Kapitel 60

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"Willst du darüber reden?"
"Nein."
"Okay."

Ich wartete einige Minuten.
"Wirklich nicht?"
"Nein, okay?"
"Bleib bitte ruhig Andrew. Ich habe auch gebr..."
"Wie soll ich denn nach dem Abend ruhig bleiben? Meine Eltern haben mich bis auf die Knochen blamiert. Sie haben uns gestalkt, das ist verboten und sie denken, dass du nur eine Affäre bist!"
"Das ist mir egal. Na ja, nicht ganz, aber du bist mir wichtiger. Schau bitte auf die Straße." 
"Ja?"
"Ja, Andrew. Ich..."
"Du?"

Ich brachte es nicht raus. 
"Was ist, Julie?"
"Ich bin froh, dass ich deine Eltern getroffen habe."
"Froh?", schrie Andrew fast und überhörte dabei, dass ich eigentlich etwas ganz anderes hatte sagen wollen.

"Ja, hör mich doch erst mal zu. Ich finde, dass bringt uns näher zusammen. Ich habe gar keine Eltern, du hast Eltern, die aber auch nicht einfach sind. Das lasse ich jetzt mal so stehen. Willst du mit mir den morgigen Tag verbringen?"
Irritiert von dem abrupten Themenwechsel, starrte Andrew mich an.
"Mit...Mit mir den Tag verbringen?"
"Ja, warum denn nicht? Oder hast du schon etwas vor?"
"Achso... Ähm, nein."
"Wollen wir dann irgendwie ins Kino gehen oder so?"
"Was bist du denn so forsch auf einmal? So kenne ich dich gar nicht. Hat dich der Abend so verändert?"
"Ich verbringe eben gerne Zeit mit dir."

"Ist das alles?", er beugte sich zu mir rüber, während er auf die Straße schaute."
Durch seine Nähe wurde ich nervös und brachte kein weiteres Wort hervor.

Wir hielten an einer Ampel. Ich beugte mich ihm ebenfalls entgegen. Jetzt ein Kuss. Ich sehnte mich nach Andrew und gleichzeitig wollte ich aber auch nicht zerstören, was wir hatten.

Ich zuckte zurück.
"Andrew, ich will jetzt nicht zerstören, was wir haben."
Er blickte mich traurig an.
"Was haben wir denn zusammen?"
"Eine Freundschaft!"
"Ist das so?"
"Ja."
"Und du findest es normal, das sich Freunde auf einer sexuellen Ebene anziehend finden. Dass sie sich fast küssen. Dass, was du glaubst zu haben mit mir, ist nichts."
Ich schluckte. Was wurde das, was er da gerade von sich gab?
"Juliette Foss, ich will nicht mehr warten. Entweder du küsst mich jetzt oder du steigst bei deiner Wohnung aus und wir müssen in der Arbeit auf einer professionellen Ebene weiterarbeiten."
"Aber..."
"Kein Aber jetzt."
"Du zwingst mich, dich zu küssen? Dafür könnte ich dich anzeigen."
"Würdest du das?"
"Nein, natürlich nicht."
"Warum sagst du immer natürlich?"
"Weil es so ist."
"Ja, das weißt du, aber ich weiß überhaupt nicht wie deine Gefühle in dir drin,", er bohrte mir seinen Zeigefinger zwischen meine Brüste, "aussehen."
Ich zuckte zurück. Mit dieser Berührung hatte ich nicht gerechnet.

"Okay."
"Was okay?"
"Dann küsse ich dich jetzt."
In dem Moment wurde es grün und als Andrew nicht losfuhr, weil er zu mir, besser gesagt auf meine Lippen schaute, da wollte ich es wirklich. Ihn küssen.

Da hupte es hinter uns und Andrew fuhr wie aus einem Traum hoch und gab Gas.
"Kommst du noch mit zu mir? Dann können wir nachholen, was wir gerade nicht geschafft haben."
Zu Ihm? Ich war bis jetzt noch nie in seiner Wohnung gewesen. 

20 Minuten später waren wir angekommen.
Andrew parkte das Auto und wir stiegen aus.
Dann reichte er mir seine Hand. Es war mir ein bisschen unangenehm, weil ich feuchte Hände vor Aufregung hatte und natürlich konnte sich Andrew seinen Kommentar nicht verkneifen.

"Denkst du ich sperr dich ein oder warum bist du so feucht? An den Händen, meine ich.", fügte er noch schnell hinzu, als ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen anschaute.

"Man darf doch wohl noch aufgeregt sein.", antwortete ich. 
"Aha, daher weht der Wind.", schmunzelte er.
"Als ob du nicht aufgeregt wärst.", grummelte ich.

Er lies das so stehen und zog mich die Treppe nach oben, er schloss die Haustür auf und ich fand mich in einem großen Treppenhaus wieder. Abermals zog er mich die Treppe nach oben und, als wir im dritten Stockwerk angekommen waren, schloss er eine Tür auf, die wohl zu seiner Wohnung führte. 

Er machte sie auf und sagte "Tadaa." Ich trat ein und schaute mich um. Es war eine ganz gewöhnliche Wohnung. Ich zog meine Schuhe aus und ging weiter in sein Wohnzimmer. Währenddessen holte er eine Falsche Wein und zwei Gläser aus der Küche.

"Nochmal Alkohol?", fragte ich ihn.
"Wenn du nicht willst..."
"Nein, schon okay, aber bitte nur einen kleinen Schluck. Ich will hier ja jetzt nicht betrunken mit die auf dem Sofa sitzen."
"Okay."

Er füllte mein Glas zur Hälfte und hielt es mir hin.
Dann schenkte er sich ebenfalls ein und rückte ein Stückchen näher an mich heran. Dann legte er auf einmal seine freie Hand auf meinen Oberschenkel. 
Mir wurde warm und ich starrte auf die Stelle, an der seine Hand lag. 
Er drückte ein wenig zu und schaute dann in meine Augen.
Ich sah die leichten Grübchen in seinen Backen, als er den Mund zu einem Lächeln verzog und auch, dass er sich auf die Lippe biss.

"Du weißt gar nicht, wie lange ich mir das hier gewünscht habe, Julie."
Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, also blieb ich ruhig. 

Er beugte sich weiter zu mir und stellte dabei sein Weinglas auf dem Tischen neben ihm ab, von dem er noch keinen Schluck genommen hatte.
"Ich will jetzt auch nichts trinken, sondern diesen Moment vollkommen spüren.", flüsterte er. 
Und da sagte ich, was ich schon lange hatte sagen wollen.
"Ich möchte das genau so sehr wie du."

Als seine Lippen auf meine trafen, explodierte in mir ein Feuerwerk. Vielleicht war ich jetzt etwas zu poetisch unterwegs, doch meine Schmetterlinge in meinem Bauch fingen wie wild zu flattern an. Ich legte meine Hand um seinen Nacken und zog ihn näher zu mir. 
Als er mit seiner Zunge um Einlass bat, gewährte ich ihm diesen.
"Oh Julie.", hauchte er und fasste mit beiden Händen meine Hüfte. 

Unser Kuss wurde intensiver und auf einmal war Andrew mit seinen Lippen nicht mehr auf meinen, sondern an meinem Hals. Er küsste eine Spur zu meinem Schlüsselbein, das ganz plötzlich nicht mehr von meiner Kleidung bedeckt war. 
Dieser Mann machte mich verrückt. Und gleichzeitig liebte ich ihn dafür, was er mit mir machte. 

"Ich liebe dich."
Ich sagte es nur ganz leise, doch Andrew unterbrach den Kuss sofort. 

"Nein, nicht Andrew, mach weiter."
Ich wollte ihn wieder küssen, doch er rückte ein Stück von mir weg. Ich wusste nicht, warum er so reagierte. Mir stiegen Tränen in die Augen, was, wenn ich jetzt alles zerstört hatte?

"Was ist los, Andrew?", wagte ich zu sagen.
"Du... Du liebst mich?"
"Ja.", sagte ich, diesmal etwas lauter. Ich hatte mich überwunden, es ihm zu sagen. Dafür würde ich jetzt auch stehen, egal, was er sagte. 

Auf einmal beugte ich sich wieder zu mir, doch anstatt seine Lippen auf meine zu legen, flüsterte er mir ins Ohr. "Ich liebe dich, Julie. Und du hast mich mit deinem Geständnis zum glücklichsten Mann  der Welt gemacht."





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