35 - Die Qualen des Drachen

51 11 2
                                    

Verlorene Hoffnung
———
Kapitel 35

Vin verließ das Schiff und hatte für einen Moment das Gefühl, der  Boden würde auch noch weiterhin unter ihr schwanken

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.


Vin verließ das Schiff und hatte für einen Moment das Gefühl, der  Boden würde auch noch weiterhin unter ihr schwanken. Es dauerte einige  Minuten, dann fühlte sich der Strand unter ihren Füßen wieder hart und beständig an. Sie war froh um die Stiefel, die sie vor gefühlt ewiger  Zeit von Leana bekommen hatte. Bisher hatten sie jedem Untergrund  getrotzt und bewährten sich auch bei den kleinen kantigen Steinchen, die  den dunklen Strand bildeten und ganz anders aussahen als die feinen, hellen Körnchen, die Vin bei ihrer ersten Reise zum Meer am Sandstrand gesehen hatte.

Vor ihr ragten die dunklen Felsen in die Höhe,  Vulkangestein, das an einigen Stellen rauchte, und - wie Vin wusste -  einen riesigen Talkessel bildete. Doch bevor sie sich überlegte, wie sie diesen Berg überwinden sollte, drehte sie sich noch einmal zu dem  Schiff um.

Sie war nur ein Gast an Bord gewesen und trotzdem fiel ihr der Abschied nicht leicht. Wieder bemerkte sie, dass sie Abschiede hasste. Meistens bedeuteten sie, dass man einander nie wiedersah.

Die Kapitänin, die mir ihr von Bord gegangen war, reichte ihr die Hand.  Bedauern lag in ihrem Blick. »Wir können nur eine kurze Weile warten. Jetzt, da die Kreatur uns im nächsten Moment angreifen könnte. Wenn du nicht wieder hier am Strand ist, bis die Sonne hinter der Insel dort hervorgekommen ist, fahren wir weiter, so leid mir das auch tut. Aber ich habe eine Mannschaft, die ich beschützen muss.«

»Das verstehe ich. Mach dir keine Sorgen um mich«, sagte Vin. Sie hasste es, wenn jemand das sagte, doch sie meinte es ernst. Atlas war hier. Das konnte sie mit jeder Faser ihres Seins spüren. Und wenn Atlas hier war, dann  würde sie immer eine Möglichkeit haben, nach Hause zu kommen. Und selbst wenn nicht, dann waren sie und Atlas wenigstens wieder zusammen und würden gemeinsam auf dieser Insel sein. Endlich wieder vereint.

Die Kapitänin rang sich ein Lächeln ab. »Es war schön, dich an Bord zu haben. Und das meine ich ernst. Ohne dich wären wir vielleicht gar nicht  mehr hier. Wenn wir die Echse abhängen können, kehren wir auf jeden  Fall um und sammeln dich ein.«

»Danke.« Vin wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Sie konnte sich auch kaum mehr auf das Gesicht der  Kapitänin konzentrieren, so sehr dachte sie schon an ihr Wiedersehen mit  Atlas und wie sie den Berg am besten überwinden könnte. Also hob sie  die Hand zum Abschied. »Ich wünsche dir alles Gute für deine Fahrten«, sagte sie.

»Danke. Und dir immer frischen Wind unter den Flügeln.«

Dann drehte sich die Seefahrerin um und ging zurück zu ihrem Schiff, zurück zu ihrer Mannschaft, die schon auf sie wartete.

Vin  blieb nicht stehen, um zu warten, dass die Kapitänin am Bug stand und ihr zuwinkte, sie oder die Mannschaft, sondern drehte sich um und  blickte zu dem Vulkan empor.

Der Fall des Drachen [2] - Verlorene HoffnungWhere stories live. Discover now