57 | everything changes

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NAVEEN

Im Nachhinein wusste ich nicht mehr, wer von uns beiden nun die kleine Distanz auflöste. Fakt ist, wir beide warfen unsere Prinzipien über Wasser und küssten uns.

Zum zweiten Mal.

Sie keuchte erschrocken auf, wehrte sich jedoch nicht. Nein, im Gegenteil, sie gab sich mir hin.

Das war meine Bestätigung. Ich konnte nicht länger warten. In mir baute sich zu viel Druck auf. Ich brauchte das jetzt.

Julias seidenweiche Lippen umhüllten alles von mir. Sie fühlten sich noch besser an, als ich es in Erinnerung hatte.

Mich traf eine Erkenntnis. Jedes Mal, wenn ich Julia Verständnis und Aufmerksamkeit schenkte, verwandelte sie sich in ein einsames Mädchen, das nicht anders konnte, als mir um den Hals zu fallen. Ich machte ihr keine Vorwürfe. Also, wie konnte ich ihr schonend beibringen, dass ich der falsche Ansprechpartner dafür war? Ich war nicht dafür geschaffen, Liebe und Zuneigung zu schenken.

Anderseits ...

Sie krallte sich mit ihrer einen Hand in den Stoff meines T-Shirts und schmiegte sich dank meiner Hand an ihrem Rücken noch näher an mich.

Heilige Scheiße, all die unzähligen Lippen, die schon auf meinen lagen, konnten um keinen Preis Julias übertreffen. Ich wusste bei allen guten Geistern nicht warum ... Möglicherweise gefiel es mir, dass sie nicht forsch handelte. Sie ging es langsam und voller Bedacht an. Wie ein schüchternes Reh.

Wir wurden schneller, stürmischer, ungeduldiger, flehender. Unsere Zungen glitten sogleich über die des anderen.

Ich zerrte an ihrem Arm, um ihr klar zu machen, sie solle auf meinen Schoß klettern. Dann legte ich beide meine Hände an ihre Hüfte. Dort verweilten sie auch, während ich immer weiter an ihren Lippen saugte. Wie von selbst begann sie, auf meinem Schoß die Hüften vor und zurück zu bewegen.

Ich hoffte, dass sie nicht merken würde, wie sehr meine Finger zitterten, als sich diese fest in ihre Oberschenkel bohrten. Ich hob die Hüften und ließ sie wissen, was sie in diesem Augenblick – und auch sonst zu jeder Zeit – mit mir anstellte, denn in diesem Moment wanderte eine Menge Blut in meinen Schwanz.

Fuck, das ist die Realität ... Das passiert hier gerade wirklich!

Als hätte Julia einen ähnlichen Gedanken gehabt, hielt sie in ihren Bewegungen inne und entfernte unsere schweratmenden Münder voneinander.

Ich atmete tief durch. Warum schlug mein Herz so extrem gegen meinen Brustkorb? Warum konnten meine Hände sie immer noch nicht los lassen? Und warum hypnotisierte mich der Anblick von ihrem Mund?

Ihre Finger berührten fassungslos ihre pulsierenden Lippen.

»Was ist los?«, fragte ich.

»Oh Gott«, flüsterte sie. »Ich weiß nicht, wieso ich das getan habe.« Sie saß noch immer auf meinem Schoß, jetzt jedoch etwas weiter von meiner Brust entfernt. »Es tut mir leid.«

Ich legte den Kopf schräg und runzelte die Stirn. »Was tut dir leid?« Mich beeindruckte es, wie oft sie sich schon bei mir entschuldigt hatte. Ich konnte mich gar nicht mehr an meine letzte Entschuldigung erinnern, die ich auch ernst meinte.

»Na dass ich mich so auf dich gestürzt habe. Zum zweiten Mal ...«

Ich unterdrückte einen Lacher, da sie das schon so heftig fand. »Das nennst du sich auf jemanden stürzen? Goldie, mach dir keinen Kopf und denk nicht zu viel darüber nach. Wenn du denken willst, dann denk lieber an meinen Ratschlag, den ich dir schon vor Wochen gegeben habe. Sei spontan.« Den letzten Satz wisperte ich.

Fears Between UsWhere stories live. Discover now