~Kapitel 71~

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Kurz war ich versucht meine Mauern fallen zu lassen und mich zu entspannen, doch dann straffte ich mich wieder.

„Glaubst du wirklich, ich gehe dir erneut ins Netz?!"

„Wenn ich dich töten wollen würde, hätte ich das längst tun können. Niemand ist hier, um dich zu retten!" Shane blickte mich ungeduldig an.

„Warum sollte ich mir dann dann die Mühe machen so etwas zu schreiben? Ich bin der Einzige der dir hier raus helfen kann!"

„Und wie?" Shane griff erneut in seine Tasche und grinste mich dann an. Es war allerdings kein fröhliches Lächeln.

„Mit meinen tollen Schlüsseln."

„Die hast du wiederbekommen?"

„Über viele Umwege, aber ja." Zweifelnd sah ich in Shanes Gesicht. Ich suchte nach irgendeinem Beweis, dass ich ihm trauen konnte, doch der kam natürlich nicht. Shane blickte mir dringlich in die Augen.

„Wir haben alleine keine Chance. Ich bin nicht das Monster! Das ist alles ein Spiel. Er spielt mit uns wie eine Katze mit einer Maus!" Ich holte tief Luft und zwang mich dann zu einer Entscheidung. Der einzige Weg herauszufinden, ob man jemandem trauen konnte, war ihm einfach zu vertrauen.

„Okay." Meine Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, doch das genügte Shane scheinbar. Er wollte umdrehen und in Richtung Ausgang eilen, doch ich hielt ihn auf.

„Ich vertraue dir, also musst du auch mir vertrauen." Shane blickte mich ohne eine Mine zu verziehen an.

„Ist das so eine Regel?"

„Es ist meine Regel. Wie kannst du mir erklären, dass deine Ringhälfte hier lag? Sie war direkt neben den Monsterspuren. Du musst verstehen, dass das schon etwas seltsam ist." Shane zischte mich wütend an.

„Glaubst du wirklich, jemand it so dumm einen so offensichtlichen Hinweis zu hinterlassen? Das war volle Absicht. Und das ist auch nicht meine gewesen." Irritiert starrte ich ihn an. Shane schluckte langsam, bevor er die nächsten Worte förmlich aus sich heraus zwang.

„Eine Ringhälfte hat immer auch ein gleiches Gegenstück." Zunächst war ich sprachlos. Dann dämmerte es mir langsam. Wie gelähmt stand ich da, während die Gedanken langsam durch meinen Kopf flossen.

„Dein Vater. Er hat sie hier abgelegt." Shane nickte und es schien ihm sichtlich Schmerzen zu bereiten. Das war eines der wenigen Male, an denen er sich mir gegenüber verletzlich zeigte. Verwirrt klappte ich meinen Mund auf.

„Aber... dir fehlte doch deine Ringhälfte... und nicht ihm."

„Er hat mich darum gebeten ihm meine Kette zu geben. Mein Vater wollte mir nicht sagen, warum er sie brauchte. Er hat sie weg gesteckt und mich dann einfach zurück zur Lagerhalle geschickt." Mein Gehirn wollte die neuen Informationen gar nicht richtig verarbeiten. Deswegen half mir Shane auf die Sprünge.

„Er wusste, dass der Verlust meiner Kette sofort auffallen würde. Dass seine auch weg war, konnte keiner wissen. Immerhin trägt er sie nie." Ich schüttelte ungläubig den Kopf und flüsterte die nächsten Worte mit heiserer Stimme.

„Aber warum das alles? Warum sollte dein eigener Vater dich in die Schussbahn ziehen?"

„Manche Leute bekommen nur das, was sie verdienen." Shane wirbelte herum, während ich wie eingefroren an ihm vorbei starrte. Conall Wood stand in Seelenruhe wenige Meter weiter im Schatten eines Metallbehälters. Ein Rohr über ihm schien ein Leg zu haben, weshalb unaufhörlich rote Flüssigkeit auf seine Schulter tropfte. Entweder nahm er dies nicht wahr oder es war ihm egal. Mr. Wood bewegte sich keinen Zentimeter, stattdessen beobachtete er uns einfach nur ruhig. Ich fing an zu zittern, als ich begriff, was das alles zu bedeuten hatte. Shane war nicht das Wesen. Ganz und gar nicht. Denn dieses stand direkt vor uns. Mr. Wood lächelte mich freundlich an, doch mir wurde davon schlecht. Wie falsch es doch die ganze Zeit schon gewesen war.

„Ach komm schon, so überrascht kannst du nicht sein. Immerhin haben wir uns schon mehr als nur einmal getroffen, Tirara." Meine Stimme war fast völlig erstickt, weshalb ich nur flüstern konnte. „Sie waren das. Sie haben das Reagenzglas in meinem Zimmer gefunden!" Mr. Wood schüttelte belustigt den Kopf.

„Nicht gefunden, sondern eher durch Zufall mitbekommen, wie mein Sohn sich mit Oliver unterhalten hat. Es war lustig mitanzusehen, wie du vor Angst gezittert und vergeblich auf Shane gewartet hast, während ich ihn mit Extraarbeit in seinem Zimmer eingesperrt habe. Ich habe quasi zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die Beweise für die Experimente waren weg und ich konnte den Verdacht auf meinen ach so unverlässlichen Sohn lenken." Ich schluckte trocken.

„Und Sie haben die ganze Zeit nur Ihr Spiel mit uns gespielt." Mr. Woods Mine hellte sich zufrieden auf. Ihm schien es regelrecht zu gefallen, dass ich nun nicht mehr im Dunkeln tappte.

„Das merkst du aber spät. Immerhin mein Sohn hat es früh erkannt." Mein Kopf flog zu Shane. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie mein Gesichtsausdruck jetzt aussehen musste. Mr. Wood lachte spöttisch auf.

„Falls du dich fragst, ob er dich schon wieder angelogen hat, dann nein. Shane war sich nicht sicher genug, um mich in Schwierigkeiten zu bringen. Vielleicht hat ihn aber auch die Treue zu seinem eigenen Vater geschwächt." Shane sah Mr. Wood voller Entsetzen an, als würde er seinen eigenen Vater kaum erkennen. Ich trat mittlerweile am ganzen Körper zitternd einen Schritt zurück.

„Warum das alles? Warum wollen Sie mich töten?"

„Wie naiv, dass du denkst, es würde dabei um dich gehen. Das ist größer als du. Es geht natürlich generell ums töten." Ich riss entsetzt den Mund auf, doch es kam kein Laut raus. Mr. Wood hatte das so ruhig gesagt, als wäre es das normalste der Welt. Mit solcher Überzeugung hatte nicht einmal Louie über seine Aliens geredet.

„Und warum dann ausgerechnet wir? Warum Louie?"

Area 51 - Don't trust anybody! Where stories live. Discover now