~Kapitel 41~

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Müde tappte ich durch die noch fast leeren Flure. Ein Gähnen konnte ich kaum unterdrücken. Die ganze Nacht hatte ich kaum geschlafen und wenn doch, war ich kurze Zeit später wieder hochgeschreckt. Ständig meinte ich die rötlichen Augen zu sehen oder das Schaben zu hören.

Jetzt am Tag wirkten die Gänge auf einmal gar nicht mehr so gruselig. Aber bei einer Sache war ich mir immerhin mittlerweile sicher. Ich hatte mir das alles nicht eingebildet! Aber ob die anderen das auch so sehen würden?

Die Stimmen von Thea und August klangen bereits durch die Tür. Als ich diese öffnete wurden die Stimmen lauter und ich sah sie zusammen mit Oliver, Louie und Jessica am Tisch sitzen. Nur Shane fehlte. Ob er immer noch sauer war? Vermutlich. Als ich den Raum betrat, richteten sich die Blicke auf mich. Jessica grinste mich an.

„Was höre ich da von Albträumen und Monstern? Hast du einen Geist gesehen?" Ich schnaubte. Dass sie auf mir rumhacken würde, war eigentlich schon vorher klar gewesen.

„Du warst die, die Panik bekommen hat, als wir in dem dunklen Raum eingesperrt waren."

„Ich hab zumindest nichts von Monstern gefaselt. Was war denn da los? Schlecht geträumt?" Alle Augen lagen gespannt auf mir, doch ich zuckte nur mit den Schultern.

„Nein. Naja, danach schon." August schnaubte belustigt, als er merkte, worauf ich hinaus wollte.

„Du willst uns doch nicht erzählen, dass da deiner Meinung nach wirklich was gewesen ist."

„Doch. Ich weiß, was ich gesehen hab." Thea verdrehte die Augen.

„Wir hatten diese Diskussion schon. Und soweit ich mich erinnere, hab ich nachgeschaut und da war nichts."

„Vielleicht war es schon weg!" Meine Geduld war langsam zu ende. Wenn sie mir nicht glauben wollte, war es zwecklos zu diskutieren. Ich wechselte schnell das Thema.

„Wo ist Shane?"

„Keine Ahnung, vielleicht schläft er noch. Aber eigentlich verpasst er sonst nie das Essen. Heute Morgen war er nicht in unserem Zimmer, als ich aufgewacht bin." Oliver schien sich keine weiteren Gedanken darüber zu machen. Ich aber schon. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich an die Ereignisse von der Nacht dachte. Ich lächelte Louie, der mir einen Teller mit einem Brötchen reichte, gezwungen an. Der Appetit war mir vergangen.

„Nein, danke. Ich suche schon mal Shane und treffe euch dann nachher an der Lagerhalle." Ehe mir jemand widersprechen konnte, lief ich zur Tür und schlüpfte in den Flur. Dort versuchte ich mein rasendes Herz zu beruhigen. Ich versuchte mir zu sagen, dass alles gut war. Dass Jessica und Oliver bestimmt recht hatten, doch es half nichts.

Eine ganz bestimmte Sorge schlich sich trotzdem in meinen Kopf. Die Schreie, die ich gehört hatte und das Blut, dass ich gesehen hatte. Was, wenn das Ding Shane erwischt hatte? Was, wenn er längst getötet und gefressen worden war?

Mein Atem verschnellerte sich vor Panik, ebenso meine Schritte. Bald rannte ich durch die Flure. Mein Hals fühlte sich an, als hätte jemand mit dem Hammer drauf geschlagen und meine Lungen schrieen nach Luft. Ich stoppte unter den skeptischen Blicken einiger Leute an einer Ecke und stützte mich an die kalte Betonwand. Verzweifelt rang ich nach Luft, aber der Kloß in meinem Hals machte es nicht gerade besser.

„Alles okay?" Ein Mann kam langsam auf mich zu und hob beruhigend die Hände. Keuchend riss ich die Augen auf und suchte hektisch nach dem nächsten Ausgang. Ich wollte nur noch raus! Ich hatte nicht einmal mehr genug Luft, um dem Mann zu antworten. Auch die anderen Leute kamen nun auf mich zu und sahen mich besorgt an. Einige redeten auf mich ein, doch umso näher sie kamen, desto schlimmer wurde es. Es war, als würden sie mit ihrer bloßen Anwesenheit die Luft von mir wegdrücken. Ich fokussierte mich auf eine Lücke, die sich zwischen ihnen bildete und rannte los.

Erstaunt riefen mir die Leute hinterher, jedoch konnte nicht verstehen, was genau sie sagten. Vor mir zeichnete sich eine Tür in der Ferne ab, die mit jedem Schritt näher erschien. Es fühlte sich fast wie ein Traum an, als ich endlich nach der Türklinke greifen konnte.

Ein Schwall kühler Luft kam mir entgegen, als ich nach draußen trat. Mit einem Mal war die Schwere auf meiner Brust verschwunden und ich konnte wieder atmen. Mein Hals ließ endlich wieder die erfrischende Luft durch und mein Herz beruhigte sich auch langsam. Ich nahm noch einen tiefen Atemzug und hob dann den Blick.

Vor mir ging gerade die Sonne in rotem Morgenlicht auf. Fasziniert betrachtete ich das Farbenspiel. Zuhause war ich nie so früh auf, dass ich den Sonnenaufgang sehen konnte. Ein Knacken unterbrach meinen kurz gefundenen Frieden. Mein Blick huschte zu einem kleinen Lagerhaus. Vielleicht das Wellblechdach? Oder doch das Ding? Vorsichtig schlich ich zu der instabilen Blechwand. Dann sah ich um die Ecke.

Und meine Anspannung fiel mit einem Schlag ab.

Area 51 - Don't trust anybody! Where stories live. Discover now