5 - Die Festung des Drachen

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Verlorene Hoffnung
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Kapitel 5

Sie erreichten Drachenfeste am Abend

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Sie erreichten Drachenfeste am Abend.

Wie ein sturmgrauer Krieger reckte sich die Festung aus den edelmütig patinagrünen Hügeln empor, umsäumt von den unebenen, kräftig sprießenden und blühenden Wiesen, zwischen denen der seichte Fluss leise vor sich hin plätscherte. Steinern und schlafend stand die Festung da, doch von ihr ging eine solch immense Präsenz aus, dass sich die Weiden an den Ufern des Flusses anmutig verneigten und andächtig wisperten, eine Preisung jener hohen Mauern, eine Ehrung des elegant gewundenen Eingangstors, das in Form von Drachenflügeln den Eindruck vermittelte, als wache tatsächlich ein Drache über das Bauwerk.

Hohe Türme küssten die blutende Wolkendecke, elfenbeinfarbene Dächer sahen im Glanz der untergehenden Sonne so aus, als hätte jemand einen Goldtopf über ihnen geleert. Magie wob goldenen Efeu um die Wehrtürme und die Schildmauer - dieser nahm der Festung das eisige Gesicht - und weil es magischer Efeu war, konnte er von Feinden nicht zum Klettern über die Mauer oder an den Türmen empor benutzt werden.

Vin hatte diesen Ort ganz anders in Erinnerung und so blickte sie ehrfürchtig an dem hehren Bauwerk empor. Die bedrohliche Atmosphäre war gewichen und hatte Platz geschaffen für die einladende Aura, die sich um die Steine und über die umliegenden Wiesen gelegt hatte. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Sie konnte es sich vorstellen. Sie konnte sich vorstellen, wie Drachenreiter mit jungen Drachengeborenen in jenen Mauern lebten und wie sie ins Freie traten, um sie im Schwertkampf zu unterrichten und sie die Geheimnisse der Magie zu lehren. Die Kinder würden gemütlich im hohen Gras sitzen und lauschen und staunen und ihr Lachen würde gemeinsam mit dem strahlenden, silberhellen Gesang einiger Vögel erklingen.

Vin fühlte, wie Magie aus der Erde und aus den Gräsern an ihr emporloderte und sie mit Wärme erfüllte. Hier war einer der Orte, an denen die Ströme der Magie sich kreuzten, ein Epizentrum von Macht und Schönheit der Natur.

»Ist es nicht wunderbar hier?«, stieß Vin gepresst hervor. Der Anblick raubte ihr noch immer den Atem. Als sie zum ersten Mal hier gewesen war - damals noch mit Mirnen - war sie erschlagen worden von den Gefühlen und Erinnerung, die die Festung in ihr hervorgerufen hatte. Sie hatte das Geplapper junger Drachengeborene gehört und den strengen Blick des Mentors gespürt, aber auch die Freude, die er empfand, dass wenigstens in dieser Festung ein wenig Sicherheit für die Jüngsten geboten werden konnte. Sie hatte die Elegien der wankenden Weiden gesehen und den Zorn und Hass nachempfunden, als die Drachen gestorben waren und die Drachenreiter getötet samt ihrer Schüler. Es war, als hätte jemand den schwarzen Schleier entfernt. Sie spürte die Vergangenheit am Rande ihres Bewusstsein, aber sie riss sie nicht länger von den Füßen.

Asteria nickte. »Ja«, hauchte sie ehrfürchtig. Die Türme der Festung konnte man zwar im Dorf sehen, doch erst wenn man tatsächlich davor stand, wurde einem gewahr, wie riesig das Bollwerk tatsächlich war und wie majestätisch.

Der Fall des Drachen [2] - Verlorene HoffnungWhere stories live. Discover now