61 | calling her

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NAVEEN

Ein paar Stunden später, öffnete ich blinzelnd meine Augen und sah nur eins: Blonde Haare quer auf meinem Bauch verteilt.

Ich schreckte zurück, da ich mich fragte, wer zum Teufel dieses Mädchen da auf mir war. Hatte ich zu viel getrunken und meine Prinzipien vergessen? Hatte sie sich einfach rein geschlichen? Was war passiert?

Das Mädchen murmelte schläfrig vor sich hin und optimierte ihre Liegeposition auf mir.

Ich hielt den Atem an.

Draußen war es noch dunkel. Der Wecker auf meinem Nachttisch verriet mir, dass wir erst Mitternacht hatten. Ich konnte bloß etwas in dem Zimmer erkennen, da die Nachttischlampe angeschaltet war.

Ich erhaschte einen Blick auf ihre Haare. Sie kamen mir bekannt vor ... Die welligen Strähnen rutschten genauso wie die Bettdecke von ihrem nackten Rücken.

Keine verfluchte Ahnung, warum mein Herz so schnell schlug. Ich hatte ja regelrecht Angst vor dieser Braut. Wieso konnte ich mich nicht mehr an sie erinnern?

In diesem Moment legte sie ihren Kopf so auf meine Brust, dass ich ihr Gesicht erkannte.

Ich erstarrte. Noch mehr als zuvor.

Es war nicht irgendein Weib, das Ich gestern nach der Arbeit abgeschleppt hatte. Nein, es war verdammt noch mal Julia!

Dann stimmte es also. Es war doch kein Traum. Nichts davon, was vor wenigen Stunden geschah. Weder, dass ich sie nackt anschauen durfte, noch dass ich sie zum kommen gebracht hatte ... als erster jemals. Sie selbst eingeschlossen.

Julia schlief auf mir friedlich weiter. Ihre Atmung war kaum hörbar, doch irgendwie beruhigte mich ihr langsamer Herzschlag. Er stand im starken Kontrast zu meinem schnellen.

Mein Flucht-Gefühl von vorhin, als ich noch dachte, sie wäre eine Fremde, verflog so schnell, wie es auch gekommen war. Ich wollte nicht fliehen. Nicht vor ihr.

Es war das erste Mal seit Jahren, bei dem ich völlig nüchtern und bei klarem Verstand, eine Nacht durchhielt, ohne einen meiner quälenden Alpträume, die mich sonst wie einen unruhigen Bastard vom friedlichen schlafen abhielten.

Dieses Gefühl war mir so fremd, dass ich es kaum verarbeiten konnte. Alles in mir war entspannt und an meiner Haut klebte wie sonst kein kalter Angstschweiß ...

Ich studierte ein letztes Mal ihr schönes, unschuldiges Gesicht, aber nur für ein paar Sekunden.

Okay, zugegeben, es war doch mehr als nur ein paar Sekunden. Eher fünf Minuten. Ich konnte nichts dafür! Es war fast schon hypnotisierend, sie beim schlafen zu beobachten und fuck, ja, ich kam mir dabei wie ein perverser Psycho vor, aber das war es mir wert.

Irgendwann war es sogar so weit um mich geschehen, dass ich meine Hand in ihrem weichen Haar vergrub und mich an ihre wunderschönen Grübchen erinnerte.

Weitere zehn Minuten vergingen.

Ich war verdammt müde, obwohl das sonst gar nicht meine Zeit war, um zu schlafen. Wegen dem Job als Barkeeper, arbeitete ich meistens bis in die Nacht hinein. Aber auch wenn ich müde war, wollte ich nicht schlafen. Ich wollte lieber Julia anschauen und genießen, wie warm und wohlig ihr Körper war.

Es konnte sich nur noch um Stunden handeln, in denen ich Juliana Knight beim schlafen beobachtete, ehe ich selbst mit meinen Armen um ihren Oberkörper einschlief.

• • •

Am nächsten Morgen streckte ich meinen Körper in jede Richtung, die es gab. Ich stöhnte schläfrig und merkte sogleich die Kopfschmerzen. Ich war noch nie eine von diesen Morgen-Personen. Mal im Ernst, welcher Mensch, der nur ansatzweise klar beim Verstand war, mochte den verfickten Start eines Tages?

Fears Between UsWhere stories live. Discover now