1 - Die Einsamkeit des Drachen

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Verlorene Hoffnung
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Kapitel 1

Am Himmel brauten sich bedrohliche Wolken zusammen

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Am Himmel brauten sich bedrohliche Wolken zusammen. Einige Tage lang hatte ununterbrochen die Sonne geschienen und da war Wind gewesen, sodass es nicht unerträglich warm gewesen war. Jetzt versprachen die Wolken, die sich leise über das Himmelszelt geschlichen hatten, Regen, der die Felder und Äcker bewässern würde und schon von vielen erwartet wurde. Regen, der die harte, trockene Erde zu schlammigen Wegen werden lassen würde. Regen, der sich am besten in dem Gewächshaus neben dem Kürbisfeld beobachten ließe.

Es war jedoch nicht der Regen, auf den Vin wartete. Vielmehr war es eine Flügelspitze hinter den Folgen oder ein Brüllen in der trockenen Luft, das sie so herbeisehnte.

Sie verbrachte ihre Zeit ausschließlich in dem Gewächshaus, wenn sie sich nicht gerade aufraffte und für eine Weile an die frische Luft ging. Von dort aus konnte sie den sandigen Pfad sehen, der zum Zentrum des Dorfes führte, ihr aber bis auf weiteres verwehrt blieb. Zara, die einige Male vorbeigekommen war, hatte versucht, die Freundin zu überreden, sie zu ihrer Mutter zu begleiten, um bei dem Wiederaufbau ihres Markstandes, der in Trümmern lag, seit die Menschen von der Drachenmagie berührt worden waren. Die ehemalige Drachenreiterin hatte jedoch verneint. Weil viele Bewohner Katarlans davon ausgingen, dass sie, Vin, sich noch auf der abgelegenen Insel befand, wo sie die zetrümmerten Eier gefunden hatte, wollte sie nicht hinaus. Nicht alle wussten, dass sie es war, die eine Freundin der Drachen geworden war und der Rest gewöhnte sich noch an den Gedanken, dass die Himmelsschlangen zwar an Einfluss eingebüßt hatten, jedoch nicht an Macht, dass der letzte Drache ihrer aller Leben gerettet hatte und unter dem Schutz des Königs höchstpersönlich stand.

Auf dem Marktplatz ließ sie sich also nicht blicken, doch sie wusste, dass der Uhrenturm wieder aufgebaut werden sollte und sie plante, ihn sich anzusehen, sobald er fertig war. Stattdessen ging sie jedoch, sofern sie sich nach draußen wagte, in die entgegengesetzte Richtung, über ihre Äcker und die weiten Wiesen dahinter, deren Gras trocken war. Es hatte begonnen zu regnen. Feiner, kühler Regen, der die Wiesen wieder beleben würde.

Mit nasser Erde unter ihren Schuhen und kalten Tropfen auf ihrer Haut spazierte sie nun die Strecke entlang, die sie jeden Tag zurücklegte. Es dauerte lange, da war sie an einem Flussbett angekommen, dessen Wasserpegel nun seit langem weider angestiegen war.

Vin schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Es fühlte sich an, als sei es erst gestern gewesen, dass Kerys und sie das Heilmittel in den Fluss geschüttet hatten und sie sich von den beiden verabschiedet hatte. Eigentlich ging sie nur einmal die Woche hierher, musste sie doch die meiste Zeit auf das glutrote Ei aufpassen, das sie sicher unter der Erde der Pflanzen im Gewächshaus versteckt und mit Magie unsichtbar gemacht hatte. Da ihre Magie jedoch nur langsam stärker gworden war und sie stets befürchtete, jemand würde ihr vermeintliches leer stehendes Haus durchsuchen, war sie nur sporadisch an diesem Ort und auch nie länger als dreihundert Herzschläge.

Der Fall des Drachen [2] - Verlorene HoffnungWhere stories live. Discover now