21 - Das Gespräch des Drachen

141 21 2
                                    

Verlorene Hoffnung
———
Kapitel 21

Vin konnte von ihrem Platz aus die Sonne sehen, die sich langsam über die Festung herabsenkte und die Arkaden vor dem Drachensaal in glühendes Licht tauchten

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Vin konnte von ihrem Platz aus die Sonne sehen, die sich langsam über die Festung herabsenkte und die Arkaden vor dem Drachensaal in glühendes Licht tauchten. War wirklich schon so viel Zeit vergangen? Für Vin fühlte es sich noch nicht so lange her an, dass sie Kerys gegenübergestanden hatte und sich danach mit ihm und den anderen Drachenseelen in den großen Saal gegangen war.

Seitdem war sie auf ihrem Sitz hin- und hergerutscht, unruhig, aber wahrscheinlich für die anderen nicht bemerkbar. Aufstehen und sich die Beine vertreten hatte sie dann aber auch nicht gewollt. Wie hätte das denn gewirkt? Musste sie als potenzielle Anführerin nicht Ruhe und Kraft ausstrahlen?

Die Verhandlung begann, ihren Kopf zu füllen und gesprochene Worte kreisten in ihren Gedanken umher. Soeben hatte sie die Besprechung für beendet erklärt, einige der Drachenseelen hatten sich erhoben und in ihre Gemächer begeben. Callea war sitzen geblieben und mit ihr noch zwei weitere, von denen Vin unbedingt die Namen lernen musste, wenn sie gedachte, die Führung zu übernehmen.

Jetzt begann allerdings erst der beste Teil des Tages. Kerys hatte ein Friedensgeschenk mitgebracht, in der Hoffnung, dass die Drachenseelen dann eher geneigt waren, ihn anzuhören. Alte Schriftrollen, schlecht aufbewahrte Bücher, Tafeln, in die Buchstaben und Formen geritzt waren. All jenes wertvolle Wissen, das der König bei sich bewahrt hatte und das eigentlich den Drachenreitern gehört hatte.

Die Wachen kamen herein, die mit Kerys angekommen waren und sie trugen schwere Kisten zwischen sich, immer zwei von ihnen. Auf dem Tisch, der hinter Vins steinernem Thron auf dem Podest stand, vor der Tür, die zu der geheimen Kammer führte, breiteten sie die mitgebrachten Schriftrollen aus.

Vin stand auf und trat nahe an den Tisch heran. Sie wollte nicht zeigen, dass sie am liebsten sofort alle Schriftrollen durchgesehen hätte. Auf ihnen mussten Informationen stehen, die sie suchte. Informationen darüber, was mit einem Drachenreiter passierte, der seinen Drachen verloren hatte, doch nicht an den Tod. Jemanden, der seine Kräfte verloren hatte auf eine ganz und gar unnatürliche Weise. Später jedoch, wenn alles eingeräumt war in die riesige Bibliothek mit den unzähligen Gängen und hohen Bücherregalen, könnte sie dort stöbern, wie sie wollte. Sie hatte von Jerdan das Stück Pergament bekommen, auf dem die Koordinaten standen sowie der Name ebenjener Vulkaninsel, auf der sich Atlas befand. Sie würde ihn finden, da war sie sicher. Doch wie würde es sein, wenn sie ihn fand? Sie hatte die Verbindung mit ihm verloren, würde es jemals wieder so sein wie zuvor? Danach zu suchen, würde eine langwierige Aufgabe werden und sie wusste nicht, ob die Zeit dafür ausreichte. Jerdan hatte sie bereits gewarnt, dass ihr die Zeit davonlief.

»Räumt alles in die Bibliothek«, ordnete Vin an. »Nachher werde ich die Schriftrollen einsortieren, Jerdan wird mir behilflich sein und wer auch immer noch helfen möchte, ist dazu herzlich eingeladen.«

Mit diesen Worten verließ sie den Saal. Sie brauchte ganz dringend frische Luft, um ihre Gedanken zu sortieren.

Ihre Schritte führten unweigerlich zu einem der Türme, nicht dem, auf dem sie mit Callea trainiert und mit Jerdan gesprochen hatte, sondern zu dem anderen. Er wirkte unscheinbarer und vor allem sicherer. Es führten keine einzelnen Stufen außenherum, doch eine Steintreppe wand sich im Inneren des Turmes empor.

Der Fall des Drachen [2] - Verlorene HoffnungWhere stories live. Discover now