Kapitel 30

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Andrew sperrte das Hotelzimmer mit seiner Schlüsselkarte auf und ging direkt auf die Terrasse.
Ich folgte ihm nicht, denn das bedeutete, dass er noch etwas Zeit brauchte.
Vielleicht würde ich mit ihm nachher reden. Oder erst morgen.

Ich wusste jetzt mehr über Beziehungen. Also natürlich nicht alles, woher auch, aber ich hatte mir meine Gedanken gemacht.
Beide Partner mussten sich akzeptieren und auch die Entscheidungen des jeweils anderen respektieren. Wir hatten uns im Prinzip erst so richtig vor drei Wochen kennengelernt und das war keine lange Zeit, um ein Gespür für seinen Partner zu entwickeln.
Es ging vor allem um Toleranz des Anderen.
Und wenn er Zeit brauchte, würde ich sie ihm geben.
Was ich aber mit Sicherheit wusste, war, dass ich ihn liebte. Er war meine erste große Liebe und ich hoffte, dass sie das auch für mein ganzes restliches Leben bleiben würde.

Ich wollte auf keinen Fall, dass Andrew und ich uns auseinanderlebten. Und das schon nach nur drei Monaten.
Er hatte mir schon so viel geholfen, mit meinem Leben zurechtzukommen und mich selbst zu akzeptieren. Mir war nicht bewusst gewesen, dass er sich so gut in Menschen hineinversetzen konnte, obwohl er doch in seiner Kindheit abgeschottet gewesen war.
Aber ich hatte durch ihn den Anfang gemacht, mir helfen zu lassen und war jetzt so viel glücklicher und deswegen nahm ich mir für die Zukunft vor, immer auch alles aus seiner Sicht zu betrachten und alle Entscheidungen, die wir noch miteinander treffen würde aus zwei Perspektiven zu sehen.

Weil sich der Tag schon langsam dem Abend zuneigte, machte ich mich fertig für das Abendessen. Das ich wohlgemerkt nur Andrew zu verdanken hatte. Irgendwie freute ich mich sogar schon, denn ich wollte Antworten bekommen und auch wenn es Dinge waren, die mir wehtun würden, wollte ich mich meiner Vergangenheit stellen. Und allem, das damit verbunden war.

Ich hatte gerade mein Kleid über meine Schultern gezogen, da hörte ich wie die Terassentür aufging. Dann Schritte zwischen dem Balkon und dem Schlafzimmer, in dem ich mich gerade befand.
Und dann ging auch schon die Tür auf. Andrew stand im Türrahmen und lächelte leicht verlegen.
"Das Kleid steht dir."
"Danke", sagte ich zögerlich, weil ich mir nicht ganz sicher war, was er jetzt zu mir sagen würde.
"Soll ich dir den Reisverschluss schließen?" Ach, das hatte er wohl auch bemerkt.
"Ähm, ja. Das wäre nett."
Er kam näher und ich drehte mich um, damit er zu meinem Rücken konnte.
Meine Haare wurden von seinen Händen über meine linke Schulter gestrichen und ich spürte sofort einen Schauer durch meinen Körper laufen.
Seine Finder malten Kreise auf mein Schulterblatt und ich lehnte mich leicht zurück, in Erwartung einer weiteren Berührung.
Er lachte leise. Ich musste auch schmunzeln.
Dann schloss er sehr langsam und ich meinte wirklich langsam meinen Reisverschluss.
"Das Kleid ist wirklich sehr schön."
"Danke." Jetzt war ich aber wirklich ratlos. Was sollte ich denn da jetzt darauf antworten?
Seine Hände strichen über meinen noch freien Rücken und er hauchte mir einen Kuss auf den Nacken.
Daraufhin bekam ich eine Gänsehaut am Nacken und in meinem Bauch finden Schmetterlinge an, zu tanzen. Das war das reine Liebesbrief Gefühl. Wer sagte denn schon, dass Schmetterlinge in seinem Bauch tanzten?

Auf einmal drehte er mich zu sich herum und legte seine Lippen auf meine. Er küsste mich, als wäre es das erste Mal und seine Hände legte sich um meinen Nacken. Der Reisverschluss meines Kleides rutschte wieder nach unten und legte meinen Rücken frei, an dem er dann eine seiner Hände platzierte.
Meinen gesamten Körper durchströmte ein Glücksgefühl und ich wollte nicht aufhören.
Wir wurden immer stürmischer und irgendwann war mein Kleid dann gar nicht mehr an meinem Körper.
Wir atmeten heftig und Andrew hörte nicht auf, mich auf den Mund zu küssen.
"Glaub aber ja nicht, dass ich jetzt wieder gut mit dir bin.", brachte ich noch heraus.
"Schon gut, ich auch nicht mit dir."

Später musste ich feststellen, dass die Dusche vorher ganz umsonst gewesen war und ich gleich noch einmal darunter springen konnte.
Frau Rombouz sollte ja nicht gleich das schlimmste von mir denken.
Andrew wollte mich zuerst nicht loslassen, doch als ich meinte, dass ich sonst zu spät zum Abendessen kommen würde, ließ er mich los.
Eine viertel Stunde später verließen Andrew und ich das Hotel, das er sich angeboten hatte, mich zumindest bis zu ihrer Wohnung zu begleiten.
Irgendwie war es beruhigend, dass ich den Rückweg nicht alleine antreten würde müssen.

Die Hinfahrt verlief mehr oder weniger schweigend und ich wusste, dass Andrew und ich unseren Streit oder zumindest das worüber wir gestritten hatten nicht noch länger aufschieben konnten, weswegen ich mir fest vornahm, ihn am nächsten Morgen darauf anzusprechen.
Doch jetzt musste ich mich wirklich auf meinen Besuch konzentrieren.

Und ehe ich es mich versah, stand ich schon an der Haustür und klingelte.

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Heute mal ein etwas kürzeres Kapitel 😉; dafür kommt aber gleich noch eins. 

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