Kap. 60 Glücklicher Einbruch

482 22 80
                                    

Eragon pov

Verflucht, verflucht und nochmal verflucht! „Halt durch, Saphira, ich denke mir was aus...", ich wusste nicht, wen ich mit diesen Worten eigentlich beruhigen wollte, sie oder mich. Letzteres wäre vermutlich dringender notwendig denn auf irgendeine Weise schaffte sie es auch jetzt noch, Vertrauen und Zuversicht auszustrahlen, während ich um meine Selbstkontrolle rang. Ich verlor mich immer mehr und immer schneller in düsteren Befürchtungen.

Musste sich Oromis so gefühlt haben, als sie damals von den zwei Abtrünnigen angegriffen worden waren und Glaedr sein erstes Bein verloren hatte, oder der alte Drache selbst, als sein Reiter gerade schwer verwundet und am Sterben war? Oder vielleicht... „KLEINER, aufhören!", tönte es in meinem Kopf. „Es nützt niemandem etwas, wenn du dich in Ängsten und Zweifeln verlierst. Du hast schon kompliziertere Zauber gemeistert, und da hattest du auch keine Pergamentfetzen vor der Nase, aus denen du sie aufgesagt hast. Stell dir einfach vor, es wäre eine von Oromis' Übungen. Wenn es sein muss, helfe ich dir dabei. Du machst fast keine Fehler, solange du sie nicht erwartest. Das einzige, was dir gerade im Weg steht, ist deine eigene Angst und die musst du überwinden!", wies sie mich zurecht.

Ich wusste natürlich, dass sie recht hatte, hatte sie fast immer, aber wissen und tun sind zwei Dinge. Ich versuchte zwar, die Situation auszublenden, aber selbst mit Saphiras Hilfe wollte es mir nicht gelingen. Kurz bevor ich resigniert aufgeben wollte, erstrahlte ein wohlig warmes Licht hinter mir und noch ehe ich mich umdrehen konnte, lag eine Hand auf meiner Schulter. Ich war zuerst erstaunt, überwand dies aber schnell und gerade als ich mich dann dem Besitzer dieser Hand zuwenden wollte, erklang seine Stimme. Will, wenn ich mich nicht täuschte, ich war mit den Namen immernoch nicht so richtig sicher, erklärte mir ohne auch nur einen Funken von Unsicherheit in der Stimme: „Führe du den Zauber aus und wenn etwas schiefgehen sollte, woran ich allerdings sehr stark zweifle, korrigiere ich das. Und jetzt konzentriere dich oder es läuft wirklich schief!"

„Kannst du wirklich jeden dummen Fehler, der mir unterlaufen könnte, beheben?" Er lachte. „Ich bitte dich, selbst wenn du mit dem Kopf voran in Saphiras Schädel stecken würdest, könnte und würde ich euch beide retten. Das ist meine Aufgabe als Arzt." Ich konnte und wollte mir das zwar nicht so richtig vorstellen, aber er klang bei diesen Worten sicher genug, dass ich es nicht direkt anzweifelte.

Gerade wollte ich mich nochmals sammeln, als sich auch auf meine andere Schulter eine Hand legte. Ich war mir ziemlich sicher zu wissen, wem diese gehörte, aber besonders wegen dieser Vermutung wollte ich nichts dummes tun und versuchte einfach nur einen Teil meiner Anspannung loszuwerden. Die Person trat in mein Sichtfeld und mit einem sanften Lächeln im Gesicht sagte Arya: „Ich vermute, Saphira hat dir dies schon gesagt, aber scheinbar hat es nicht gereicht. Du magst diesen Zauber noch nie angewandt haben, aber das gilt für die meisten. Das hier ist kein Test deines Könnens, denn du hast bereits bewiesen, dass du zu solcher Magie in der Lage bist. Ich glaube, nein, ich weiß, dass du das schaffst, Eragon Finiarel. Und jetzt los, du schaffst das!"

Meine Gedanken schwirrten wild umher. Seit wann sagte Arya so offen, dass sie an mich glaubte? Oder war das wieder die Offenheit, die sich bei ihr im Kampf nach außen hin zeigte? Sicher, auch vorher hatte sie das auf einer höheren Ebene kommuniziert, aber es so zu sagen war nochmal was anderes.

Ich wollte diesen Gedanken gerade abschütteln, als mir ein Licht aufging. Genau darum ging es. Ich sollte zumindest teilweise abgelenkt sein. Solange ich mich nicht auf die Folgen meines Scheiterns konzentrieren würde, würde dieses Scheitern auch nicht eintreten. Aus diesem Grund legte ich mir das frische Bild von Arya, wie sie mich anlächelte, vor mein inneres Auge und dachte einen Moment über den Zauber nach, den ich im Kopf hatte. Dabei fiel mir auf, wie still es war, dafür dass wir gerade eigentlich eine Stadt eroberten. Ich konzentrierte mich wieder auf Arya's Bildnis und legte mir um dieses herum die alten Wörter zurecht.

Die Macht ist mit mir, oder?Où les histoires vivent. Découvrez maintenant