Kap. 69 Knochenarbeit

278 18 89
                                    

Nasuada pov

Aufwachen tat ich, als etwas meine Nase kitzelte. Ich schlug die Augen auf und sah über mir eine schemenhafte Gestalt herumtollen. In der Erwartung, dass meine Augen mir entweder einen Streich spielten oder der pochende Schmerz meiner Arme meinen Blick trübte, versuchte ich mir in den Augen zu reiben. Das war vermutlich der größte Fehler, den ich an diesem Tag tun sollte. Als ich meine Arme anheben wollte, tanzten Flecken vor meinen Augen und vor Schmerz verlor ich fast wieder das Bewusstsein. Als ich es schaffte, meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen, blickte ich in ein großes sorgenvolles paar Kulleraugen. Ob Luna mir meinen Schmerz angesehen hatte oder ihn über Gedanken gespürt hatte, wusste ich nicht.

Ich spürte, wie sich etwas dünnes unter meinen Rücken schob und dort zu einer Spirale zusammenrollte. Diese Spirale verfestigte sich und als ich zur Seite sah, erkannte ich, dass es sich bei diesem etwas um Lunas Schwanz handelte. Langsam drückte sie damit gegen meinen Rücken. Diesen Druck erhöhte sie vorsichtig, Stück für Stück, solange bis ich mit aufrechtem Oberkörper auf meinem Feldbett saß. Meine Arme hingen schlaff herab. Die Arbeit von Farica und Angela war so gut gewesen, dass zumindest das die Schmerzen nicht verschlimmerte. Trotzdem, es brannte schon jetzt wie Hölle, auch wenn es nur dann noch schlimmer wurde, wenn ich in irgendeiner Form versuchte, die Muskeln zu nutzen. Sei es den kleinen Finger krümmen, die daraus resultierende Qual ließ mich fast wieder die Besinnung verlieren.

Ich trug noch immer das blutbefleckte Leinenkleid, mit dem ich am Vortag herumgelaufen war, auch wenn ich da ein anderes, ordentliches drüber hatte. Selbiges lag auch über meinem Stuhl, einige Meter daneben, jedoch gab es ein, eigentlich sogar zwei Probleme. Das eine, kleinere, war, dass ich beim aufstehen nur eine Chance hätte. Würde ich zu viel Schwung nehmen, könnte ich das weder mit meinen Armen ausgleichen noch mich auffangen. Der Hauptpunkt war jedoch, selbst wenn es mir gelingen sollte, was würde es mir nützen? Ein Kleid anziehen ohne meine Arme zu benutzen? Das war bestenfalls unmöglich.

Meine kleine Begleiterin schien meine Zweifel zu spüren, denn mich erreichte überraschend ein fragender Gedanke, gefolgt von einem Bild und einigen Gefühlen. Die Art der Kommunikation erinnerte mich entfernt an etwas, das Saphira manchmal tat. Sie vermittelte eine Mischung aus Bildern und Gefühlen, um das zu ersetzen, was Namen für uns taten. Dinge und Personen genauer und persönlicher bezeichnen. Ich verstand oft nicht vollständig, was sie mir dann sagen wollte, aber ich vermute, dafür wäre einfach Übung notwendig.

Bei Luna schien es allerdings entweder grundsätzlich leichter verständlich zu sein oder sie nahm einfach auf meinen Zustand Rücksicht, denn die Dinge, die sie vermittelte, waren vergleichsweise verständlich. Zum einen ein Gefühl, dass ich als Zuversicht deutete und zum anderen eine Reihe von Bildern, in denen ein solches Szenario, in dem ich vorne über fiel, dargestellt wurde, ich jedoch auf halben Weg zum Boden stoppte und dann wieder in die aufrechte Stellung bewegt wurde. Wenn ich nicht grundlegend falsch liegen sollte, versicherte sie mir gerade, dass sie mich nicht stürzen lassen würde. Von ihr gingen Wellen der Zustimmung aus, was mich davon in meiner Annahme bekräftigte. Wie zur Bestätigung verstärkte sich das Gefühl weiter.

Irgendwas in mir sagte mir, dass es besser wäre, ihr einfach zu vertrauen. Ich hatte ein halbes Dutzend Ideen, woran das liegen könnte, die alle aufzuzählen sich nicht lohnen würde. Sagen wir, es reichte von Vertrauen in die verschiedensten Instanzen bis zu eventueller Manipulation von einigen davon, sodass ich einfach nicht wusste, woran ich glauben sollte. Aber ich hatte auch einfach nicht viele Alternativen, die mir einen besseren Weg weisen würden.

Wie auch immer, ich nahm alle Konzentration zusammen, die ich aufbieten konnte, nahm mit meinen Beinen Schwung und nutzte ihn um auf die Füße zu kommen. Es gelang mir gut und auch das Gleichgewicht konnte ich halten. Leider gab es ein anderes Problem. Bei der plötzlichen Belastung gaben meine Beine nach. Ich stürzte vorne über dem Boden entgegen. Es war an sich kein Wunder, denn auch wenn sie nicht direkt verletzt worden waren, so war mein gesamter Körper vermutlich gerade damit beschäftigt, meine zerstörten Arme zu regenerieren. Auf so plötzliche Aufwände in den Beinen war er nicht vorbereitet.

Die Macht ist mit mir, oder?Donde viven las historias. Descúbrelo ahora