~Kapitel 7~

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Die Schule war mittlerweile aus und ich hätte mit August mitfahren können, aber das ging nicht, da ich Louie die Hausaufgaben bringen musste. Und August musste eben leider nicht in die selbe Richtung.

Der Weg zu Louies Haus war aber zum Glück von der Schule aus nicht weit und ich konnte ihn im Schlaf. Trotzdem musste ich jetzt eine Extrastrecke laufen.

Ich verdrehte die Augen und wischte mir den Schweiß von der Stirn. In der Mittagshitze gab es wirklich Besseres, was man tun konnte.

Die Sonne brannte zu dieser Zeit des Tages auf mich herunter und ich wünschte mir in dem Moment nichts mehr als einen großen Beutel mit Eiswürfeln drin. Oder auch einen Wassereimer, den ich mir dann einfach komplett über den Kopf kippen könnte. Wahrscheinlich würde ich es spätestens in dem Moment bereuen, wenn ich klatschnass wäre, doch trotzdem wäre es schön kühl.

Dabei war das hier nicht einmal der heißeste Tag der Woche, es war sogar verhältnismäßig kalt für dieses Klima. Ich stapfte über ein vertrocknetes Grasbüschel und löste eine Staubwolke aus, als ich mit meinem Fuß auf dem trockenen Boden rutschte. Wenn sich die Stadt wenigstens die Mühe machen würde den Boden in der Wohngegend richtig zu asphaltieren, dann wäre das immerhin ein Anfang.

Mein Blick glitt über die wenigen Wohnungen, die am Straßenrand waren. Louies Wohnung würde ich nicht übersehen, denn das riesige Teleskop, was aus dem Dachfenster ragte, war unverkennbar. Das Fenster musste wegen diesem immer leicht geöffnet sein, denn das Teleskop war nur schwer bewegbar. Manchmal fragte ich mich, ob es seine Eltern und ihn denn überhaupt nicht störte, wenn sie jedes Wetter im Haus spürten.

Der Rucksack auf meinem Rücken wurde langsam schwer und ich wischte mir eine schwarze Locke aus dem Gesicht. Zum Glück war Louies Haus nur noch wenige Meter entfernt und ich konnte die Kühle des Hausflurs jetzt schon fast spüren.

Am liebsten hätte ich durchgeklingelt, damit die Tür möglichst schnell aufginge. Aber erstens wusste ich, dass es dadurch wahrscheinlich auch nicht viel schneller gehen würde und zweitens wollte ich es mir auch nicht mit seinen Eltern verscherzen. Obwohl mich Ms. Parker wie eine Tochter behandelte und ich sie schon ewig kannte, war vor allem Louies Vater ein strenger Mann, der solche Späße wahrscheinlich nicht so lustig finden würde wie ich.

Seit mein Vater nicht mehr in der Stadt arbeitete und meine eigene Mutter zu weit entfernt lebte, als das ich bei ihr wohnen könnte, hatte sich Familie Parker mehr oder weniger um mich gekümmert. Zumindest bis ich alt genug gewesen war, um auf mich selbst aufzupassen. Trotzdem kam ich manchmal noch zum Abendessen vorbei, was Louies Eltern sichtlich freute. Dann war die Atmosphäre immer so, als wäre ich jeden Tag da und als würde ich zur Familie gehören.

Ein lautes Ringen ertönte und die altmodische Holztür wurde von einer Frau geöffnet, die mich, sobald sie mich sah, freudig in ihre Arme schloss.

„Tirara, Schätzchen, es ist so lange her." Ich lachte und löste mich von der Frau. Die gute Laune und die gutmütige Art von Ms. Parker hatten mir schon immer gefallen. So konnte ich meist für einen Augenblick vergessen, dass meine eigene Familie nicht ganz so harmonisch war.

„So lange ist es nun auch nicht her, ich war doch erst letzte Woche da." Die Frau schüttelte den Kopf und lächelte immer noch freundlich.

„Du könntest trotzdem öfter vorbeikommen, Schätzchen. Wir freuen uns immer über Besuch. Möchtest du etwas essen oder trinken?" Ich war versucht zuzustimmen, denn insgeheim knurrte mein Magen ganz schön und auch ein Glas Saft klang sehr verlockend. Doch ich erinnerte mich daran, dass ich heute nicht zu Besuch war.

„Nein danke, ich bringe Louie nur die Hausaufgaben vorbei. Ist er da?" Louies Mutter lächelte freundlich und ein wenig überrascht.

„Das ist lieb, aber ich bin mir nicht sicher, ob er fit genug ist, um Besuch zu empfangen. Außerdem willst du dich sicher nicht anstecken."

„Keine Sorge, ich habe ein starkes Immunsystem und vielleicht kann ich ihn ja ein wenig aufheitern, wenn es ihm wirklich so schlecht geht." Die Frau lächelte dankbar.

„Dann mach das gerne. Er ist oben in seinem Zimmer, aber ich muss dich warnen, der Husten ist hartnäckig. Ein Wunder, dass wir uns noch nicht angesteckt haben." Mit diesen Worten verschwand Ms. Parker in der Küche. Ich ließ meine Tasche mit einem Ruck auf den Boden fallen und kramte einige lose Blätter hervor. Mit diesen unter dem Arm schob ich mich an einem überfüllten Schirmständer vorbei und stiefelte die Treppe hoch.

An die Holzfalltür am Ende der Treppe, die den Eingang zu Louies Zimmer bildete, hatte ich mich längst gewöhnt. Mit der Schulter und einem Arm stemmte ich mich gegen das knarzende Holz, sodass die Falltür aufschwang. In der anderen Hand hielt ich verkrampft die Blätter, welche bei der umständlichen Aktion ein wenig verknitterten.

Ich schob mich in das stickige Zimmer und schloss die Falltür leise hinter mir. Ich warf einen Blick in den Raum und sogleich verschränkte ich die Arme.

„Na besonders krank siehst du ja nicht aus!"

Area 51 - Don't trust anybody! Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ