Kapitel 60

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Leopold

Leopold machte sich sorgen um Julia. Sie schien hin und her gerissen. Zum einen wollte sie schnell weiter, zum anderen wollte sie Josefine das Erkunden der Heimat ihrer Mutter nicht verwehren.

Drängte die Zeit?

Und es gab ein weiteres Problem. Das Wetter blieb unbeständig. Zwischendurch fegten schwere Windböen durch das Gebirge. Ein letzter Gruß des Sturms. So konnten sie nicht weiterziehen.

Leopold, Julia, Peter und Josefine folgten Fiete tief in ein der vielen Höhlen. Gerade war es nur etwas windig und sie nutzten die Chance. Wie versprochen, wollte er ihnen die Eierschalen und die Wandgemälde zeigen. Josefine hüpfte beim Gehen etwas und umarmte Julia immer wieder.

Fiete zündete Fackeln an den Wänden an, um die Gänge zu erhellen. Sonst hätten nur die beiden Drachen etwas sehen können. Diese Fackeln befanden sich schon lange in den Gängen. Fiete erzählte, dass dies noch aus der Zeit übriggeblieben waren, als Drachen und Zauberer ein festes Band verband.

Julia lächelte amüsiert, als Josefine ihr einen Kuss auf die Wange drückte, auch wenn die Sorgen ihr in das Gesicht geschrieben waren. Sie sah so wunderschön aus. Leopold wollte sie am liebsten sofort küssen und sich mit ihr irgendwohin zurückziehen, damit er sie zur Abwechslung mal ganz für sich allein hatte.

Schließlich kamen sie in eine weitläufige Höhle, die ebenfalls mit Fackeln ausgestattet war. Kaum hatte Fiete sie angezündet, sahen sie funkelnde Eierschalen und prächtige Wandgemälde.

„Wow!", murmelte Peter und sah sich beeindruckt um. „Das ist atemberaubend."

Fiete lächelte stolz und zeigte Josefine und ihm die Eierschalen von Saira. Danach präsentierte er stolz seine Eigene. Josefine wischte sich ein paar Tränen aus dem Gesicht. Julia griff nach Leopolds Hand.

„Hast du schon einmal etwas vergleichbares gesehen?", fragte sie leise. „All die Schätze meiner Mutter können hiermit nicht mithalten."

„Findest du?" Leopold bezweifelte das. Ja, es war schön und auch irgendwie rührend, doch letztendlich waren es nur alte Gemälde und Eierschalen.

Fiete jedoch schmeichelte Julias Aussage, welche er natürlich gehört hatte. Leopold rollte mit den Augen.

„Das hier ist unser größter Schatz." Fiete strich über die Eierschalen seiner Schwester. „Vor vielen Jahren haben Harpyien die Schalen gestohlen. Es kam zum Kampf. Saira verlor dadurch ihre Freundin Vicky und Blossom ihren Partner. Ich kann mich kaum an die Ereignisse erinnern. Ich war noch sehr jung. Doch seitdem ist unsere Beziehung zu den Harpyien sehr wacklig."

„Ein Kampf?" Josefine runzelte die Stirn. „Davon hat Mama mir nie erzählt. Und was erzählen die Bilder?" Sie zeigte auf die Gemälde aus roter Farbe und Erdtönen. Julia zog Leopold mit sich und sie betrachteten alle gemeinsam die Bilder.

Diese zeigten Drachen und Menschen, Zauberer. Und auch ein Kampf war abgebildet.

Fiete strich über das Bild eines Feuer speienden Drachens. „Einst lebten Hexen und Zauberer hier. Am Fuß des Gebirges. Unter ihnen gab es auch Sterbliche. Die Zauberer, nicht die Hexen, waren die Machthabenden ihrer Stadt. Es heißt, die Stadt wäre prächtig und wohlhabend gewesen. Die weißen Drachen hatten ein Bündnis mit ihnen. Unter den Hexen und Zauberern gab es die, die einen magischen Bund mit einem Drachen schlossen und über unser Land wachten. Damals gab es viele Kriege. Bis eines Tages ein Zauberer sich gegen die anderen stellte. Tief unter dem Sand der Wüste dürften noch Reste der Stadt begraben sein."

Josefine lächelte beeindruckt. „Und die schwarzen Drachen?"

„Gegen sie musste die Stadt und auch unser Gebirge verteidigt werden." Fiete zeigte auf ein paar Drachen, die das Bild eines Berges angriffen. „Heute gibt es nicht mehr viele schwarze Drachen, doch damals waren sie in der Überzahl. Aggressiv und gefährlich."

Hexe - Die KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt