51 | shooting stars

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JULIA

Ich saß in seinem Apartment.

Verdammt, dieses winzige Gespräch unten vor der Tür machte mich schwach. Was war bloß los mit mir? Am liebsten hätte ich mir noch dort unten selbst den Kopf gegen den Bordstein gehämmert, dafür, dass ich weich wurde und da ich mich auch noch in sein Zuhause schlich.

»Hunger?«, fragte er so unvermittelt, dass ich mir vor Schreck auf die Zunge biss.

»Oh, ich–«

»Komm mir jetzt nicht mit verdammter Bescheidenheit. Hast du Hunger oder nicht?«

Ich blinzelte überrascht. »Ich ... ich ... weiß nicht. Kannst du denn kochen?« Ich erhob mich von dem Sofa und durchquerte das Wohnzimmer bis ich in der offenen, angrenzenden Küche stand.

Naveen holte aus einem der Küchenschänke eine Packung Spaghetti Nudeln. »Na klar kann ich kochen«, behauptete er extrem von sich selbst überzeugt und warf lässig die Nudelpackung in die Luft, um sie danach genauso lässig wieder zu fangen. Jedoch schaffte er es nicht. Er verzog das Gesicht, als die Packung an seiner Hand vorbei fiel.

Ich kicherte. »Idiot.«

»Sei jetzt bloß keine Göre, immerhin werde ich dir jetzt Essen machen.« Er kratzte sich kurz an seinem blanken Arm. Er trug bloß ein schwarzes T-Shirt und die passenden Jeans.

»Wie ein Gentleman?«, sagte ich mit klimpernden Wimpern und hievte mich auf der Küchentheke hoch, sodass meine Beine runter baumelten. Erst befürchtete ich, dass es ihn stören würde, wie selbstverständlich ich mich hier niederließ, doch er machte keine Anstalt, mich da wegzuschicken.

»Ich bin der geborene Gentleman«, war er der Meinung, während er gesalzenes Nudelwasser aufsetzte. »Es kommt aber immer auf den Tag an«, fügte er hinzu.

Ich beobachtete lächelnd, wie er die Spaghetti nach einer Weile in das kochende Wasser gab.

»Was gibt es für eine Soße?«, erkundigte ich mich.

»Äh ... Magst du Ketchup?« Sein entschuldigendes Lächeln brachte mein Herz zum stolpern.

Ich unterdrückte ein Augenrollen. »Ja, ich mag Ketchup.«

»Gut. Mehr hätte ich auch gar nicht im Angebot.«

»Mehr hätte ich auch gar nicht erwartet«, gestand ich schmunzelnd.

• • •

»Vorsicht, heiß.«

Ich nahm den dampfenden Teller entgegen und setzte mich an den runden Küchentisch. »Vielen Dank.«

Naveen setzte sich gegenüber von mir. »Ich wusste nicht, wie viel du magst, deswegen habe ich dir erst mal etwas weniger drauf getan. Wenn du mehr willst, hole ich dir noch was.«

»Es ist perfekt so. Danke.« Keine Ahnung wie oft ich mich schon an diesem Abend bei ihm bedankte, doch ich hatte das Gefühl, dass es immer noch nicht genug gewesen war.

Naveen begann bereits, seine Spaghetti mit Ketchup zu essen. Währenddessen bewegte ich nach ein paar Bissen die Nudeln auf meinem Teller und war komplett in Gedanken vertieft. Mir rasten plötzlich wieder alle möglichen Sorgen durch den Schädel, die ich in der letzten halben Stunde mit Naveen abschalten konnte.

Er bemerkte, wie ich nicht weiter aß. »Was ist los?«

Ich legte die Gabel ab und knetete unter der Tischplatte meine Handflächen. »Meine Freundin Tamara wäre super beleidigt, wenn sie jemals herausfinden würde, dass ich gerade Spaghetti mit Ketchup esse, anstatt eine frische selbstgemachte Soße«, versuchte ich mich an witzeln.

Fears Between UsWhere stories live. Discover now