Kap. 57 eine Hochzeit wird fast zu einem ungewöhnlichen Grillfest

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Thalia pov

Es war natürlich schon alles aufgebaut und vorbereitet. Seit dem Vorfall in dem Dorf hatte sich die Geschichte in Windeseile verbreitet. In diesem Punkt hatte Roran einen Hauch von Percy. Er selbst war scheinbar der einzige Mensch, der diese Geschichten nicht weiter verbreitete. Recht nobel eigentlich und wie ich schon gesagt hatte, mein Problem bei der Hochzeit lag nicht an Roran oder Katrina. Es war die Hochzeit an sich. Roran hatte mehrfach bewiesen, dass er nicht zu den Männern gehörte, die ihre Frauen unterdrücken. Jaaaaa, vielleicht gefällt mir auch seine direkte Art und Entschlossenheit, aber das alleine würde definitiv nicht ausreichen.

Ich dachte weiter darüber nach, während ich Hand in Hand, und möglicherweise auch Steine tretend in meinem Fall, mit Luke in Richtung des Hügels lief, auf dem die Trauung stattfinden sollte. Leider fand ich keine Lösung für dieses Problem, bei der man nur irgendeinem alten Sack in den Hintern treten müsste. Das ging mir eindeutig gegen den Strich, ich konnte aber nicht wirklich etwas daran ändern, ohne Massenmord in einem Ausmaß zu begehen, das nichtmal Percy durchwinken würde. Ich trat nochmal nach einem Stein und sah zu, wie er an einem anderen zersprang. Dabei kam mir eine verwegene Idee. Warum nicht einfach das gleiche mit diesen antiken Regeln und Geboten machen? Diese sollten doch genauso zerspringen.

Ich wusste natürlich, dass es äußerst unwahrscheinlich war, dass es dauerhafte Wirkung hätte, aber ein Schritt in die richtige Richtung wäre es definitiv. Ob ich das schon in diesem Krieg schaffen würde, bezweifelte ich jedoch sehr stark. Da ich frustrierenderweise keine passende Lösung für den Augenblick fand, konzentrierte ich mich wieder auf die Gegenwart. Einatmen. Ausatmen. Niemanden grillen. Einatmen. Ausatmen. Keine Blitze in alle Richtungen abfeuern. Einatmen. Ausatmen. Geht doch.

Ich war mir sicher, dass es essentiell werden würde, sich auf solch einfache Abläufe zu konzentrieren. Luke hatte es zwar geschafft, mich etwas zu beruhigen, aber das war kein Grund zur Entwarnung. Ich war nicht so eitel, meine eigenen Schwächen zu ignorieren. Ich verlor gerne und schnell die Beherrschung.

Der Hügel hatte diesen Namen eigentlich nicht verdient. Er war vielleicht drei Meter hoch und erstreckte sich über knapp fünfzig. Es war schön geschmückt, wenn auch definitiv nicht mein Geschmack, und ließ mich um ein Haar die Gründe vergessen, aus denen ich lieber etwas fast beliebiges anderes getan hätte. Fast...

Durch meine Unschlüssigkeit hatten wir viel Zeit verloren und gehörten so zu den letzten Gästen. Natürlich hatten wir trotzdem freie Platzwahl in den ersten Reihen und so setzten wir uns einfach zu den anderen. Allerdings so weit weg von Piper, wie nur irgend möglich. Ich mochte das Mädchen eigentlich recht gerne, aber ich war mir zu einhundert Prozent sicher, dass es niemandem gut bekommen würde, wenn ich mich bei einer Hochzeit neben die Göttin der Liebe setzen würde, während ich selbst dem Drang widerstehen musste, diese ganze Veranstaltung niederzubrennen. Ja, möglicherweise übertreibe ich etwas, aber ich bin aus jeder Hinsicht nicht dafür gemacht. Am anderen Ende saßen zufällig Percy und Annabeth, was, wie ich vermutete, einen ähnlichen Grund wie bei mir hatte.

Als die Zeremonie dann begann, musste ich direkt am Anfang ein Prusten unterdrücken. Es war zu komisch, wie Eragon in einem für diese Welt feierlichen Gewand vorne stand. Der Junge war siebzehn. In dem Alter rettet man die Welt, aber man führt keine Trauungen durch. Er versuchte einen ernsten Eindruck zu machen, doch ich konnte erkennen, dass ihm nicht so ganz wohl in seiner Haut war. Natürlich kannte und verstand ich die Hintergründe dieser Wahl, aber es war trotzdem ein wenig lächerlich. An diesem Punkt nahm ich mir vor, meine zynischen Kommentare für die Zeit der Eheschließung zu sparen und ihnen wenn nötig danach freien Lauf zu lassen.

Ich hörte halbabwesend zu, wie Roran und Katrina alle Fragen von Eragon so beantworteten, wie es von ihnen erwartet wurde. Einige gingen auch an den Mann und die Frau hinter ihnen, sie beide hatten keine Familie mehr, also übernahm das ehemalige Dorf diese Rolle.

Die Macht ist mit mir, oder?Where stories live. Discover now