36 | first times

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JULIA

Es war mittlerweile abends. Ich lag glücklich im Bett und schaute auf meinem Laptop kurz vor dem schlafen gehen eine Folge von der Sitcom Full House.

Früher war das Grace' und meine Serie. Wir sahen sie jeden Abend im Fernsehen auf der Couch und kuschelten uns in ganz viele Decken und Kissen.

Die Tage, an denen ich mit Grace telefonieren oder skypen konnte, stempelte ich oft als hervorragend ab. Dennoch schlich sich dabei auch etwas Traurigkeit mit, weil sie nunmal nicht dauerhaft hier war.

Der Klingelton meines Handys erklang gedämpft unter meiner Bettdecke. Ich fischte es hervor und zog irritiert eine Braue hoch. Dann nahm ich ab. »Ich habe gerade noch an dich gedacht.«

»Würdest du mir glauben, wenn ich sage, dass ich es gespürt habe?«, fragte Grace durch den Hörer.

Ich lachte. »Träum weiter.«

»Schade«, lachte sie ebenfalls. »Also, du wolltest, dass ich dich zurückrufe, sobald ich zu Hause bin. Hier bin ich und rufe dich an.«

Meinen Laptop klappte ich zu und stellte ihn auf meinen Nachtisch. »Ja, ich wollte dir erzählen, wie die Tour für die Achtklässler lief.«

»Au ja! Erzähl mir alles!« Ich hörte im Hintergrund das Knistern einer Bettdecke, was mich vermuten ließ, dass sie selbst schon im Bett lag.

»Es war überraschenderweise gut. Sam und ich kamen gut klar und waren sowas wie ein richtiges Team. Am Anfang hatte ich Angst, dass ich mich oft versprechen würde, aber nach und nach ließ diese Angst nach. Die Achtklässler waren nicht sehr gesprächig, stellten kaum Fragen und wirkten teilweise uninteressiert, was ... Schade war, aber na ja, da kann man nichts machen.«

»Pff, Mittelschüler sind eine Spezies für sich. Aber hey, die Hauptsache ist, dass du es hinter dich gebracht hast! Was haben die Lehrer gesagt?«

»Sie haben mich gelobt.« Das brachte mich sofort wieder zum grinsen. »Aber nicht nur das, sondern ich bin bis zum Ende des Jahres die Tutorin eines Mädchens. Ich biete ihr in allem Hilfe an.«

»Typisch. Was sonst. Du bist einfach perfekt. Ich sag's gern noch zehntausend mal: Ich bin neidisch. Bei mir gibt's irgendwie nie Neuigkeiten.«

»Keine?«

»Nein.« Kurze Pause. »Obwohl...«

»Ich höre...«, forderte ich sie auf, weiter zu sprechen.

»Also... Ich sag's mal so... Ich hatte nach langer Zeit wieder guten Sex.«

»Was?«, fragte ich. »Das einzige, was du zu bieten hast, ist mir zu erzählen, was für guten Sex du hattest?«, lachte ich.

»Ja! Gott, Ana, ich hab mich wie im Paradies gefühlt«, schwärmte sie seufzend.

Ich überlegte, ob Grace die letzten Tage oder Wochen was von einem Typen erwähnt hatte. »Wer ist der Kerl?«

»Niemand besonderes... Nur irgendein Freund von Tony. Es war eine einmalige Sache.«

Tony war Grace' bester Freund. Ich mochte ihn sehr gerne. Damals hatte er oft mit mir Brettspiele gespielt. Genau wie meine Schwester, liebte er es ununterbrochen zu quatschen und mochte Abenteuer.

Ich zog die Brauen zusammen. »Ihr führt keine Beziehung?«

»Nein, natürlich nicht, hab ich doch schon hundert Mal gesagt. Dafür hab ich echt keine Zeit. Wir haben vor ein paar Tagen ein wenig getrunken. Dann führte eins zum anderen, und ... Boom.«

Fears Between UsDove le storie prendono vita. Scoprilo ora