25 | E M M A

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»Wo warst du?«

Ich zucke zusammen und fasse mir an die Brust, ehe ich die Haustür hinter mir schließe. »Hast du mich erschreckt.«

John wippt mit dem Fuß auf und ab und verschränkt die Arme vor der Brust. »Ich höre?« Seitdem er mir den Heiratsantrag gemacht hat, bleibt er nicht mehr bis spät in die Nacht weg und regelt das meiste von hier aus. Eigentlich sollte mich das freuen. Doch mir kommt es eher vor, als wolle er mich kontrollieren.

Langsam streife ich die Schuhe ab und stelle sie zu den anderen in den Schrank. »Ich hatte ein Vorstellungsgespräch und ... ich hab den Job!« Meine Freude darüber ist nach wie vor so groß, dass ich es am liebsten in die Welt hinausschreien würde.

»Du hast was?!« Johns aufgerissene Augen signalisieren mir, dass ich die Einzige bin, die das so sieht. »Kommt nicht infrage!«

Mir stockt der Atem. »Aber ...« Ich verstehe diese heftige Reaktion einfach nicht. Zumal er weiß, wie gerne ich wieder arbeiten will. Dennoch hält er es nicht für nötig mich ausreden zu lassen. Das hat sich leider nicht geändert.

»So einen Firlefanz hast du nicht nötig! Ich verdiene genug für uns beide«, macht er unmissverständlich klar und lässt mich einfach stehen. So ist es immer, wenn wir diskutieren. Er spricht ein Machtwort und damit ist die Sache für ihn gegessen.

Für mich ist sie das jedoch noch lange nicht, weshalb ich ihm mit eiligen Schritten folge. »Ich will es aber!« Auch wenn ich mich anhöre wie ein bockiges Kleinkind, könnte mich kein Grund der Welt davon abhalten dort zu arbeiten.

Er will in sein Arbeitszimmer gehen, aber ich stelle mich vor die Tür. Er stöhnt. »Blondie, jetzt hör endlich auf mit dem Kinderkram.«

Doch so leicht kommt er mir diesmal nicht davon. »Dieser ... Kinderkram, wie du ihn nennst, ist für mich aber wichtig. Versteh doch ... Ich möchte auch endlich mal etwas zurückgeben.« Ich weiß nicht, wie lange es her ist, dass ich mich ihm entgegengestellt habe.

»Das tust du doch ständig! Oder hast du etwa die dreitausend Dollar schon wieder vergessen, die ich erst letzte Woche in deinem Namen an das Krankenhaus gespendet habe?!« Unsanft schiebt er mich beiseite und öffnet die Tür.

Das ist aber nicht das Gleiche. Wieso versteht er das einfach nicht?!

Ehe ich darüber nachdenken kann, bin ich ihm in sein Arbeitszimmer gefolgt. Eigentlich mag er es nicht, wenn ich mich hier aufhalte. Doch das ist mir gerade ganz egal. »Aber ich möchte selbst etwas tun.« Ich lege meine Hand auf die linke Seite der Brust. »Etwas, das von mir kommt! Versteh das doch.«

Stöhnend nimmt er in seinem Designerchefsessel Platz, klappt seinen Laptop auf und macht mich damit noch wütender.

»Ich kann da wirklich etwas tun.«

John sieht meine zusammengepressten Kiefer und klappt den Laptop wieder zu, um sich darauf abzustützen. Eine Weile mustert er mich, bis sich seine Augenbrauen missbilligend heben. »Die nutzen dich doch nur aus. Ich meine, wie viel verdienst du da? Fünf Dollar die Stunde? Oder vier?«

Ich würde es auch umsonst tun. »Hör auf damit, John!« Meine Stimme wird lauter, energischer. Etwas, das ich von mir nicht kenne. Ich senke den Blick und mäßige meinen Ton. »Geld ist nicht alles im Leben.«

»Und ohne Geld ist alles nichts!«, schmettert er mir mit einer Härte entgegen, dass ich das Gefühl habe, aus diesem Raum katapultiert zu werden.

Um mich zu beruhigen, schließe ich für einen Moment die Augen und atme tief durch. »Du willst es einfach nicht verstehen, oder?«

Er stützt den Ellenbogen auf der Mahagoni-Tischplatte ab und fährt sich durchs Gesicht. »Ich habe jetzt echt keine Zeit für derartige Diskussionen. Wenn du Langeweile hast, dann kümmere dich zusammen mit Jessica um die Hochzeitsvorbereitungen.«

Where Doubts should be silentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt