4 - Das Nachdenken des Drachen

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Verlorene Hoffnung
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Kapitel 4

Natürlich bot Zara an, mit ihr zu kommen

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Natürlich bot Zara an, mit ihr zu kommen.

Vin öffnete den Mund und wollte protestieren, dann schwieg sie jedoch. Irgendetwas in ihr hinderte sie daran, vielleicht, weil sie selbst wusste, dass es besser war, wenn Zara sie begleitete, da sie sich dann nicht so schrecklich alleine fühlen würde zwischen all den Drachenseelen und weil sie so aufeinander aufpassen konnten. Also nickte sie, bat aber darum, dies mit ihrer Mutter abzustimmen.

So kam es, dass die beiden kehrtmachten und zurück gingen. Vin, der der Schrecken noch in allen Gliedern saß, schlug vor, den Hauptpfad sowie den Marktplatz zu meiden und sich von hinten zu Kaleens Stand bewegen. Zaras Mutter sortierte bunte Stoffbahnen, wickelte dunkle Stoffe zusammen und drapierte diese an ihrem Stand, stets in das zeltartige Überdach zurückkehrend, um neue Stoffe zu holen. Vin und Zara erwischten sie, als sie gerade wieder in das Zelt zurückgekehrt war.

Kaleen war eine stämmige Frau mit sanft blitzenden blauen Augen, die, wenn sie versuchte, grimmig zu gucken, gar nicht so aussah, als würde sie es auch so meinen. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und blickte dann zwischen den beiden Mädchen hin und her, die ihrerseits ebenfalls einen Blick austauschten.

Dann senkte Vin ihren Blick zu Boden. Schuld durchzuckte sie, die sie für einige Zeit verdrängt hatte. Es war ihre Schuld, dass Zara eine Gefangene des Königs gewesen war, ihre Schuld, dass Kaleen und andere Menschen ihres Dorfes, Leute, mit denen sie womöglich befreundet war, aufeinander losgegangen waren. Sie konnte nicht in Worte fassen, wie miserabel sie sich fühlte. Dann jedoch spürte sie, wie Kaleen ihre Arme um sie legte und sie einmal fest drückte. Vin spürte ein Lächeln auf ihren Lippen erscheinen, doch es konnte ihr nicht die Last von den Schultern nehmen.

»Warum hast du nicht vorher mal vorbeigeschaut?«, verlangte die Frau zu wissen.

Ohne zu blinzeln hielt Vin ihrem Blick stand. »Ich hatte nicht gedacht, dass du mich sehen wollen würdest«, sagte sie herausfordernd. »Nach allem, was passiert ist.« Sie war eine Drachenreiterin gewesen und noch immer - oder besser erneut - besaß sie die Möglichkeit, die Magie zu nutzen. Ihre Magie, die nicht so stark wie zuvor war und dennoch ab und an eine goldene Aura um sie schuf wie eine Rüstung, die sie vor den Meinungen der anderen schützte und zurückholte, wenn ihre Gedanken zu weit ausgeschweift waren. So unkontrolliert, wie sie jedoch war, war sie immer präsent, nicht immer sichtbar, aber für jeden, der ihr nahe kam, spürbar.

Erleichtert bemerkte sie, dass Kaleen vehement den Kopf schüttelte. »Natürlich! Du gehörst doch quasi mit zur Familie«, rief sie aus. Vin strahlte glückleuchtend sie an. Die ältere Frau hatte ja keine Ahnung, wie sehr sie diese Worte erfreuten. Und wie schlecht sie sich fühlte, wenn sie daran dachte, ihr zu erzählen, was sie planten.

Kurz schilderte Zara, was sie sich überlegt hatten und sie schaffte es, die ganze wilde Jagd wie einen Spaziergang klingen zu lassen. Die Festung der Drachen besuchen, den Senat der Drachen befragen, den Spuren der Drachen folgen und dann mit Atlas heimkehren. In Zaras verharmlosender Erklärung schwang so viel Ernsthaftigkeit mit, dass Vin für einen Moment zu hoffen begann, ihre Reise würde tatsächlich ohne Gefahren oder nennenswerte Schwierigkeiten verlaufen. Es würde jedoch nicht einfach werden. Das war ihr klar, das war Zara klar und offensichtlich auch Zaras Mutter, denn sie blickte die beiden Mädchen kurz missbilligend an, ehe sie nach einem blauen Tuch griff und das Zelt verließ und eine verwirrte Vin zurückließ.

Der Fall des Drachen [2] - Verlorene HoffnungWhere stories live. Discover now