~Kapitel 26~

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Was Mr. Baker gerade gesagt hatte, wollte einfach nicht in meinen Kopf rein gehen. Ich musste es mehrere Male vor meinem inneren Auge abspielen, bevor ich auch nur annähernd verstanden hatte, was das bedeutete. Ich war wie gelähmt und meine Welt brach mit einem Schlag zusammen.

„Das können Sie nicht machen! Sie müssen uns gehen lassen! Notfalls lasse ich Sie auch anzeigen!" Jessica schrie Mr. Baker vor lauter Panik mit kratziger Stimme an, während ihre Schwester einfach nur mit blassem Gesicht da stand. Nora wirkte ebenso geschockt wie wir. August und Louie starrten Mr. Baker mit großen Augen an und schienen gar nicht zu begreifen, was er gesagt hatte. Dieser wandte sich in aller Seelenruhe Jessica zu, der mittlerweile Tränen über die Wange liefen.

„Mach das gerne, aber dann bin ich gespannt, was die zu einem Einbruch in ein hochgesichertes Gebiet mit streng geheimen Daten sagen. Und nebenbei gesagt, haben ich auch jedes Recht dazu das zu tun." Jessica liefen nur noch stumm die Tränen über die Wange. Sie war völlig sprachlos und auch ich war wie erstarrt.

„Aber... unsere Eltern... und was ist mit der Schule... und unserem Zuhause..." Louie stotterte und August stimmte ihm mit zitteriger Stimme zu.

„Meine Geschwister... sie brauchen mich. Was sollen die Zwillinge denn ohne mich machen? Und was werden unsere Mitschüler sagen?"

„Vermutlich nicht viel. Die haben eher weniger Mitspracherecht. Und was eure Familien angeht, die werden natürlich informiert. Ich stimme dir definitiv zu, eure Familien sollen nicht denken, dass ihr auf einmal einfach verschwunden seid. Aber was die dann anschließend machen, hättet ihr vorher bedenken sollen."

Die Tür wurde mit Schwung aufgerissen und ein mir sehr bekanntes Gesicht erschien im Türrahmen. Mein Vater starrte mich mit großen überraschten Augen an. Dann lief er zu mir und nahm mich in den Arm. Ich stand einfach nur da. Für diesen Moment hatte ich so viel gegeben und doch wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte.

„Tirara, was tust du bloß! Was hast du dir nur gedacht?" Es sollte wohl ein Tadel sein, jedoch liefen meinem Vater dabei Freudentränen die Wange runter. Und doch sah ich tiefe Sorge in seinem Blick. Ein Teil von mir, wollte ihn auch endlich umarmen und nicht mehr los lassen. Doch ein anderer Teil war stinksauer. Wie konnte er nur glauben, dass jetzt einfach alles gut war und er so tun könnte, als wäre er nie weg gewesen? Zumal ich diejenige gewesen war, die schließlich etwas unternommen hatte. Er hatte es nicht einmal versucht.

Ich drehte mich bloß weg und wandte mich wieder Mr. Baker zu. So musste ich nichts erwidern. So konnte keiner sehen, wie überfordert ich auf einmal war, jetzt wo mein Vater plötzlich wieder vor mir stand.

Dabei spürte ich die bohrenden Blicke meiner Freunde in meinem Rücken. Sie starrten mich einfach emotionslos an. Es war nicht fair. Nicht, dass sich meinen Freunde nicht das Beste für mich wünschten, doch das hier war nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatten. Jetzt hatte ich meinen Vater wieder. Und sie hatten gerade erfahren, dass sie ihre Familien vermutlich sehr lange nicht mehr sehen würden. Es war keine Eifersucht oder Neid, nur tiefe Enttäuschung und Traurigkeit. Mr. Baker räusperte sich und unterbrach unser Gefühlschaos.

„Ihr werdet gleich auf einige freie Zimmer gebracht. Um alles andere wird sich noch jemand kümmern." Keiner meiner Freunde protestierte mehr. Jessica schniefte leise und Thea stand dicht neben ihr, um ihrer Schwester Trost zu spenden. Louies Blick war voller Entsetzen, doch auch er sagte kein einziges Wort. August hatte sein Schicksal anscheinend längst akzeptiert, denn er versuchte tapfer den Kopf hoch zu halten. Es tat weh zu sehen, dass sie aufgegeben hatten.

Mr. Baker zeigte sich immer noch kein bisschen berührt. Er machte nur seinen Job. Wir waren ihm völlig egal. Er drehte sich von uns weg und ein Mann winkte uns mit sich. Mein Vater beeilte sich Schritt zu halten. Ich wandte den Kopf ein letztes Mal zu Mr. Baker. Dieser erwiderte meinen Blick in völliger Ruhe. Winston stand mit hinter dem Rücken verschränkten Händen neben ihm und ich meinte sogar ein wenig Mitgefühl in seinem Blick zu erkennen.

Nora blickte noch immer nicht auf, doch ich konnte nichts tun, um ihr Mut zu machen. Mr. Baker murmelte ihr nun etwas zu und sie nickte nur. Offenbar war sie machtlos in dieser Situation. Ob sie jetzt gefeuert werden würde? Konnte Mr. Baker das denn überhaupt tun?

Eine Frau schob mich jetzt mit etwas Nachdruck an der Schulter hinter den anderen her, sodass ich meine Schritte wohl oder übel beschleunigen musste. Ich versuchte meinen Kopf zu drehen und Nora nicht aus den Augen zu lassen. Das gelang mir jedoch nicht, als wir aus dem Raum gedrängt wurden.

Die Tür fiel zu und versperrte mir so die Sicht auf Nora, weshalb ich meinen Freunden nun widerwillig folgte.

Area 51 - Don't trust anybody! Where stories live. Discover now