Kapitel 54

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Lea

Lea folgte leise den Ausreißern. Der Gang war eng und stickig und führte direkt in den Wald. Zwei Mal hatten die Teenager sie bereits beinahe entdeckt. Lea musste aufpassen, wohin sie trat. Damit knackende Äste oder anderes sie nicht verrieten. Die ganze Zeit fragte sie sich, ob sie sich nicht besser den Schülern zeigen sollte. Sie war für die beiden verantwortlich. Für ihre Sicherheit. Immerhin hatten die Kinder nichts nachts im Wald zu suchen. Doch Lea wollte wissen, wohin sie gingen. Die Schüler schlichen tuschelnd durch den Wald, bis sie zu einer Lichtung kamen. Lea versteckte sich hinter einem Baum.

Sanftes Mondlicht erhellte die Lichtung, in welcher sich die Gruppe traf. Der Schrei einer Eule war zu hören und ein paar Glühwürmchen flogen zwischen den schlafenden Wildblumen umher.

Erschaudernd beobachtete sie, wie ihre Schüler sich mit einer Gruppe erwachsener trafen. Lea traute ihren Augen nicht. Die Erwachsenen hielten Fackeln in den Händen und begrüßten die Schüler feierlich. Was passierte hier?

Was dies ein geheimer Kult?

Nervös trat Lea auf einen Ast. Das Laute knacken hallte über die Lichtung. Lea hielt die Luft an. Einer der Fremden kam auf sie zu. Sollte sie fortlaufen? Doch ihre Füße wollten sich nicht bewegen. Dann sah sie in die Augen eines älteren Herren.

Der Mann sah aus, wie ein einfacher Bauer. Doch er wirkte wie ein Krieger. „Wen haben wir den hier?" Naserümpfend griff er nach Lea und zog sie zu der Gruppe. Panisch stolperte sie hinter ihm her.

„Was? Das ist unsere Schulleiterin!", sagte einer der Schüler. „Prinzessin Lea!"

Lea riss sich von dem Mann los und fasste all ihren Mut zusammen. „Was geht hier vor? Das sind meine Schüler! Entführen sie schutzlose Kinder?"

Die Schüler rollten mit den Augen, während die Fremden amüsiert lachten.

„Ich wünsche eine Antwort! Wer sind Sie?", forderte Lea.

„Was machen wir mit ihr?", fragte eine junge Frau mit schwarzen Locken. „Wir können sie schlecht gehen lassen!"

„Töten können wir sie auch nicht", brummte ein anderer. „Ihre Geschwister gehören zu uns."

Der ältere Herr griff wieder nach Leas Arm. Erschrocken schrie Sie auf.

„Lassen Sie mich los! Was soll das? Gehören Sie zu einem Kult? Sind sie Rebellen? Was wollen Sie mit meinen Schülern! Und was soll das heißen? Meine Geschwister gehören zu ihnen? Meine Geschwister sind ganz sicher keine Kultmitglieder oder Rebellen!"

Der ältere Herr grinste amüsiert, während die Schüler sich nervös ansahen.

„Bitte, Prinzessin Lea ist nett!", flehte einer ihrer Schützlinge. „Lassen Sie sie gehen!"

„So einfach ist das nicht, Kind!" Der Herr zog Lea nah an sich ran. „Also, Prinzessin. Wie wäre es hiermit? Wir stellen dich vor die Wahl. Da deine ehemaligen Schüler dich schätzen und wir deine Geschwister nicht grundlos gegen uns aufbringen wollen."

„Wahl?", zische Lea verängstigt. „Was für eine Wahl?"

„Schließ dich der Rebellion an, oder stirb", flüsterte der Herr ihr zu. „Was darf es sein?"

Lea wurde blass.

Julia

Die Morgensonne brannte am Himmel und das Wasser des Flusses schimmerte blendend. Marko und Leopold waren in eine grandiose Wasserschlacht verwickelt, während der Rest der Gruppe im Schatten der Zelte blieb.

Josef und Fiete lagen als Kater zusammengekuschelt auf Julias Schoß. Die beiden schnurrten um die Wette. Sie schnurrten, bis ein großer weißer Drache auf sie zugeflogen kam. Der Drache wechselte nicht seine Gestalt. Aus flammenden Augen betrachtete er die Gruppe. Peter, der neben Julia saß, rückte näher zu ihr. Das große Reptil betrachtete die Gruppe argwöhnisch. Fiete sprang von Julias Schoß und verwandelte sich in einen Menschen zurück.

„Hallo Trixi!", begrüßte er den alten Drachen. „Seid ihr zu einer Entscheidung gekommen?"

Trixi schnaubte. „Guten Morgen Fiete", sagte sie. Julia hörte zum ersten Mal einen Drachen sprechen. Fiete und Josefine taten dies nie. Und nun verstand sie auch, warum. Es war unheimlich. Trixis Stimme klang wie ein bedrohliches Grollen. Sie schenkte sie Julia ein erzwungenes Drachenlächeln, bei welchem sie all ihre spitzen Zähne zeigte. „Kleine Hexe? Du und Fiete dürft das Gebirge betreten. Wir erlauben dir, deine Bitte vor allen Ältesten vorzubringen und deine Beweggründe genau zu erläutern. Meine Geschwister haben einige Fragen an dich. Erst dann werden wir unsere Entscheidung fällen."

„Nur Fiete?", fragte Peter leise. „Was ist mit Josef?" Er zeigte auf den kleinen Kater.

Josef fauchte leise.

„Das Kind ist zur Hälfte schwarzer Drache. Einige Drachen wollen nicht, dass Sairas Kind unser Gebirge betritt. Daher erlauben wir dem Kind nicht, Fiete und seine Hexe zu begleiten. Zumindest nicht jetzt."

„Sie haben noch mehr Fragen?" Julia strich nervös über Josefs weiches Fell. Marko und Leopold kamen angelaufen und stellten sich schützend an ihre Seite. Finn saß neben Charlotte, die nervös Cleos Hand hielt. Cleo starrte den Drachen nervös an.

Trixi seufzte. „Es gibt einen wichtigen Friedensvertrag mit den Harpyien, welchen wir nicht gefährden wollen. Das Ganze ist eine knifflige Angelegenheit. Und normalerweise lassen wir keine Verbannten zurück in unsere Berge." Ihr Blick fiel kurz auf Fiete, dann sah sie zu Peter. „Aber dies ist eine besondere Situation. Fiete? Dein Ehemann kann euch ebenfalls begleiten."

Peter wurde rot. Er zupfte an seiner Kleidung. „Aber... So kann ich nicht gehen! Ich muss mich umziehen! So mache ich doch keinen guten Eindruck! Ich bin voller Sand!"

Julia rollte mit den Augen. „Wir sind alle voller Sand, Peter!" Dann stand sie auf und hielt den beleidigten schwarzen Kater Leopold hin. Ihr Freund nahm Josef an sich. „Viel Glück!", sagte er leise.

„Danke." Sie küsste Leopold, bevor sie sich neben Fiete stellte. „Vielen Dank, Trixi. Ich begleite dich gern."

„Aber so kann ich doch nicht gehen!", murmelte Peter, während Fiete ihn an die Hand nahm und zu Trixi zog. „Du siehst hübsch aus wie immer, Peter!", sagte er ihm. Trixi wirkte amüsiert.

„Julia? Peter? Seid ihr euch sicher?", rief Cleo ihnen nervös zu.

„Sind wir. Uns wird nichts passieren!", antwortete Julia.

Trixi nickte. „Ich garantiere eure Sicherheit. Niemand wird euch angreifen!"


(c: sasi)


Triff Trixi und Josefines Mutter in: Harpyie - Der Schwarm

https://www.wattpad.com/story/331911299-harpyie-der-schwarm


Hexe - Die KöniginWhere stories live. Discover now