44 | gilmore girls

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NAVEEN

Ich hockte im Wohnzimmer der Knights und musste auf ihren kleinen Knirps aufpassen. Keine verdammte Ahnung, was mich dazu geleitet hatte, als spontaner Babysitter einzuspringen.

Ich hatte heute eine verflucht riesige Menge zu tun und nichtsdestotrotz tat ich so, als ob ich frei hatte.

Und jetzt musste ich auch noch dabei zusehen, wie geschockt Julia auf mich reagierte. Fast schon lustig, wie bleichblass ihr Gesicht wurde und wie sehr sie einem Roboter glich, als sie zur Tür flüchtete.

Doch nun war sie zurück und stand mit verschränkten Armen vor der Brust vor mir. »Was soll das?«

Ich aß Popcorn. »Was soll was?«

»Warum bist du so freundlich und stimmst zu, auf meinen kleinen Bruder aufzupassen? Wolltest du hierher um was zu klauen oder so?«

»Klauen? Ich würde niemals...« Fuck, das hätte ich tatsächlich tun sollen... Dann hätte sich das Ganze erst recht gelohnt. Doch die Zeiten, in denen ich mich zum Spaß oder zum überleben in einen Kleptomanen wandelte, waren vorbei. Außerdem wäre es unklug gewesen, jemanden zu bestehlen, der direkt gegenüber von mir wohnte.

»Soll ich ehrlich sein?«, fragte ich mit vollem Mund.

Sie verzog angewidert das Gesicht.

Ich stand auf, legte die Popcorntüte zur Seite und klopfte mir ein paar Krümel von den Klamotten. »Ich tue das aus genau drei Gründen. Erstens, mein Kabelfernsehen funktioniert im Moment nicht. Zweitens, ich kriege von deiner Mom dreißig Mäuse dafür. Und Drittens, ich konnte mir deine Reaktion auf mich echt nicht vorenthalten. Wirklich, verdammt Hollywood-reif, Goldie.« Ich ließ mich wieder auf die Couch fallen.

»Wow, Naveen, du bist mal wieder der aller lustigste hier im Raum«, zischte sie sarkastisch. »Und was soll das überhaupt mit dem brutalen Film?« Sie schnappte sich die Fernbedienung vom Couchtisch und stoppte den Film. »The Fast and The Furious? Du schaust so einen Film mit einem Siebenjährigen?« Sie stemmte eine Hand auf ihre Hüfte und wirkte wie eine autoritäre Frau, die dreißig Jahre älter war als ich und mich gerade versuchte zu belehren.

»Ihm hat's gefallen. Er mochte die Explosionen.« Ich grinste und nickte mehrmals mit dem Kopf.

Julia verschränkte wieder ihre Arme vor der Brust. »Ich finde du solltest jetzt mal endlich gehen. Ich löse dich ab.«

»Nein!«, rief ihr kleiner Bruder hinter ihr. Er kam so schnell angerannt, dass er fast auf dem Holzboden ausrutschte. »Er soll nicht gehen!«

Sie löste ihre Arme und sah zu ihm runter. »Was meinst du?«

Der kleine Mann kletterte neben mir auf das Sofa und stellte sich mit erhobener Brust auf, damit er mit seiner Schwester fast auf Augenhöhe sein konnte. Selbst als sie ein wenig in die Hocke ging, war er jedoch noch viel zu klein. »Ich meine, dass er hier bleiben soll! Bitte, Julia, er ist cool und sagt die ganze Zeit das lustige F-Wort.«

»Das F-Wort?« In ihrem Gesicht entstand eine tiefe Sorgenfalte.

»Fuck?«, hakte ich behutsam nach.

»Ja, genau das. Fuck!« Mit einem fehlenden Schneidezahn, lächelte er stolz.

Julia spähte an ihm vor bei und durchbohrte mich mit einem finsteren Starr. Im Anschluss kaute sie auf ihrer Unterlippe – unschlüssig, was sie nun machen sollte.

»Hey, komm schon, Goldie, lass den Kleinen wenigstens den Film zu Ende schauen.«

»Das ist ein Film ab Sechszehn! Er darf erst seit einem Jahr Filme ab sechs schauen! Tut mir ja echt leid für Finn, dass ich nun die große, böse Schwester auspacken muss, aber so ein Film könnte bei ihm alles durcheinander bringen.«

Fears Between UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt