~Kapitel 72~

17 3 0
                                    

„Dein Freund war nur etwas... zu neugierig. Außerdem, ob er oder jemand anderes, das macht keinen großen Unterschied, findest du nicht?" Mir schossen die Tränen in die Augen und mir wurde klar, dass ich nach so kurzer Zeit Mr. Wood bereits bis auf die Knochen hasste. Dieser wischte sich über die Schulter, als wolle er die rote Flüssigkeit entfernen. Er hatte sie also doch bemerkt. Ganz langsam hob er den Kopf und blickte zu dem Rohr. Ein Tropfen landete in seinem Gesicht und rollte die Wange runter.

„Das sind die Transportsysteme für das abgezapfte Blut. Nicht alles ist von Leichen entnommen, manches wurde auch unter Vorwänden gespendet." Shane hatte sich offenbar wieder einigermaßen gesammelt, denn er sah seinem Vater tapfer in die Augen. Er tat mir in diesem Moment so unendlich leid.

„Du brauchtest das Blut für was auch immer. Aber warum mussten dann Menschen sterben?"

„Normales Blut ist nicht genug. Es ist wie ein Kreislauf. Einmal wurde mir ein Gift gespritzt und nun ist es in mir. Es sättigt mich wie eine gute Mahlzeit. Töte ich, überträgt es sich in das Blut der Leiche und verseucht diese völlig. So produziere ich noch mehr und wenn ich erneut trinke, kann ich das durch die Verwandlung verbrauchte Gift damit wieder aufstocken. Mr. Baker war der Meinung, dass er damit Millionen machen würde. Als eine neue Nahrungsquelle oder so etwas. Natürlich müssten wir so weit forschen, dass man nicht mehr töten muss, um an verseuchtes Blut zu kommen. Das würde im Marketing nicht so gut aussehen, wenn du verstehst, was ich meine." Ich hob entschlossen den Kopf und versuchte krampfhaft mein Entsetzen zu ignorieren.

„Also ist Mr. Baker auch involviert?" Mr. Wood blickte mich begeistert an.

„Natürlich, wer soll denn sonst den Strom abschalten, wenn nicht die Leitung? Mit den ganzen Sicherheitssystemen wäre es viel zu kompliziert Area 51 zu verlassen, geschweige denn durch die Gänge zu kommen ohne von einer Kamera aufgezeichnet zu werden." Als er unsere verwirrten Blicke sah, fuhr er schnell fort.

„Wenn nur hier Leute verschwinden würden, wäre es viel zu offensichtlich." Langsam begann ich eins und eins zusammenzuzählen und meine Gedanken fügten sich nacheinander zusammen.

„Also sind die Löcher gar nicht nur von Oliver."

„Schlau, schlau. Wie kommst du drauf, wenn ich fragen darf?"

„Das Loch, durch welches wir reingekommen sind, war viel zu wild gerissen. Das war keine Zange oder sonst ein Werkzeug." Mr. Wood nickte zufrieden wie ein Lehrer, der gerade einen Schüler abfragte. Ich schluckte, um den Kloß in meinem Hals loszuwerden, doch dieser blieb bestehen.

„Das heißt, Sie und Mr. Baker sind Mörder." Mr. Wood setzte eine entschuldigende Mine auf.

„Wir können doch nichts dafür, dass Farell Price uns so unausschlagbare Möglichkeiten bietet. Ein ziemlich dummes Genie." Er lachte trocken auf und sein Körper bebte dabei. Es hätte mir klar sein müssen. Von Anfang an. Schon als ich mit Louie in dem Labor gewesen war, hatte Farell Price sehr aufgewühlt gewirkt. Hätte ich mir doch nur etwas mehr Zeit genommen ihm zuzuhören.

Mr. Wood betrachtete mich immer noch geduldig. Als er jedoch unsere entsetzten Gesichter sah, verbesserte er sich schnell. Fast so, als würde er uns beunruhigen wollen. Wie ironisch das doch war.

„Farell Price weiß, was er mit seiner Forschung bewirkt, doch tun kann er nichts. Das er überhaupt noch wahrnimmt, was genau mit seinen Forschungen passiert, bezweifle ich auch. Der Alte hat einen Knall, das müsst ihr schon zugeben!" Er schien auf unsere Zustimmung zu warten, doch als nichts kam, zuckte er nur gleichgültig mit seinen Schultern.

„Wie auch immer. Ich denke, dass ihr jetzt genug wisst, um zumindest nicht dumm zu sterben." Entschlossen machte Mr. Wood einen Schritt in unsere Richtung. Erschrocken wich ich die gleiche Entfernung zurück. Shane tat es mir nach, doch er hatte einen Arm vor mich ausgestreckt, als wolle er seinem Vater den Weg versperren. Er versuchte mich zu schützen, das war sicher, doch das dies überhaupt etwas brachte, bezweifelte ich. Mr. Wood schien nicht davor zurückzuschrecken seinen eigenen Sohn zu töten.

Dann ertönte ein Knall und meine Hand wurde von einer Druckwelle zurückgedrückt. Mr. Wood schrie wütend auf, was sich aber ziemlich schnell mit einem hässlichen Heulen vermischte. Nur benommen realisierte ich, dass ich geschossen hatte. Er begann zu taumeln und seine Gesichtszüge fingen an sich ganz langsam zu verändern. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Vielleicht lag es aber auch nur an der schrecklichen Faszination, die dieses Schauspiel mit sich brachte.

Adern traten hervor und wirkten fast so, als würden sie gleich platzen. Sein Gesicht wurde runder und große haarige Ohren wuchsen an seinem Kopf. Die Kleidung machte einem Fell mit einigen kahlen Stellen Platz, während seine Haltung immer gebückter wurde. Nun hatte ich keinerlei Zweifel mehr daran, wer Freund und wer Feind war.

Das Monster oder auch Mr. Wood schüttelte sich ein wenig benommen. Als er jedoch die stechenden rot unterlaufenen Augen wieder öffnete, waren sie fast genauso klar wie zuvor. Mit Entsetzen wurde mir bewusst, dass das Betäubungsmittel tatsächlich nicht ausreichte. Natürlich mit dem kleinen Zusatz, dass Mr. Wood jetzt noch tobender war. Eine Mischung aus Jaulen, Knurren und Bellen kam aus seinem Maul, während er eine Reihe messerscharfer Zähne zeigte.

Ich war nicht mehr fähig mich zu bewegen, Shane jedoch schon. Er packte mich gnadenlos am Arm und zerrte mich im Rennen hinter sich her.

Anfangs spürte ich meine Beine kaum, dann ließ ich jedoch die Waffe fallen und stolperte über die Kabel in Richtung verschlossener Ausgang.

Area 51 - Don't trust anybody! Where stories live. Discover now