Kapitel 16

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Torsten

Rayk und Coralie spielten zusammen. Coletta hatte ihre Tochter am Morgen zu Torsten und Annemarie gebracht und war dann aufgebrochen, um einen Freund zu treffen. Natürlich hatte sie die beiden nicht gefragt, ob sie auf Coralie aufpassen könnten, bzw. ob die Kindermädchen dies könnten. Nein. Sie hatte ihre kleine, überraschte Tochter in den Raum geschoben, sich fröhlich verabschiedet und war dann verschwunden.

Torsten hatte sich zunächst furchtbar darüber aufgeregt, doch das kleine Mädchen war ein wahrer Engel und eroberte schnell sein und Annemaries Herz. Und dass von Rayk, der ihr hinterherlief wie ein kleines Küken.

Im Schloss herrschte Trubel, da die ersten Vorbereitungen für Rosinas ersten Geburtstag getroffen wurden. Es sollte eine große Feier geben. Und genau in diesem Trubel kam Marlon nach Hause. Ein Diener war gekommen, um ihnen von Marlons Ankunft zu berichten.

„Er ist also wieder da." Annemarie seufzte. „Ich hätte gern ohne seine Anwesenheit gefeiert... Kommst du? Lass uns meinen großen Bruder begrüßen."

„Nehmen wir die Kinder mit?", fragte Torsten.

„Nein. Wir begrüßen ihn ohne die Kinder. Rayk und Coralie spielen gerade so schön und Rosina schläft. Ich will sie nicht wecken. Er wird die Kinder schon früh genug wiedersehen."

Eventuell war dies das Beste. Torsten wollte nicht, dass Marlon in die Nähe seiner Kinder kam. Marlons Meinung über Halbvampire war keine gute. Zu Rayks Geburt schickte er ihnen nicht nur seine Glückwünsche, nein. Er fragte auch, ob sie es für eine gute Idee hielten, schwache Vampire in die königliche Familie zu bringen. Zu Rosinas Geburt schickte er ihnen keine solche Frechheit. Nein. Doch seine Glückwünsche fielen sehr kümmerlich aus.

Annemarie war tagelang verärgert gewesen, aber inzwischen hatte sich der Ärger gelegt und Marlon stellte sich als freundlicher und liebevoller Onkel heraus, wenn er ab und an zu Besuch gekommen war. Torsten war sich dennoch nicht sicher, ob diese Freundlichkeit nicht gespielt war. Annemarie ging es da genauso und behielt ihren Bruder daher im Auge.

Besagten super-Onkel begrüßten sie im Salon, wo er bereits von König und Königin freudig in Empfang genommen worden war. Er grinste Annemarie und Torsten schief an und umarmte seine Schwester erfreut.

„Wie schön. Endlich ist die Familie wieder vereint!" Dann umarmte er Torsten.

„Willkommen zurück." Torsten versuchte die Umarmung so enthusiastisch wie möglich zu erwidern, doch die Kälte in Marlons Augen ließ ihn erschaudern.

Es klopfte an der Tür und eine Dienerin kam herein. Sie wirkte etwas atemlos und verbeugte sich schnell. „Verzeiht, Hoheiten! Aber weitere Gäste sind angekommen."

„Weitere Gäste?" Königin Franka sah verwirrt zu ihrem Mann.

Die Dienerin strich nervös ihre Uniform glatt. „Oona von Schwarzmoor und ihre Eltern sind da."

„Oona?" Marlon sah zu Annemarie, die nur mit den Schultern zuckte. „Hast du deine alte Freundin eingeladen?"

„Nein. Ich sehe sie nur sehr selten. Mit mir hat dies nichts zu tun", antwortete Annemarie und sah zu Torsten, die die Stirn runzelte. War dies gut, oder schlecht?

„Dann geleite sie bitte her." Die Königin wand sich schnaubtet an den Diener, der unsicher vor ihnen stand. „Wir haben sie erst nach Rosinas Geburtstag erwartet, da sie verreist waren."

Mit einer schnellen Verbeugung eilte der Diener davon. Torsten vermutete, dass der arme Vampir froh war, dieser seltsamen Stimmung zu entfliehen, die sich im Salon ausgebreitet hatte. Alle waren merkwürdig angespannt.

Hexe - Die KöniginWhere stories live. Discover now