54 | scary thoughts

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JULIA

Mir gefiel die Atmosphäre im Indora's schon immer besonders gut

Die leise Musik, die aus den Lautsprechern schalte. Der Geruch von frischen Pancakes, das Lachen der Besucher und das klirren des Porzellans, wenn es über einander gestapelt wurde. Auch Zoes Summen zu der Melodie und die Geräusche des Besens, wie er über den Boden scharrte. Das Indora's war schon seit Kindheitstagen ein Ort, in dem ich mich ausruhen konnte.

Zoe brachte mir lächelnd eine Tasse Kaffee. »Bitteschön, ein Kaffee für das schönste Mädchen, das in diesem Diner sitzt.«

Ich schmunzelte etwas beschämt. Zoe schmeichelte mir oft. Darin war sie gut. Wahrscheinlich hatte Indora ihr das beigebracht.

Indora sprach nicht viel über sich. Sie war mehr Zuhörerin als Sprecherin. Dafür war sie bekannt. Jedem begegnete sie mit einem verständnisvollen Lächeln. Ihr Talent war es, für jeden jedes Problem eine Lösung zu finden. Außerdem konnte sie total verspielt sein.

Sie war in etwa so alt wie meine Mutter und ging damals mit ihr auf die selbe Schule. Als Grace und ich klein waren, passte sie oft auf uns auf. Diese Tage waren meistens sehr schön. Indora brachte uns das Backen bei. Für mich erwies es sich als einfach und spannend, hingegen für Grace, glich es einer Farce. Wenn es eine Sache gab, die meine Schwester nicht beherrschte, dann war es das Backen. Allgemein alles, was zu Besuch in der Küche stattfand, war für sie unmöglich zu bewältigen.

Grace' Stärken lagen dafür aber in anderen Bereichen. Insbesondere wenn es um soziale Kontakte ging.

Sie hatte ein Herz aus Gold. Wirklich. Genauso wie Indora, hatte sie sowas wie eine extreme Verbindung zu den Gefühlen anderer Menschen. Empathie hatte bei ihnen oberste Priorität, gefolgt von Loyalität und Ehrlichkeit.

Wenn ich oder sonst wer Probleme hatte, konnten wir ohne Zögern mit Grace darüber sprechen. Sie war von vielen der Anker. Ich glaubte, dass Grace so emphatisch wegen Indora wurde. Sie war eine gute Lehrerin für meine Schwester und manchmal auch für mich. Ich redete mit beiden gerne über Gott und die Welt.

Selbstverständlich konnte ich auch mit meiner Mom reden, allerdings war mir das nicht so geheuer. Ich liebte sie und vertraute ihr. Daran lag es also nicht. Viel mehr daran, dass sie sowieso unter ständigem Stress litt. Mehr Stress meiner Seits hätte sie nur unnötig verärgert. Das empfand Grace damals auch schon und genau deswegen zog sie sich immer bei Indora, ihrer damaligen Chefin zurück.

Heute hielt sich meine gute Laune in Grenzen. Ich saß einfach nur rum und ließ meinen Gedanken freien Lauf.

Wenig später bimmelte die Glocke über dem Eingang des Diners. Savanah. Heute zehn Minuten eher da, als letzte Woche, jedoch trotzdem zu spät.

Sie trug unter ihrer schwarzen Winterjacke einen dunkelblauen Hoodie mit aufgesetzter Kapuze. In ihrer schwarzen, weiten Jeans, waren ausgefranste Löcher, aber dadrunter trug sie eine dunkle Strumpfhose.

Ich machte mir nicht die Mühe, sie herbei zu rufen, da sie mich sowieso von sich aus entdeckte. Während sie vorsichtigen Schrittes auf mich zu kam, inspizierte sie die Umgebung weiterhin. Fast schon so, als dürfte sie keiner erkennen. War sie vielleicht einer von den Spy-Kids?

Bei mir angekommen, setzte sie sich in die blaue Nische mir gegenüber. »Wow, du siehst ja wirklich noch beschissener aus, als beim letzten Mal.« Ihre Begrüßungen wurden echt von mal zu mal direkter.

Na toll, sogar dieser fremden, vorlauten vierzehnjährigen Göre fiel auf, wie sehr mich das alles mitnahm.

»Kannst du zur Abwechslung mal deinen vorlauten Mund halten?«, keifte ich. »Willst du was trinken oder essen?«

Fears Between UsWhere stories live. Discover now