Kap. 132 Das Ende... oder?

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Roran pov

Es blieb natürlich nicht bei einem. Nach diesem Ersten flogen auch noch weitere Kull aus der Staubwolke. Der kurze Moment der Hoffnung wandelte sich damit auch schnell in Entsetzen. Nichtmal das war genug gewesen. Nichtmal das Abfeuern von schwerem Kriegsgeschütz und ein Nahkampf mit den vielleicht stärksten Kriegern aus Alagaësia reichte aus, um dieses Monster zu Fall zu bringen.

Während die Anzahl der Toten zunahm, nahm die Dichte des Staubs ab und langsam zeichneten sich Gestalten ab. Eine Gestalt nur noch, zu dem Zeitpunkt, als man langsam wieder mehr als nur Konturen sah. Zur gleichen Zeit entschied nun auch das letzte Volk, ihren Beitrag für den Kampf zu leisten. Über ein Dutzend Katzen sprangen über den Platz und krallten sich in alles, was nicht durch starke Rüstung geschützt wurde. Ich war überrascht, dass sie ihm so nah kommen konnten. Zuvor war nämlich noch jeder direkte Angriff, auch ohne Waffen, abgelenkt oder blockiert worden.

Er brüllte vor Schmerz und Wut, aber ich gab mich nicht der Illusion hin, er würde dem Erliegen. Eigentlich nahm ich nur eine einzige Sache daraus mit. Irgendwie mussten zumindest seine Schutzzauber nachgegeben haben oder wenigstens schwächer geworden sein. Trotzdem musste ich tatenlos zusehen, wie eine Katze nach der anderen, ob Gestaltwandler oder nicht, beide waren betroffen, durch die Luft geschleudert oder von Barsts Fäusten zermalmt wurde.

Von ihnen blieben jedoch nicht alle so lange an ihm haften, bis es sie ihr Leben kostete. Einige sprangen vorher ab und fauchten ihn nur noch an. Als schließlich die letzte entschied, dass sie alleine nichts mehr ausrichten konnte, hatte sich das Erscheinungsbild des Grafen vollkommen gewandelt. Sein Gesicht hing in Fetzen und er war auf einem Auge geblendet. Trotzdem stand er noch. Offensichtlich beinhaltete seine breite Auswahl an magischen Veränderungen auch einen dieser barbarischen Flüchen, die das Schmerzgefühl aufhielten, abschwächten oder einfach nach einem Augenblick wieder auflösten, sodass man auf die Verletzung aufmerksam, aber nicht davon behindert wurde. Letzteres schien mir anhand seines früheren Verhaltens am wahrscheinlichsten.

Diese neue Erkenntnis bedeutete vor allem eines. Selbst wenn er nicht mehr geschützt war, nur der Tod würde ihn aufhalten, alles andere würde er irgendwie ignorieren. Irgendjemand würde es beenden und ich wollte nicht, dass noch weitere verletzt oder getötet würden. Also trat ich erneut einen Schritt vor, sodass ich ganz eindeutige als einziger aus der großen Masse hervorstach.

Er sah sich kurz um und erkannte mich natürlich sofort. Schließlich war ich der letzte gewesen, den er gesehen hatte, bevor ein Haufen Steine ihn unter sich begraben hatte. Soetwas prägte sich wohl recht gut ein. Ungünstig für mich in diesem Fall.

„Das", fauchte er und Abscheu und fast unbändigbare Wut rann aus jeder Silbe, „Wirst du mit deinem Leben bezahlen, Hammerfaust! Du und alles, was in deiner Blutbahn zu finden ist. Ich werde euch alle finden und töten!" Wenn wir nicht wüssten, dass das sowieso eine Schlacht ist, in der es um Leben und Tod geht, könnte das jetzt auch zu einem Horrorfilm werden. Here's Jonny! Ja, genau das klingt nach ner guten Idee.

Zuerst machte mir diese Drohung tatsächlich Angst. Selbst wenn ich sterben sollte, ich hatte Katrina immer aus diesen Gefahren heraus halten wollen. Dann jedoch erinnerte ich mich, dass er sowieso alle hier töten würde und dass Katrina, sollten wir tatsächlich verlieren, genauso sehr in Gefahr wäre, wie ich jetzt. Ich durfte einfach nicht zulassen, dass wir verlieren würden. Egal was es kosten würde. Diese Erkenntnis brachte einmal mehr die kalte, analytische Bereitschaft mit sich, die sich einfach nicht aufhalten ließ.

Barst stürmte auf mich zu, was tatsächlich ein wenig komisch aussah, schließlich humpelte er dabei etwas, und ich hörte, wie meine Verbündeten hinter mir zurückwichen. Nicht besonders solidarisch, aber es war verständlich. Niemand wollte von einem Querschläger des Grafen getroffen werden. Ich sprang mit so viel Schwung, wie ich nur konnte zur Seite und sah, während ich kopfüber war, wie die Nägel der tödlichen Keule meine Füße und anschließend auch meinen Kopf nur um Millimeter verfehlten.

Die Macht ist mit mir, oder?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt