34 - Der Schutzschild des Drachen

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Verlorene Hoffnung
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Kapitel 34

Sobald sie die Insel hinter sich ließen, ebbte der Sog, der von ihr ausging, ab

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Sobald sie die Insel hinter sich ließen, ebbte der Sog, der von ihr ausging, ab.

Vin konnte nicht länger die Magie in der Luft spüren und mit ihrem Weggang fühlte es sich so an, als sei ihre eigene Magie auch mit verschwunden. Das tat sie ja ständig, war wankelmütig, kam in Schüben, war nie so stark, wie sie einst gewesen ist, doch jetzt war es anders. Jetzt fühlte es sich endgültig an. Oder kam ihr das nur so vor, weil sie bis eben darin gebadet hatte?

Mit einem Mal fühlte sie sich müde und nicht mehr ganz so erwartungsvoll. Es war, als würde ein Teil ihrer selbst fehlen.

»Ich glaube, ich lege mich doch noch etwas hin«, meinte Vin und entschuldigte sich. Sie glaubte zwar nicht, dass sie in der Lage sein würde, zu schlafen, doch vielleicht würde ein wenig Liegen mit Augen zu schon Wunder wirken. Vielleicht würde sie sich dann nicht mehr ganz so schwach fühlen wie jetzt gerade.

Vin warf noch einen letzten Blick auf das Meer unter ihr. Sie konnte noch nicht entscheiden, ob sie es schöner fand, wenn die Sonne sich darin spiegelte oder ob sie das raue Meer in der Nacht lieber mochte, wenn die Schaumkronen im Mondeslicht leuchteten. Doch sie wusste auch, ihr war egal, wie das Meer aussah, solange sie darüber hinweg flog und es von hoch oben aus betrachten konnte. Dann wandte sie sich ab und trat über das Deck. Sie bemerkte, dass noch einige aus der Mannschaft wach waren, die über Nacht das Schiff fahren würden, doch sie beachtete sie kaum. Ihr Blick, der durch ihr schwer werdenden Augenlider halb verdeckt wurde, war nur auf die Treppe gerichtet, die ins Innere des Schiffes führte. Sie konnte an nichts anderes denken als eine leere Kajüte, in die sie sich legen konnte, eine gemütliche Hängematte und dass sie endlich Kallias von ihren Schultern nehmen konnte, dessen Gewicht sie nach diesem langem Tag, an dem sie so weit gegangen war, deutlich spürte.

Das Schiff schwankte in diesem Moment stark zur Seite und knarrte ordentlich, sodass Vin sich an der Tür festhalten musste.

Das Knarren schwoll an und nahm kein Ende, bis Vin realisierte, dass es nicht vom Schiff kam. Das klang nicht nach Holz, das unter der Last des Wassers ächzte.

Mit einem Mal war sie wieder wach und wirbelte herum. Die Kapitänin hatte ihr Fernrohr herausgeholt und blickte über das Meer. Alle Seefahrer ließen von den Tauen und Masten ab und blickten ebenfalls in diese Richtung.

Und dann sah Vin es auch. Ein dunkler Schatten bewegte sich an der Wasseroberfläche wie ein Schattenblitz, dem es nach Unheil und Zerstörung dürstete. Sie ging die Strecke, die sie eben zurückgelegt hatte, und war nach einigen schnellen Schritten wieder bei der Kapitänin angekommen.

Sie musste nicht nachfragen, was es war. Sie konnte schon sehen, dass es sich um das Wesen aus den Erzählungen der Kapitänin, dass es sich dabei um den Verursacher der Zerstörung in der Stadt handelte. Es sah ein wenig aus wie die Echsen, die in ihrer Kindheit immer über den Acker gelaufen waren und die sie zu fangen versucht hatte. Es bewegte sich mit wütender Anmut durch die Wellen und spie eine Feuerwalze nach der anderen voran, die heiß und zischend über das Meer schoss.

Der Fall des Drachen [2] - Verlorene HoffnungWhere stories live. Discover now