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Wie ein Tiger im Käfig laufe ich auf und ab, sodass sich in dem hellen Fliesenboden inzwischen eine Furche gebildet haben müsste. Mein Blick fällt erneut auf mein Handy. Seit einer gefühlten Ewigkeit habe ich es nicht mehr aus der Hand gelegt.

Tom: Zu Befehl, Miss^^

Dieser Spinner. Dabei will ich ihm nichts vorschreiben. Ich mache mir nur Sorgen. Verdammt! Wie lange dauert das denn? Seit seiner letzten Nachricht sind Stunden vergangen. Ob er einfach zu müde war, um zu antworten? Es vielleicht sogar vergessen hat? Sicher hat er Besseres zu tun, als an mich zu denken.

Dieses seltsame Bauchgefühl treibt mich schließlich dazu ihm eine Nachricht zu schreiben.

Ich: Hey ... ist alles okay bei dir? Bitte melde dich ... Ich mache mir Sorgen ...

Mit kritischem Blick sehe ich auf das Display. Ich seufze.

Das geht gar nicht!

Ich lösche die letzten Worte und belasse es bei der Frage, worauf ich jedoch nach weiteren zehn endlosen Minuten keine Antwort bekomme.

Ich will ihn nicht nerven. Wirklich nicht. Doch ich muss wissen, ob es ihm gut geht. Er muss ja nicht lange mit mir reden. Die Tatsache, dass ich nicht seine Stimme, sondern die der Mailbox höre, beruhigt mich keineswegs. Ich wähle noch einmal, aber das Ergebnis bleibt das Gleiche. Meine Nervosität wird dafür immer größer, wie mir ein Blick auf meine blutigen Finger verrät. Was ist, wenn er sich nicht melden kann, weil ...

Jetzt komm mal wieder runter! Du bist ja paranoid, ertönt die Stimme in meinem Kopf prompt, wird aber von der des Radiosprechers verschluckt.

»In den frühen Morgenstunden kam es in Downtown zu einem schweren Brand in einem Apartmenthaus. Wir schalten nun live rüber zu unserer Reporterin ...«

Oh mein Gott! Downtown! Die Wache ... der Einsatz ...

Ich laufe in die Küche und drehe am Lautstärkeregler.

»Cathrine. Wie schätzen Sie die Lage vor Ort ein?« Ich vernehme Stimmengewirr und allgemeine Unruhe im Hintergrund vernehmen.

Das bestätigt auch diese Cathrine. »Es ist furchtbar, Adam. Das Gebäude ist komplett in sich zusammengefallen. Wie ein Kartenhaus. Die Einsatzkräfte geben ihr Bestes, aber die Situation ist nach wie vor sehr unübersichtlich.«

»Kann man schon sagen wie hoch die Zahl der Opfer ist? Gibt es Tote? Befinden sich noch Menschen in den Trümmern?«

»Zum Glück nicht«, meint diese Cathrine und ich atme erleichtert aus. Leider nicht lange. »Nach Angaben der Feuerwehr hat sich zum Zeitpunkt des Einsturzes jedoch noch ein kleines Kind, sowie einer ihrer Männer im Gebäude befunden.«

Den Rest bekomme ich nicht mehr mit, weil ich mich nur noch auf das Tuten nahe meinem Ohr konzentriere.

»Los Angeles Fire Department. Was kann ich ...«

»Ist Tom da?«, falle ich dem fremden Mann ins Wort und bekomme zunächst keine Antwort. »Bitte! Es ist wichtig!«

»Wer will das wissen?«, fragt er nach einer Pause, die mir eindeutig zu lange gedauert hat und klinggt dabei seltsam.

Ich wippe mit dem Vorderfuß auf und ab. »Mein Name ist Emma Schmidt. Ich bin eine ... Freundin! Bitte! Ich muss ihn sprechen! Sofort!«

»Einen Moment bitte«, sagt er bevor ich ein Rascheln am anderen Ende höre.

Ich will durch den Hörer brüllen, dass ich mich nicht abwimmeln lasse, als ich in weiter Entfernung zwei andere Stimmen ausmache.

»Im County General? Wow ... so schlimm?«

Where Doubts should be silentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt