29 - Der Konsens des Drachen

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Verlorene Hoffnung
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Kapitel 29

Vin konnte das Gefühl im Nachhinein nicht mehr beschreiben

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Vin konnte das Gefühl im Nachhinein nicht mehr beschreiben. Noch nie hatte sie sich derart gefühlt. Sie war in einem kleinen Dorf aufgewachsen, ihre Eltern waren Bauern gewesen und sie hatte nicht viele Freunde gehabt in ihrem Leben. Da war immer nur Zara gewesen. Doch jetzt, da brachte sie ihre Ideen vor, ihre Vision, und ihr wurde zugehört. Ihr, obwohl sie doch nicht in Prunk und Glorie aufgewachsen war und auch nicht ihr ganzes Leben als Drachenreiterin verbracht hatte. Der Drache definierte sie nicht. Das war es immer, was sie die ganze Zeit gedacht hatte. Und es stimmte auch tatsächlich. Hier stand sie ohne Atlas und fand ihre Worte. Sie flossen aus ihr heraus und sponnen ein warmes Leuchten, das sich tief in ihrem Herzen einnistete.

Vin hatte sich überlegt, dass es in Zukunft nicht einen Lehrer für eine Drachengeborene geben sollte. Es konnte immer passieren, dass man mit dieser Person nicht zurechtkam oder man sich in den Ansichten so stark unterschied, dass ein Lernerfolg kaum absehbar war. Dies hatte sie selbst gemerkt, als sie erst von Mirnen, dann von Callea unterrichtet wurde. Am meisten hatte sie von Atlas gelernt, der die Weisheit von Jahrhunderten von Drachenreitern mit sich trug. Außerdem hatte jeder Drachenreiter andere Talente und jede Magie zeigte sich anders - abhängig auch davon, wie launisch der Drache war, mit dem man eine Verbindung eingegangen war und welches Gemüt man besaß. Und sie wünschte sich genau diese Weisheit für Jerdan und für Asteria. Ja, sogar für Asten und Hidre oder jeden Drachengeborenen, der noch kommen würde.

Immer wieder huschte Vins Blick zu einer der Drachenseelen, Laja, deren steinerne Miene aufzutauen schien. Ob sie wohl auf einen Pfad gedrängt worden war, den sie nie betreten wollte. Auf dem sie nur von denen gelernt hatte, die zum Fall der Drachenreiter geführt hatten, bis sie langsam aber sicher auch von deren Ansichten überzeugt wurde. Die anderen Drachenseelen hörten ihr zwar zu und hatten auch ihren Vorschlag angenommen, doch sie wirkten noch immer skeptisch und als wollten sie Fallstricke suchen in Vins Bedingungen. Nicht so Laja. Bei ihr wirkte es viel mehr, als würde ihr ein Stein von Herzen fallen, ein riesiger, vereister Klumpen, der von Jahren des Hasses geformt wurde. Vin musste sich unbedingt merken, dass sie so auf ihre Vorschläge reagierte. Dies könnte in Zukunft vielleicht hilfreich sein.

Auch Vins zweiter Vorschlag wurde akzeptiert - unter Widerworten, aber er wurde akzeptiert. Das Turnier, in welchem Vin mit Asten, Hidre und Jerdan gekämpft hatte, sollte nicht mehr in der Form stattfinden, in der Vin es kennengelernt hatte. Drachengeborene waren mittlerweile viel zu rar und wertvoll, als dass ihr Leben in so einem Turnier aufs Spiel gesetzt werden durfte. Am Ende einigten sie sich darauf, dass das Turnier zwar nicht abgeschafft werden würde - was Vin eigentlich am liebsten gewesen wäre - sondern nur, um gemeinsam mit anderen verschiedene Magieformen zu üben.

»Und zuletzt«, sagte Vin und sog tief die Luft ein. Ihre Hände presste sie fest an ihr Gewand. Beinahe glaubte sie, die Drachenschuppen darunter pulsieren zu fühlen, doch sie war sich sicher, dass das nur eine Illusion war. Jedoch ein Illusion, der sie sich gerne hingab. »Kein Drache wird eine Verbindung eingehen, bis er nicht alt genug ist.«

Der Fall des Drachen [2] - Verlorene HoffnungWhere stories live. Discover now