Zumindest war es das, was ich am ehesten in der Fläche wiedererkannte. Und wo eine Startbahn war, war ein Gebäude oder zumindest ein Kontrollzentrum nicht weit. Ich nahm all meine Kraft zusammen und zwang mich weiterzulaufen, obwohl mich meine Seitenstiche killten.

„Tia... warte!" Mehr brachte Jessica nicht heraus, die ich nun definitiv an der Stimme erkannte. Der Asphalt fühlte sich gut unter meinen schmerzenden Füßen an und ich wurde schneller. Ich ignorierte dabei den Schmerz in meinem Gesicht und an meinen Knien, an denen ich die warme Flüssigkeit spüren konnte.

Meine Taschenlampe rettete mich gerade so davor in eine Wand rein zu krachen und ich tastete mich an dieser entlang. Diese war mit ihrem Flimmern keine große Hilfe und hinderte mich eigentlich nur daran beide Hände zu nutzen. Dann wäre ich fast nach vorne gefallen.

Die Wand hatte plötzlich geendet und meine Hände rutschten in einen dünnen Spalt. Ich zog sie aus dem Spalt und griff an die Seite, wo die Wand weiter ging. Eine Kuhle in der Wand zeigte mir, dass es sich um eine schwere Schiebetür handelte. Mit voller Kraft drückte ich gegen die Tür, welche leider sofort wieder in ihre Ausgangsstellung zurück ging, sobald ich Druck wegnahm. Die dumpfen Schritte von Jessica waren nun fast direkt hinter mir und ich stemmte mich mit aller Kraft gegen die Schiebetür. Sie gab ein Stück nach und ich schlüpfte ohne zu zögern durch den Spalt, der sich mir öffnete.

Ich wollte schon weiter laufen, als eine Hand nach meiner Schulter griff und mich zurück zog. Ich wirbelte herum und wollte Jessica gerade anschnauzen, dass sie mich loslassen sollte, da ich eh nicht wieder zurück gehen würde. Sie konnte mich sowieso nicht vom Gegenteil überzeugen! Da hörte ich allerdings ein lautes Quietschen und die Tür fiel mit einem Scheppern zurück ins Schloss. Dieses Mal fiel sie richtig zu.

Jessica machte auf dem Ansatz kehrt und raste zur Tür. Sie fing an hektisch und panisch dagegen zu schlagen, während ich eine Weile brauchte, um zu realisieren, was gerade passiert war. Ich stürzte zu der Schiebetür und wollte nach dem Griff greifen. Und was eine Überraschung, es gab natürlich nur auf einer Seite einen. Wir waren also mehr oder weniger in einem dunklen Raum irgendwo im Nirgendwo eingesperrt, in dem vermutlich alle möglichen Viecher lebten.

Jessicas Stimme war kratzig und voller Panik während ich sie dafür bewunderte, dass sie überhaupt wieder genug Luft hatte, um zu schreien.

„Hallo?! Ist da draußen wer?! Bitte holt uns hier raus!" Dann wirbelte sie mit rot angeschwollenen tränenverschmierten Augen zu mir herum und keifte mich an.

„Das ist alles nur deine Schuld! Hättest du nicht diesen dummen Zaun durchquert, wären wir jetzt nicht hier!" Ich drehte mich einfach nur weg. Nicht nur, dass ich noch nicht genug Luft bekam, um etwas Vernünftiges zurück zu schleudern. Ehrlich gesagt, wollte ich auch nicht, dass sie meine eigene Angst aus meiner Stimme hörte. Wir waren gefangen.

Das der Abend so eine Wendung nehmen würde, hatte ich mir selbst in den wildesten Träumen nicht ausmalen können.

Area 51 - Don't trust anybody! Where stories live. Discover now