~Kapitel 4~

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Ich hatte bis jetzt geglaubt, dass es nicht noch lauter werden konnte, aber da hatte ich mich wohl getäuscht. Vermutlich hätte ich mir die Ohren zugehalten, wenn ich nicht völlig darauf konzetriert gewesen wäre Thea in dem Gedränge nicht zu verlieren. Immer wieder wurde ich von Leuten angerempelt, die schon so viel Alkohol intus hatten, dass sie es wahrscheinlich überhaupt nicht bemerkten.

Trotz der vielen Leute war Jessica nicht schwer zu finden. Es könnte an ihrem grellen roten Kleid gelegen haben, vermutlich aber eher an ihrer Begleitung. Übrigens musste ich Thea recht geben. Der Junge sah zwar cool aus, aber bei seinen Bewegungen konnte man nicht ganz sagen, ob er gerade versuchte eine Wespe zu verscheuchen oder ob er sich zur Musik bewegte. Der Typ tanzte wirklich schrecklich, was mich daran erinnerte, wie froh ich war nicht selbst tanzen zu müssen.

Thea und Louie dagegen schien es nichts auszumachen, weshalb ich schon bald grinsend und mit verschränkten Armen am Rand stand und mir das Lachen verkneifen musste. Louies Blick war hilfesuchend auf mich gerichtet, während er von Thea zwischen den Leuten hin und her gewirbelt wurde. Wahrscheinlich hatte er es sich in dem Moment anders überlegt und hätte lieber doch Augusts Reden in Kauf genommen. Jetzt stolperte er stattdessen über die von einer Diskokugel bunt beleuchtete Tanzfläche und versuchte dabei zumindest eleganter auszusehen als Jessicas Tanzpartner.

Thea dagegen wirkte völlig entspannt und ausgelassen, aber das war für sie auch nicht schwer. Sie war bei Allen beliebt und musste nicht im geringsten auf ihren sozialen Status achten. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Personen, die bei einem falschen Schritt ihr Gesicht verlieren würden. Ich war schließlich schon zufrieden, wenn ich einfach mit der Menge mitgehen konnte.

Das klang jetzt vielleicht langweilig, aber ich wollte ungern auffallen. Weder besonders positiv noch negativ. Als der typische Jugendliche hatte man eben am wenigsten Probleme und Chaos. Trotzdem beneidete ich Thea manchmal um ihre Einstellung zu dem Eindruck, den sie auf andere machte. Diese hüpfte immer noch ausgelassen über die Tanzfläche.

„Tanzt du auch oder willst du weiter deine Freunde wie blöd anstarren?" Ich schrak auf und erblickte einen Jungen neben mir. Er schien etwa in meinem Alter zu sein und eventuell hätte ich sogar ja gesagt, wenn ich nicht so sehr das Bedürfnis gehabt hätte zu kontern.

„Ich starre nicht! Und außerdem, was weißt du schon." Der Jugendliche verdrehte nur gelangweilt die Augen, als wäre es eine völlig normale Antwort für ihn. Ich hätte ihn wahrscheinlich für regelrecht gelangweilt gehalten, wenn da nicht dieses leichte Grinsen in seinem Gesicht gewesen wäre. Machte er sich etwa über mich lustig?

„Geh dir jemand Anderen suchen." Ich fauchte fast. Der Jugendliche grinste nur noch mehr und verdrehte belustigt die Augen. Ich wollte ihn wieder anfahren, doch ich wusste, dass das nichts bringen würde. Dieser Junge genoss meine Wut regelrecht und im Zweifel bereitete ich ihm mit meinem Gezicke eine Freude. Wenn er sonst keine Hobbys hatte, sollte er doch blöd lachen!

„Chill mal Tiger, dann eben nicht. Du verpasst aber was." Sicher nicht. Die Füße des Jugendlichen bewegten sich im Beat und Thea wäre bestimmt eine perfekte Tanzpartnerin. Nun lächelte ich verschmitzt. Louie wäre mir bestimmt auch dankbar für Erlösung. Vielleicht hätte ich fragen sollen, doch das käme erstens bestimmt komisch und zweitens wirkte das Wippen mit dem Fuß jetzt nicht mehr wie eine Bewegung zur Musik, sondern eher wie eine Geste der Nervosität.

Bei genauerem Hinsehen wurde mir auch klar, dass seine Augen schnell im Raum hin und her wanderten. Vielleicht suchte er jemanden? Wohl eher nicht. Möglicherweise hatte der Typ etwas ausgefressen? Doch den Gedanken verwarf ich sofort wieder. Ich hatte mal wieder eine viel zu lebhafte Fantasie. Wahrscheinlich hatte eine Freundin und wollte nicht erwischt werden, wie er mit anderen Mädchen flirtete. Oder es zumindest versuchte.

Ich grinste frech fest entschlossen ihn unsere Konversation nicht gewinnen zu lassen.

„Tja ich bin dann mal weg, aber keine Sorge, du findest bestimmt noch jemanden, der mit dir tanzt." Ich setzte eine gespielt mitleidige Mine auf und ehe der Jugendliche etwas erwidern konnte, drängte ich mich zu Thea durch.

„Hey! Ich habs mir doch anders überlegt!" Das Geschrei und Gelächter der Jugendlichen war genauso wie die Musik viel zu laut und dröhnte in meinen Ohren, weshalb ich ebenfalls schreien musste, damit man mich überhaupt hörte. Thea lachte und riss überdreht zur Musik die Arme in die Luft. August war wohl nicht der Einzige, der angetrunken war, denn das war selbst für Thea übertrieben. Doch das konnte mir im Moment alles egal sein.

Ob mein Vater nun da war oder nicht, wie ich beim Tanzen aussah, oder auch der merkwürdige Junge, der nun in der Menge verschwunden war. Ich ließ mich von der Musik treiben und hörte das ausgelassene Kreischen von Thea. Das war mein Geburtstag und ich würde diesen jetzt auch mit meinen Freunden genießen!

Area 51 - Don't trust anybody! Where stories live. Discover now