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Wie immer um die Nachmittagszeit ist der Elysian-Park gut besucht. Jogger, spielende Kinder, aber auch ein paar Leute, die auf der Wiese die Strahlen der Herbstsonne genießen.

Permanent laufe ich auf und ab und streiche mir den Pony zurück. Ich freue mich darauf, Emma zu sehen, obwohl oder gerade weil ich mich in den letzten Tagen etwas rar gemacht habe. Nachdem diese furchtbare Woche endlich vorbei ist und ich wieder arbeiten gehe, habe ich einem Treffen zugestimmt.

Erneut sehe ich mich um und kann gerade noch den Kopf vor der nahenden Frisbeescheibe einziehen.

»Sorry«, ruft ein Teenager, während sein Collie auf mich zugelaufen kommt.

»Nix passiert!« Ich streichle über das lange Fell, doch der Hund hat nur Augen für sein Spielzeug. Mit einem Satz springt er an mir hoch, woraufhin der Junge zu uns kommt.

»Balu! Aus!«, befiehlt er, woraufhin der kleine Fellball sich brav hinsetzt.

»Gut erzogen«, bemerke ich mit einem Lächeln.

Der Junge verzieht das Gesicht. »Na ja. Meistens. Aber er ist wirklich harmlos. Nur eben ziemlich verspielt.«

Kein Wunder in dem Alter. das weiß selbst ich, obwohl ich nicht viel Ahnung von Hunden habe. Dabei wollte ich eigentlich immer selbst einen haben. Sobald wir ...

Nicht schon wieder, meckert die Stimme in meinem Kopf, die mich liebevoll daran erinnert, dass ich vor ein paar Tagen noch die Kloschüssel umarmt habe.

Ich räuspere mich und halte ihm die Frisbee hin, die der Vierbeiner die ganze Zeit anvisiert hat. »Ich glaube, die gehört euch.«

»Danke.« Er will sich gerade seinen Hund schnappen und gehen, als Emma auf uns zukommt. Sie lächelt. Wobei das wohl eher Balu gilt.

»Du bist ja ein Süßer«, quietscht sie und krault das Fellknäuel erst mal ausgiebig hinter den Ohren. Schwanzwedelnd streckt er sich ihrer Hand entgegen und legt sich kurz darauf auf den Rücken, damit sie ihm ausgiebig den Bauch streicheln kann.

Schmunzelnd beobachte ich sie. Scheint so, als würde sie Hunde mögen. Wobei ich nicht davon ausgehe, dass sie und dieser Schmierbeutel selbst einen haben. Der könnte ja seine Inneneinrichtung ruinieren, die bestimmt fast so teuer ist wie mein ganzes Haus. Ich bin kein neidischer Mensch. Das, was ich habe, reicht mir vollkommen. Trotzdem habe ich diesen Typen gefressen.

Als Emma mich dann auch mal entdeckt, kommt sie aus der Hocke wieder hoch. »Oh hey! Ich ... hab dich gar nicht gesehen.«

»Ist mir gar nicht aufgefallen.« Ich grinse breit und bekomme dafür prompt einen Schlag auf den Oberarm.

»Ach, du!«

Nachdem sich der Junge mit dem Hund verabschiedet hat, schlage ich vor, dass wir ein Stück gehen. Das tun wir immer, wenn wir hier sind. Fast wie ein altes Ehepaar. Bei dem Gedanken muss ich schmunzeln. Warum auch immer ...

Inzwischen ist die Sonne verschwunden. Dazu pfeift der Wind hier oben ordentlich. Auch Emmas Haare, die sie zu einem Zopf gebunden hat, bringt er durcheinander. Einzelne Strähnen, die sich aus dem Haargummi befreit haben, tanzen hin und her und ich bin versucht, sie nach hinten zu streichen. Überhaupt verspüre ich in letzter Zeit immer mehr das Bedürfnis, dieser Frau, nahe zu sein. Dabei kann ich das überhaupt nicht ab. Doch bei ihr fühlt es sich irgendwie gut an.

Während wir uns auf eine der Bänke setzen, verschwinden so langsam alle anderen. Wahrscheinlich befürchten sie, dass gleich ordentlich was runterkommt, was mich bei den dicken grauen Wolken am Himmel nicht wundern würde.

Emma zittert mal wieder und wickelt sich in ihre Jacke ein. Heute trägt sie ausnahmsweise mal nicht dieses rosa Teil, sondern eine in Violett, die noch dicker und wärmer aussieht.

Where Doubts should be silentWhere stories live. Discover now