33 - Das Schiff des Drachen

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Verlorene Hoffnung
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Kapitel 33

Als letzte und einzige Drachenreiterin war es nie leicht, neue Menschen kennenzulernen

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Als letzte und einzige Drachenreiterin war es nie leicht, neue Menschen kennenzulernen. Sie um einen Gefallen zu bitten, den sie ihr erfüllten und das nicht deshalb, weil sie einen Drachen besaß - oder eben nicht besaß -, vor dem sie Angst hatten.

Umso überraschter war Vin, als sie am Hafen eintraf, wobei Hafen nicht ganz das richtige Wort war. Katarlan war ein armes Land und das zeigte sich nicht nur in der Essensknappheit und den kleinen Dörfern, sondern auch am Hafen. Natürlich war versucht worden, ihn so geräumig und prachtvoll erscheinen zu lassen wie möglich, doch wer genauer hinsah, konnte die müden Gesichter der Hafenarbeiter sehen, die halbherzig neu zusammengezimmerten Spelunken und Läden am Rande des Hafens und die Liegeplätze an morschen Stegen. Eine Sache jedoch war erfrischend: Irgendwie schien keiner hier zu wissen, wer sie war. Oder es interessierte einfach kein. Welcher Grund auch immer es war, Vin freute sich, dass ausnahmsweise keiner mit dem Finger auf sie zeigte, dass kein Getuschel einsetzte oder irgendjemand sich hinter einer Häuserecke versteckte und glaubte, nicht von Vin gesehen zu werden.

»Ich sag' es dir ganz ehrlich, ein besseres Schiff wirst du nicht finden.« Vin richtete ihren Blick wieder auf die Kapitänin, die ihren Blick wiederum auf ihrem Schiff verweilen ließ. Es war groß und war länger als der Steg, an dem es vertäut worden war. »Im Moment sticht auch kein anderer in See, wir sind fast die einzigen.«

»Das Schiff ist in Ordnung«, sagte Vin schnell, denn sie wollte nicht, dass ihr Schweigen als Abschätzung gegenüber dem Schiff gedeutet wurde. »Ich würde mich freuen, wenn ihr mich mitnehmt.«

Die Kapitänin musterte sie einmal von oben bis unten, als würde sie versuchen, einzuschätzen, ob Vin eine Bedrohung war und was ihre Motive waren. Vin hatte nämlich nicht genau gesagt, wohin sie wollte oder warum sie unbedingt auf das Meer rausmusste. »Na gut, komm mit.«

Mit diesen Worten drehte sich die junge Frau um und spazierte über den Steg zu ihrem Schiff. Vin dachte, dass sie gar nicht so viel älter war als sie selbst, wenige Jahre vielleicht, und fand, dass sie einander gar nicht so unähnlich waren. Die Kapitänin musste sich sicherlich auch mit eine Menge älteren Herren herumschlagen, die glaubten, alles besser zu wissen und ihre Autorität untergraben wollten. War so jung und trotzdem hatte sie schon viel Verantwortung, die auf ihren Schultern lastete.

Andächtig betrat Vin das Schiff, dicht gefolgt von der Kapitänin. Sie hatte ein Schiff noch nie aus der Nähe gesehen, geschweige denn betreten. Der Boden unter ihr wankte und Vin musste sich an einem der Masten festhalten, um nicht hinzufallen. Erst nach einigen Momenten realisierte sie, dass das ja gar nicht so anders war als ein ungestümer Flug auf dem Rücken Atlas', bei dem sie hatte lernen müssen, ihr Gleichgewicht zu halten.

»Wieso fährt sonst niemand?«, fragte Vin. Kerys hatte ihr erzählt, dass die unbekannte Bedrohung vom Meer kam. Wenn jemand etwas darüber wusste, dann bestimmt die Kapitänin, die über dieses Meer segelte.

Der Fall des Drachen [2] - Verlorene HoffnungWhere stories live. Discover now