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»Feuer und Eis passen eben einfach nicht zusammen.«

Obwohl ich den Trubel in der Innenstadt gerade zur Adventszeit nicht ab kann, habe ich mich von Emma dazu überreden lassen, die Weihnachtsgeschenke für die Kids zu besorgen. Von einem Geschäft ins nächste hat sie mich geschleift, während ich den Packesel gespielt habe.

Mein Blick fällt zu der Eislaufbahn am Pershing Square. Unzählige Menschen tummeln sich darauf. Kinder, die lachen, verliebte Pärchen. Auch Emma hat immer noch diesen Strahlen in den Augen, das mir echt gefehlt hat in den letzten Tagen. Dass ich mit ihr auf dieses Teil gehe, kann sie jedoch vergessen.

»Oh! Habe ich etwa was gefunden, was der kleine Tommy nicht kann?«, stichelt sie und kneift mir zu allem Überfluss in die Wange.

Ernsthaft?! Tommy?!

Ich bin froh, dass wir wieder normal miteinander umgehen können, aber deshalb muss sie nicht gleich übermütig werden. Ich frage mich ja immer noch, was an diesem Abend mit dem Arschloch war. Ich habe seine Stimme genau gehört, so wie die Panik von Emma, bevor sie das Gespräch abrupt beendet hat. Darauf angesprochen habe ich sie allerdings nicht. Ihre Reaktion hat mir voll und ganz gereicht.

Mit zusammengekniffenen Augen sehe ich sie an, woraufhin ihr Grinsen noch breiter wird.

Dieses Biest.

»Tut mir leid.« Ihrem Glucksen nach zu urteilen ist das eine dreiste Lüge, ehe sie noch einen drauf setzt. »Aber du siehst einfach zu süß aus, wenn du so guckst.«

»Ich bin nicht süß, okay?!«, wehre ich mich, was sie noch mehr zum Lachen bringt.

»Doch. Bist du.« Sie streckt mir die Zunge raus und stupst mir auf die Nase.

Ich stöhne. Würde ich diese Frau nicht so abartig mögen, hätte ich ihr längst den Hals rumgedreht. Erneut wandert mein Blick zu den vielen Menschen, während aus den Lautsprechern Jingle Bells dudelt. Hervorragend.

Es ist nicht so, dass ich Weihnachten nicht mag. Nur habe ich eben keinen Grund mehr, dieses Fest zu feiern. Zumal ich mich sowieso jedes Jahr freiwillig für den Dienst melde, damit wenigstens der Großteil meiner Kollegen mit ihren Familien die Tage verbringen kann.

»Ach komm schon! Das macht Spaß!«, quengelt Emma erneut, aber diesmal werde ich nicht nachgeben.

Soll sie sich doch sämtliche Knochen brechen. Mich kriegen auf dieses Ding jedenfalls keine zehn Pferde!

Kurz darauf stehe ich an der Bande. Nein. Eigentlich klammere ich mich an dem Teil fest, weil man auf diesen Kufen absolut nicht stehen kann.

Emma hingegen schlittert vor mir her, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Diese Frau ist wirklich immer für eine Überraschung gut. Woher sie das wohl kann?

»Also du musst schon loslassen, wenn du vorwärts kommen willst«, ruft sie mir vergnügt zu und ich hebe aus einem Reflex heraus die Arme.

»Wer sagt, dass ich das wi...« Beinahe wäre ich auf meinem Hintern gelandet, bekomme aber in letzter Sekunde noch die Bande zu packen. Zum Glück. Ich bin froh, dass ich ab nächster Woche endlich wieder arbeiten kann. Da brauche ich bestimmt keine blauen Flecken oder sonst was.

Emma lacht. »Du kannst es wirklich nicht.«

War ja klar, dass sie das freut. Ich stöhne. »Sieht man das nicht?« Das wird sie mir jetzt ewig vorhalten. »Und nein ...« Ich will die Hand heben, überlege es mir aber doch anders, als sich meine Füße wieder selbstständig machen. »... ich will keine Antwort darauf.«

Ich will einfach nur heil hier runter.

Doch Emma lässt nicht locker. »Es ist wirklich ganz einfach. Du musst nur in Bewegung bleiben, dann verlierst du auch nicht das Gleichgewicht. Wie beim Inliner fahren.«

Where Doubts should be silentWhere stories live. Discover now