Kap. 21 Hochzeit

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Percy pov

Bei unserer Rückkehr ins Camp erwartete uns eine Überraschung, auf die wir gerne verzichtet hätten. Wir stiegen über den Half-Blood-Hill hoch zu Thalias Fichte. Es war früher Nachmittag, doch das Camp lag wie ausgestorben da. Keine Menschenseele zu sehen, dabei sollte um diese Zeit alles in vollem Betrieb sein. Irgendwas stimmte hier nicht. Irgendetwas stimmte hier ganz und garnicht.

Annabeth schlug vor, zuerst einmal die Lage zu erkunden und so verwandelten wir uns allesamt in Jugendliche, die zwischen zehn und dreizehn Jahre alt waren und von deren äußeren Eigenschaften man schwer bis garnicht darauf schließen konnte, wer wir eigentlich waren. Es gab nur eine Sache, die ich mir nicht nehmen ließ und, das waren meine Augen. Ich war nicht bereit, ihre Farben aufzugeben und Annabeth billigte das.

Als wir so als scheinbar zerschundene Gruppe Jugendlicher hinab zum Haupthaus liefen, kam uns eine Gestalt entgegen. Schultern müde nach vorne hängend, aber immernoch mit erhobenem Kinn und halbwegs geradem Rücken.

Ich erkannte nach wenigen Schritten, um wen es sich handelte. „Haut lieber wieder ab, hier wollt ihr nicht mehr leben!", rief Clarisse uns traurig entgegen. Weder sie, noch wir hielten jedoch an.

Als wir uns ein paar Dutzend Meter von den Hütten entfernt trafen, fuhr sie im gleichen Ton fort, „Ich meine es ernst. Das Camp ist kein Ort mehr, an dem jemand sein wollte, wenn er nicht müsste. In der Welt der Menschen seid ihr trotz der Monster besser aufgehoben."

„Clarisse!", flüsterte ich. Ich hatte die Tochter des Ares noch nie so fertig oder so ehrlich besorgt um Neuankömmlinge gesehen. „Was ist mit dir passiert?"

Sie starrte mich misstrauisch an und ganz wie früher zuckte ihre Hand sofort zu einem Messer, von dem ich wusste, dass sie es immer an ihrer Hüfte trug. „Kennen wir uns?" Zur Antwort ließ ich für einen Sekundenbruchteil einen Schimmer über mein Gesicht huschen, der dessen wahre Gestalt entblößte. Auch wenn es im nächsten Moment wieder weg war, wusste ich doch, dass sie es erkannt hatte. „Percy?"

Ich nickte. „Und dann sind das..." Ich nickte wieder und sah dabei, wie sich viele Dinge in ihrem Gesicht taten. Wut und Trauer, Hoffnung, Unglauben, alle vereint in einem gequälten Gesicht.

Sie entschied sich dann aber offenbar für den Mittelteil. „Den Göttern sei dank, ihr seid wieder da. Es ist eine Katastrophe!" Obgleich ich mich über diese herzlichste Begrüßung, die ich je von ihr erhalten hatte, freute, wiederholte ich meine Frage von zuvor. „Was ist passiert?"

Sie biss sich auf die Lippe, kam dann aber zum Punkt indem sie knurrte: „Er ist wieder da. Diese verfluchte Ratte von einem Sohn des Zeus. Mathew!" - „Und du hast ihm nicht einfach die Nase gebrochen?", grätschte Annabeth ihr ins Wort. Auch ich war ziemlich überrascht und wütend über seine Rückkehr, aber Annabeth hatte in diesem Fall die Reaktion übernommen.

Dafür bekam sie eine ausgefallene Grimasse. „Natürlich hab ich das versucht. Aber dieser Arsch hat sich offenbar gleich doppelt von Papi segnen lassen. Einen halben Meter vor ihm hat irgendein elektrisches Feld mich erwischt und scheinbar für Stunden bewegungsunfähig gemacht. Das gleiche ist jedem anderen passiert, der sich ihm unbefugt genähert hat." Sie holte kurz Luft, bevor sie weiter erzählte.

„Die meisten sind kurz darauf einfach nach Hause gefahren. Er verhält sich wie ein Diktator, kommandiert jeden herum und lässt sich von allen bedienen. Irgendwas ist aber mit diesem Schutz, den er hat. Es scheint, als könnte er jeden, der einmal damit in Berührung gekommen ist, zu jeder Zeit an jedem Ort schocken. Nur deshalb ist er nicht schon alleine hier." Ich hörte förmlich die Verzweiflung aus ihrer Stimme tropfen und das zeigte, wie ernst es war. So hatte ich sie nur ein einziges Mal gehört. Als Selena im Kampf gegen den Drakon umgekommen war.

Die Macht ist mit mir, oder?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt