~Kapitel 69~

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Ich stand nun schon eine Weile unsicher in der Mitte des Raumes und starrte in die Dunkelheit vor mir. Außer ein paar Ratten hatte sich jedoch kein Staubkorn bewegt. Vermutlich lockte der Blutgeruch diese im Gegensatz zu dem sehnsüchtig erwarteten Monster an. Und zu meinem Ärger zuckte ich bei jeder Einzelnen von ihnen zusammen. Bei dem Gedanken daran, dass meine Freunde das wahrscheinlich von ihren sicheren Plätzen aus beobachteten, versuchte ich mich zusammenzureißen.

Ich erstarrte, als ich plötzlich Geräusche aus der Dunkelheit wahrnahm. Ich konnte eine erschrockenes Flüstern von den anderen vernehmen, dieses jedoch nicht zuordnen. Gebannt starrte ich in die Dunkelheit. Meine Füße waren wie festgefroren und alles in mir verkrampfte sich vor Panik. Eine Silhouette zeichnete sich neben einem großen Metallgefäß ab. Dann schien derjenige zu stolpern und ich hörte eine bekannte Stimme laut schimpfen. Ein strubbeliger Haarschopf tauchte aus der Dunkelheit auf und sah mich irritiert an.

„Warum stehst du hier wie bestellt und nicht abgeholt?" Jessica rutschte unbeholfen einen großen Metallcontainer runter, an einer blinkenden Anzeige und einem Messgerät vorbei und landete auf dem Boden.

„Scheiße, Oliver! Du hast mir einen riesigen Schreck eingejagt!" Oliver steckte eine Hand in seine Hosentasche und schob sich mit der anderen eine Strähne aus dem Gesicht. Dann deutete er mit hochgezogener Augenbraue auf mich.

„Ich habe dir einen Schreck eingejagt? Sie ist immerhin diejenige, die hier in der absoluten Dunkelheit einfach so in der Gegend rumsteht und ins Nichts starrt." Ich schnaubte und meine Anspannung fiel langsam ab.

„Lass das mal meine Sache sein." Oliver schien nicht ganz überzeugt wandte sich jedoch wieder Jessica zu.

„Wie auch immer, jedenfalls habe ich nach dir gesucht." Jessica lächelte ihn an und ich verdrehte die Augen. Offenbar dachte Thea das Gleiche wie ich, denn ich konnte ihre Stimme von den Metallgefäßen herunter hallen hören.

„Ey, ihr zwei Turteltauben! Ich unterbreche das nur ungern, aber wir haben noch etwas vor!" Skeptisch funkelte ich Oliver aus zusammengekniffen Augen an.

„Thea hat recht. Das ist ja alles schön und gut, aber es ist gerade echt ungünstig." Oliver zog die Hand aus der Tasche und hob abwehrend die Hände.

„Es auf wirklich wichtig. Ich wollte eigentlich nur fragen, ob Shane hier bei euch ist."

„Wo wir gerade beim Thema sind. Wie kommst du dazu hier aufzutauchen?" Langsam trat ich einen Schritt zurück, darauf bedacht nicht zu stolpern. Oliver sah mich irritiert an.

„Was meinst du?"

„Wie hast du uns hier gefunden?" Oliver kratzte sich verwirrt am Hinterkopf.

„Jessica hat mir gesagt, dass ihr hier hin wolltet, also hab ich hier zuerst nach euch gesucht. Außerdem hätte ich gerne meinen Schlüssel wieder." Ich funkelte Jessica von der Seite an, obwohl ein Stein von meinen Schultern fiel. Also war er nicht wegen dem Blutgeruch hier. Ganz kurz hatte ich dran gezweifelt, ob er nicht das Monster war. Jedoch stellte sich damit nur heraus, dass Jessica unsere Aktion nicht für sich behalten hatte können.

Warum hatte ich dann Shane nicht auch einweihen dürfen? Das schien mir definitiv nicht fair. Bei dem Gedanken an Shane fiel mir wieder ein, weshalb Oliver eigentlich hierher gekommen war.

„Du suchst nach Shane?"

„So sieht's aus. Er war die letzten Tage mehr oder weniger... verschwunden." Oliver schenkte mir ein schiefes Lächeln.

„Irgendwer muss ja auf ihn aufpassen und wenn ich es nicht tue, wer dann? Aber jetzt mal ehrlich, ich mache mir langsam Sorgen. So verschlossen wie in letzter Zeit war er selten." Olivers Grinsen verstärkte sich.

„Vielleicht liegt das aber auch an einem gewissen etwas bissigen Problem, mit dem er sich beschäftigt, Tiger!" Seine Anspielung ignorierte ich gekonnt. Wenn Shane auch nur einen Gedanken an mich verschwenden würde, wäre er nicht so abweisend zu mir.

„Ich bin nicht bissig!"

„Überhaupt nicht?"

„Nein!" Ich verschränkte eingeschnappt die Arme. Olivers Blick wanderte zunächst belustigt über mich und glitt dann weiter zu Jessica. Mitten in seiner Bewegung stoppte er allerdings. Irritiert starrte er auf etwas hinter uns.

„Das ist merkwürdig..." Er schob sich an und vorbei zu einer großen Fußspur. Zu was diese gehörte, wussten wir mittlerweile wohl alle. Doch er hielt nicht bei dieser an, sondern kniete sich hinter dieser auf den Boden. Seinen Arm steckte er in einen Spalt zwischen zwei Metallbehältern. Gerade einmal seine Hand verschwand zwischen den Behältern, bevor er seinen Arm auch schon wieder zurückzog. Er richtete sich auf und öffnete seine zu einer Faust geballten Hand. Ein kleiner metallener Gegenstand lag in dieser. Jessica linste neugierig zu ihm rüber.

„Was ist das?" Ich hörte einen dumpfen Klang, als die andern ebenfalls von den Metallbehältern herunter kamen. Oliver drehte und wendete den Gegenstand in seiner Hand und schüttelte voller Verwirrung den Kopf. Ich dagegen war wie erstarrt. Ohne Probleme erkannte ich dieses kleine Etwas.

„Shanes Ringhälfte." Ich brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass ich die Person gewesen war, die die Worte Worte heiser geflüstert hatte. Thea sah Oliver fragend an.

„Aber was macht die hier?" Mein Blick wanderte zu den viel zu großen Fußspuren. Ich kannte die Wahrheit, obwohl ich sie nicht wahrhaben wollte.

Das konnte doch nicht sein, oder?

Area 51 - Don't trust anybody! Where stories live. Discover now