~Kapitel 68~

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Nora schob den Holzhocker mit einem letzten Ruck zwischen zwei Metallcontainer. Einige andere behelfsmäßig platzierte Gegenstände erleichterten ebenfalls die Flucht auf die großen Behälter. Von dort aus wäre es einfach sich vor dem Monster zu verstecken und sollte es uns doch entdecken, wären wir dort oben einigermaßen sicher, bis das Betäubungsmittel wirken würde.

Nora hatte uns bereits darauf vorbereitet, dass dies vermutlich etwas länger dauern würde, da die Dosierung ziemlich gering im Vergleich mit der Größe des Monsters war. Und mehr Betäubungsmittel hatten wir dank Mr. Cook schließlich nicht holen können.

Ich schob ein paar verstaubte Kabel aus dem Weg, welche sicher einer Stolperfalle gleichkommen würden. Alles musste so laufen, wie wir es geplant hatten. Und hier unten war der perfekte Ort für eine nette Überraschung. Grimmig blickte ich zu der Betäubungswaffe in Augusts Hand und die Metallstangen in meinen und Theas Händen. Das Wesen würde sein blaues Wunder erleben!

„Gibst du mir mal das Klebeband?" Jessica streckte ihre Hand aus und ich reichte ihr die braune Rolle an. Jessica schimpfte vor sich hin, als das Klebeband sich verwickelte. Ich wollte schon nach diesem greifen, als Thea an mir vorbei zu ihrer Schwester lief und das Klebeband packte. Gemeinsam entwirrten die Beiden das Band und wickelten es um einige aufeinander gestapelten Metallkästen.

Ich wandte mich ab und griff nachdenklich nach dem roten Reagenzglas, welches auf einer Metalltonne lag. Mit dem Finger strich ich über das Glas, hinter dem die Flüssigkeit hin und her schwappte.

„Pass auf, dass sich der Verschluss nicht löst. Wir wollen nicht jetzt schon überrascht werden!" Nora war neben mich getreten und stellte einige klare Flüssigkeiten zur Seite. Ein benutztes Tuch lag neben diesen, mit dem sie bereits einige Tropfen der durchsichtigen Flüssigkeit in das Reagenzglas gefüllt hatte. Wenn es erst einmal wirken würde, wäre der Blutgeruch noch um einiges stärker! Ich ballte meine Hand zu einer Faust, sodass meine Fingerknöchel weiß wurden. Noras Blick glitt kurz zu meiner Hand und dann wieder zu meinem Gesicht. Dann strich sie mir mit ihrer Hand kurz sanft über die Haare. Eine Sekunde war es fast so, als wäre mein Vater gerade vor mir. Er hatte das auch immer gemacht, wenn ich mich nachts vor den Monstern unter meinem Bett gefürchtet hatte. Schon ironisch, dass es mich diesmal in Anbetracht eines richtigen Monsters beruhigen sollte. Was er wohl sagen würde, wenn er das hier gerade sehen würde? Vermutlich hätte ich zehn Jahre Hausarrest oder mehr.

„Machst du dir Sorgen, dass etwas schief gehen könnte?" Ich schüttelte den Kopf und biss die Zähne zusammen, sodass meine Backen schmerzten. Nora sah mich mit ihrem warmen verständnisvollen Blick forschend an.

„Was ist dann los?" Mein Blick wanderte zu dem Reagenzglas und Nora folgte diesem. Was jetzt kommen würde, würde ihr nicht gefallen. Aber meine Entscheidung war längst getroffen.

„Irgendwer muss das Monster... ködern." Nora sog scharf Luft ein und hinter ihr sah mich August entsetzt an. Meine Worte waren zwar kaum mehr als ein Flüstern gewesen, doch er hatte anscheinend jedes einzelne verstanden. Ohne auf Nora zu achten, schob er sich an ihr vorbei.

„Bist du verrückt?! Ich habe schon Louie verloren! Wie viele meiner Freunde sollen noch sterben, bevor..."

„Ich werde nicht sterben. Ihr betäubt es doch rechtzeitig!" Thea und Jessica hatten den letzten Teil unserer Auseinandersetzung mitbekommen und schlossen nun zu uns auf. Jessicas Blick war fassungslos, während Thea ungläubig und ängstlich quiekte.

„Was wenn Nora nicht trifft?"

„Dann kann ich immer noch zu euch hochklettern." Ich versuchte selbstbewusst zu wirken, weshalb ich nachdrücklich die Arme verschrenkte. Innerlich machte meine Magen aber mehrere Purzelbäume und ich musste mir Mühe geben nicht zu zittern. Ich sah in die sorgenvollen Gesichter meiner Freunde. Es gab nur diesen einen Weg sie in Sicherheit zu wissen. Andernfalls würde ich wohl auch nicht zur Ruhe kommen. Nora seufzte schließlich.

„So gerne ich euch auch da raus halten würde, wir werden sowieso alle mit dem Monster konfrontiert. Und wenn ich es schon betäube, kann ich es nicht auch noch gleichzeitig anlocken. Das muss also sowieso einer von euch tun." Thea und Jessica blickten mich zweifelnd an, bis sie schließlich nickend zustimmten. Alle Augen lagen auf August. Dessen Blick ruhte grimmig auf mir.

„Mir gefällt das nicht. Aber nach allem, was wir durchgemacht haben, weiß ich, dass ich dich eh nicht aufhalten kann." Er schenkte mir ein schiefes Grinsen. Dankbar versuchte ich ein Lächeln aufzusetzen. Nora schien sich wieder zu besinnen und klatschte auffordernd in die Hände.

„Da wir das dann jetzt geklärt haben, sollten wir nicht noch mehr Zeit verlieren. Ich nickte, doch meine Kehle war wie ausgetrocknet. August reichte Nora die Waffe und ehe ich mich versah, kletterten meine Freunde auch schon auf die Metallcontainer und Stangen. Jessica schimpfte leise, als sie hängen blieb und sich ein Hosenbein zerriss. Thea zischte ihr leise etwas zu, was ich allerdings von meiner Position aus nicht verstehen konnte.

Dann stand ich alleine da. Innmitten eines dunklen Raums, in dem ein Monster hauste, welches keine Probleme damit hatte Menschen zu zerfleischen. Ich holte noch einmal tief Luft und öffnete dann das Reagenzglas.

Ein alles überdeckender Blutgeruch stieg mir in die Nase und füllte die Dunkelheit.

Area 51 - Don't trust anybody! Where stories live. Discover now