~Kapitel 58~

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Ich hörte ein dumpfes Geräusch hinter mir, als jemand zusammenbrach, doch ich konnte meinen Blick nicht von Louie und dem Monster abwenden. Nun kam Leben in das Wesen und es drehte sich herum und verschwand zwischen den Rohren und Kabeln.

Irgendjemand von uns schrie qualvoll auf, doch ich konnte nicht sagen, wer das gewesen war. Vermutlich würde ich nicht einmal meine eigene Stimme in diesem Moment erkennen. Das Einzige was ich spürte, war Übelkeit und Angst. Und das Zittern meiner Beine. Ich konnte sie kaum noch spüren und der Teil, den ich doch spüren konnte, fühlte sich an wie Wackelpudding.

Mit trockenem Hals starrte ich auf die kleine Gestalt ein paar Meter vor unseren Füßen. Dann kamen all meine Gefühle mit einem Schlag zurück. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich musste diese schließen, um nicht los zu weinen. Ich trat ein paar Schritte vor und dann wollten meine Beine mich nicht mehr tragen. Zitternd brach ich vor Louies Körper zusammen.

Schritte erklangen irgendwo in weiter Ferne, doch ich konnte mich auf nichts anderes konzentrieren als den leblosen Körper meines besten Freundes.

Reflexartig griff ich nach seiner schlaffen verschmierten Hand und zog sie an mich, als könnte er mir so Trost spenden. Aber er war fort. Und nichts würde ihn je wieder zurück bringen.

Die Schritte wurden lauter und dröhnten in meinen Ohren, bis sie schließlich abrupt verstummten und von einem erschrocken Keuchen abgelöst wurden.

Wage nahm ich die Stimme von Mr. Wood wahr und als ich meinen Kopf langsam drehte, sah ich, wie er zusammen mit Mr. Baker entsetzt zu Louie blickte.

Mr. Baker rührte sich nicht von der Stelle, doch auch ihm sah man anhand seiner aufgerissenen Augen seinen tiefen Schock an. Er hatte vermutlich mit viel gerechnet, doch dieser Anblick überraschte auch ihn.

Mr. Wood löste sich als Erster von den Beiden aus seiner Starre und eilte zu Louie. Mit Gewalt schob er mich beiseite und griff nach seiner Hand. Mir wurde Übel, als ich begriff, was er da so hektisch versuchte. Mr. Wood suchte Louies Puls. Ein dicker Kloß in meinem Hals machte es mir fast unmöglich zu atmen. Mir war längst klar, dass es hoffnungslos war. Trotzdem brach ein weiterer Teil von mir, als Mr. Wood sich langsam aufrichtete.

„Der Junge ist nicht mehr am Leben." Ich drehte mich zu Mr. Baker, dessen Blick ungläubig von Louie und dann zu uns wanderte.

„Was ist mit ihm passiert?" August reagierte erst gar nicht und starrte nur mit blassem Gesicht vor sich auf den Boden. Jessica schluchzte und atmete so schnell, dass ihr Kopf schon ganz rot war.

„Das... Da war ein... Es war... Dieses... Monster." Mr. Baker und Mr. Wood tauschten ungläubige Blicke aus. Mr. Wood trat schließlich vor und sah sie eindringlich an.

„Ein Monster? Wie sah dieses... Monster den aus?" Bei dem sanften und beruhigenden Klang seiner Stimme wurde Jessica ruhiger, doch sie schluchzte trotzdem stetig vor sich hin.

„Es war groß. Sehr groß. Und es hatte lange Zähne und spitze Krallen..." Mr. Wood stoppte sie, als sie erneut in Panik verfiel.

„Ist okay. Tirara? Was hatte dieses Monster noch an sich?" Er wandte sich an mich, da sowohl Thea als auch August nicht ansprechbar waren. Thea war in sich zusammengesunken und offensichtlich ohnmächtig, während August mit weit aufgerissenen Augen ins Nichts starrte. Schweiß war auf seiner Stirn und Mr. Baker versuchte ihn ruhig anzusprechen. August zeigte jedoch keinerlei Reaktion auf auch nur ein einziges Wort. Ich wandte mich wieder Mr. Wood zu, der mir die Sicht auf Louie versperrte.

„Es wird alles gut. Was hat euch angegriffen?" Als ich den Mund öffnete, kam zunächst nur ein Krächzen raus, weshalb ich diesen wieder schloss. Mr. Wood sah mich verständnisvoll an und ich versuchte es erneut. Dieses Mal konnte ich zu meiner Erleichterung meine eigene Stimme leise vernehmen.

„Wir haben ihn schreien hören. Und als wir dann hier ankamen, da..." Ich schluckte und Mr. Wood legte mit beruhigend die Hand auf die Schulter. Fest entschlossen nicht weiter über dieses Ding zu schweigen hob ich erneut die Stimme.

„Es hatte ihn bereits angegriffen." Mr. Wood nickte mit ermutigend zu.

„Und wie sah es aus?"

„Es steht auf seinen hinteren Pfoten. Und sein Gesicht ähnelt einer Fledermaus. Seine Ohren sind hundeähnlich und überall am Körper hat es hervorstehende Adern." Mr. Wood wandte sich geschockt an Mr. Baker, doch auch dieser wirkte mehr als verwirrt.

„Das ist kein Bär. Gibt es ein hier beheimatetes Tier, dass dieser Beschreibung ähnlich ist?" Mr. Baker schüttelte den Kopf.

„Nicht das ich wüsste. Aber vielleicht ist es importiert worden? Von Tierschmugglern? Und irgendwie muss es dann entkommen sein." Mr. Wood starrte grimmig auf die Leiche.

„Ich werde gleich ein paar Arbeiter damit beauftragen nachzuforschen."

„Sie werden nichts finden." Ich starrte auf den Boden vor mir, doch ich spürte, wie sich die Blicke auf mich richteten.

„Wie meinst du das?"

„Ich habe es schonmal gesehen. Und es ist definitiv kein Tier. Zumindest kein Gewöhnliches." Mr. Baker und Mr. Wood tauschten beunruhigte Blicke aus, ehe Mr. Wood sich wieder mir zuwandte.

„Am besten erzählst du uns später nochmal mehr, doch jetzt schaffen wir euch erstmal hier raus." Er packte mich energisch am Arm und zog mich energisch in Richtung Ausgang. Ich war dankbar dafür nicht selber lenken zu müssen. Dazu war ich gerade nicht in der Lage. Ich stolperte an Thea vorbei, die gerade von Mr. Baker auf die Beine gezogen wurde. August und Jessica folgten ihr wortlos.

Keiner von ihnen warf mehr einen Blick zurück, doch ich musste es tun. Jeden Zentimeter an Louies Körper prägte ich mir noch einmal genau mit dem bitteren Wissen ein, dass dies das letzte Mal war, dass ich ihn sehen würde.

Area 51 - Don't trust anybody! Where stories live. Discover now