Kapitel 7

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Später am Abend waren wir endlich fertig mit besprechen. Wir hatte ihn uns als Investor gesichert. Irgendwie war ich ein klein wenig stolz auf Andrew, der wirklich gut verhandelt hatte.
Er hatte nicht alles über unsere Firma preisgegeben und ich fand das auch gut so, denn ich vertraute diesem Herrn Raurer irgendwie nicht so recht.

Als wir am Auto ankamen, machte Andrew mir  die Tür auf.
Ich stieg ein und er setze sich auf seine Seite.
"Du hast den Abend wirklich toll hinbekommen. Obwohl ich es dir verschwiegen habe." In seinen Augen funkelte Respekt.
Ich verstand. Das war also seine Art gewesen, zu prüfen, ob ich meine neue Position verdiente.
"Wirklich gut." Er sah mich an.

Dann beugte er sich leicht zu mir hinüber.
Wollte er etwa...?
Ich war nicht gewappnet für seine Nähe, konnte meine Gefühle nicht kontrollieren.
Ich wollte wissen, wie es sich anfühlte, wenn ich ihn küsste.

Er kam immer näher. Und dann tat er es.
Er senkte seine so weichen Lippen auf meine und küsste mich.
Und was konnte ich anderes tun, als seinen Kuss zu erwidern?

Nach einigen Sekunden, die mir wie Minuten vorkamen, löste er seine Lippen wieder von meinen.
Ich schaute weg, weil ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt war.

So etwas hatte ich noch nie bei einem Menschen gespürt. Ich fühlte mich...
Geborgen? Geschätzt? Gut?

Die restliche Fahrt über, schwiegen wir.
Ich merkte, wie er mir immer wieder kurze Blicke von der Seite zuwarf.
Weil ich auch immer wieder zu ihm sah und wenn sich unsere Blicke kreuzten, dann sahen wir beide ganz schnell weg.

Als wir bei meiner Wohnung angekommen waren, stieg ich aus und er fuhr, ohne noch ein Wort zu sagen nach Hause.
Ich ging die Treppe zu meiner Wohnung nach oben.
Wie in Trance.

Ich sperrte auf, zog mich aus und stellte mich unter die Dusche.
Ich hatte ihn geküsst.
Ich hatte seit 4 Jahren niemanden mehr geküsst.

Und jetzt ihn.
Er war ein Playboy. Konnte sich jeden nehmen, den er wollte.
Die Brünette war keine Ausnahme gewesen.
Ich war mir sicher, dass er bestimmt zwei Mal täglich mit irgendjemandem Sex hatte.

Ich schloss meine Augen.
Allein, allein, allein hallte das Wort durch meinen Kopf.

Ich war wirklich allein. Viel zu lange schon.

Auf einmal klingelte es an der Tür.
Nein.
Ich würde jetzt nicht hingehen.
Es klingelte noch einmal.
Nein!

Seufzend zog ich mir meinen Bademantel an und schlüpfte in die super weichen Hausschuhe, die ich mir vor ein paar Wochen gekauft hatte.
Dann ging ich zur Tür.
Ich schaute durch den Spion und ein grünes Auge mit leichten blauen und weißen Sprenkeln blickte mir entgegen.
Oh Gott.
Ich ließ mich gegen die Tür sinken und blieb so sitzen.
"Juliette! Mach bitte die Tür auf."
Wieso klang er so panisch?
"Bitte, es ist geschäftlich und sehr wichtig!"
Geschäftlich?

Ich machte die Tür auf und ein gehetzter Andrew blickte mir entgegen.
"Juliette, hör zu es gibt ein gro... Hast du geweint?" er sah mich geschockt an.
Wieso sah er das? Das sah sonst immer niemand bei mir!
"Das geht dich nichts an."
"Doch...", er verstummte, als er meinen Blick sah.
"Okay, also wie gesagt gibt es ein großes Problem. Morgen steht unerwartet eine Geschäftsreise an."
WAAAS?
War ich im falschen Film.
"Ich habe es dir nicht verschwiegen, ich habe auch gerade erst die Nachricht erhalten, dass es ein sehr wichtiges Treffen von unterschiedlichen Investoren geben wird, bei der wir unbedingt teilnehmen müssen."
"Okay, wenn wir meinen Schock mal weglassen, wo findet diese Gala statt?"
"Das ist es ja gerade..." In mir machte sich eine ungute Vorahnung breit.
"In Paris. Von uns aus dauert ein Flug 6 Stunden. Es gibt keine Direktflüge mehr." Nein! Nicht Paris!
"Und wann geht dann unser Flug?"
"Ich habe auf dem Hinweg zu deiner Wohnung schnell einen gebucht. Morgen um 11 Uhr."
"Ich komme nicht mit nach Paris." Das konnte ich nicht. Zurück in die Stadt, in der ich geboren war.
"Doch, du musst. Ich habe es dir doch gesagt."
"Ich... ich kann nicht." Seit wann stotterte ich denn?
"Was ist denn das Problem?"
"Paris."
"Ich werde wirklich alles versuchen, damit es nicht schlimm wird. Wir wohnen im "Les Jardins de la Villa & SPA" in der 5 Rue Belidor."
Hm, er konnte kein Französisch. Bei ihm klang das, als hätte er sich verschluckt. Immerhin war es nicht der Stadtteil, in dem ich früher leben musste.
"Ich komme mit und es heißt Les Jardins de la Villa & SPA dans la 5 Rue Belidor." Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
"Du kannst Französisch? Kommst du aus Paris? Dann kannst du mich ja mal so bisschen rumführen und mir alles zeigen!"
Schlagartig wich jedes Lächeln, so klein es auch gewesen sein mochte, aus meinem Gesicht.
"Nein."
"Oh okay, auch gut, wir sehen uns dann morgen, ich hole dich gegen 9 Uhr ab." Inzwischen war es schon kurz nach Mitternacht.
"Wie lange bleiben wir dort?"
"Ich tippe auf vier Tage. Kann aber auch sein, dass es etwas länger dauern wird."
"Dann bis morgen."
Er ging ohne noch ein Wort zu sagen.

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