Kapitel 17

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Kapitel 17
Er sperrte mit der Zimmerkarte unsere Riesensuite auf.
"Wir könnten uns doch bevor wir uns für die Schau fertig machen noch über die Bücher unterhalten." "Ja, gute Idee, machen wir das."
Nach einer halben Stunde diskutieren, entschieden wir uns für alle vier Bücher. Sie waren sehr gut geschrieben, anspruchsvoll aber auch mal etwas für zwischendurch und der Inhalt haute mich noch immer um. Vor allem bei Rosen sind rot, das Blut nicht.
"Na dann mach dich mal schick für heute Abend."
"Du dich auch." Die Stimmung zischen uns hatte sich wieder gebessert. Und ehrlich gesagt war ich sehr froh darum.
Ich ging ins Schlafzimmer und holte eins meiner Kleider aus dem Koffer. Damit verschwand ich dann im Bad.
Es war ganz schwarz mit einem silbernen Streifen am hohen Kragen. Manche hätten gesagt, es sähe zu streng aus, ich fand es für diesen Abend jedoch einfach perfekt.
Es war vollständig an meinem Körper anliegend, doch ich fand nicht, dass es unangenehm war. Es war ein langes Kleid und ging fast bis zum Boden.
Zuerst duschte ich mich. Kalt natürlich. Und wusch dann meine Haare.
Ich trocknete mich ab und zog dann direkt das Kleid an. Manche würde das stören, dass man keine Unterwäsche anhatte, mich nicht. Schließlich würde das niemand mitbekommen und es sah sowieso besser aus.
Nachdem ich es also angezogen hatte, zog ich den Reisverschluss zu. Ich mochte dieses Kleid wirklich gerne.
Ich kämmte meine Haare und steckte sie zu einem strengen Dutt zusammen. Definitiv meine liebste Frisur.
Ich schminkte mich, obwohl ich sonst eigentlich lieber darauf verzichtete.
Roter Mund, schwarze Wimperntusche und silberner Lidschatten. Nicht sehr viel, aber ich fand es schön.
Ich fand mich schön.
Dann trat ich aus dem Bad. Andrew war noch nicht fertig und versteckte sich im Schlafzimmer. Irgendwie war ich ein bisschen nervös. Das war ich sonst nie, aber ich hoffte wirklich, dass wir alle diese Bücher bekamen und schon bald vier Neuerscheinungen haben würden.
Und insgeheim, was ich mir natürlich nie eingestehen würde, hoffte ich auch, dass Andrew mich heiß fand.
Dann trat er schwungvoll aus der Tür. Er sah sich kurz um und atmete dann auffällig unauffällig leise ein. Er sah einmal an meinem Körper hinab und dann wieder hinauf zu meinen Augen. Dann nickte er kurz bedächtig und intensivierte seinen Blick in meine Augen.
Doch ich hielt stand. Meine Gefühle kontrollierte immer noch ich und nicht er und daran würde sich nie etwas ändern.
Doch eine ganz leise Stimme in meinem Hinterkopf flüsterte mir etwas zu.
Vielleicht willst du es auch irgendwann und dann kannst du dein ganzes Leben mit demjenigen teilen, den du liebst und der dir und dem du etwas bedeutest.
Und ich wusste, dass diese Stimme nicht unrecht hatte.
"Gehen wir?" "Ja, klar."

Keine Bemerkung zu meinem Kleid und keine Bemerkung zu irgendetwas an mir?
Fand er mich doch nicht heiß?
Innerhalb von Sekunden machte ich mir jedoch klar, dass meine Zweifel unbegründet waren. Er sah mich, besser gesagt den Teil unterhalb meines Halses an. Ohne Unterbrechung.
"Fertig?" Er schreckte auf. Ich hatte ihn definitiv bei seinen noch nicht fertigen Studien unterbrochen. "W-was? Nein, also so ist das nicht! Ich finde nur, dass na ja also dieses Kleid steht Ihnen, das sollten sie öfters tragen."
"Sie sehen auch ganz schick aus.", lautete meine aalglatte Antwort.
"Danke." Er schien sich wieder unter Kontrolle zu haben.
Ein Pling kündigte den Aufzug an. Wir stiegen zusammen ein. Dann setzte sich der Aufzug nach unten in Bewegung. Ich schaute in den Spiegel. Ich schaute an die Wand. Nichts konnte mich von seiner Nähe ablenken. Das war absolut nervtötend. Ich wollte ihn. Jetzt sofort. Wenn er noch länger diesen Smoking trug würde ich noch zerfließen.
Auf einmal legte sich eine Hand um meine Taille. Dann wurde ich um 90 Grad gedreht und seine Lippen lagen auf meinen. Nach gefühlten Minuten schnappte ich nach Luft.
"Was war das?", fragte ich ihn.
„Ein letzter Kuss."
"Was war das?", fragte ich ihn.
"Ich konnte mich nicht zurückhalten."
"Nicht zurückhalten? Ich dachte wir hätten das geklärt? Das zwischen Chef und Chefin nichts läuft und das das nur ein Ausrutscher war. Ich dachte, du wärst professioneller."
Ich wusste, dass ich nicht ganz fair war, denn ich war genauso schlimm. Ich hatte seinen Kuss erwidert und ich wusste genau, dass er mir das vorwerfen konnte, wenn er es wollte.
Doch er tat es nicht und das rechnete ich ihm hoch an.
"Wird nicht wieder vorkommen." Doch irgendwie klang seine Stimme nicht zu hundert Prozent ernst und als ich ihn ansah wusste ich, dass dieser Abend für mich sowas von gelaufen war. Er wollte es mir heimzahlen.
Die Aufzug Türen öffneten sich und wir betraten die Lobby des Hotels. Er ging mir voran zum Ausgang und stieg in ein wartendes Auto ein. Er setzte sich auf die Rückbank und ich fasste das als Zeichen auf, mich auf den Beifahrersitz zu setzten. Doch ich hatte die Rechnung ohne Andrew gemacht.
"Du sitzt neben mir, Juliette."
Na super. Ich ließ mich neben ihn auf den Sitz fallen. Ups, nicht gerade damenhaft.
Plötzlich war sein Mund neben meinem Ohr und er flüsterte mir mit rauer Stimme zu: "Ich werde versuchen, meine Hände bei mir zu behalten."
"Nicht nur versuchen sondern es auch tun, sonst schneide ich sie dir mit einer Gartenschere ab." "Okay, ich werde meine Hände bei mir behalten.", doch ich konnte das ABER schon förmlich hören, "aber ich habe nicht vor mir den heutigen Abend versauen zu lassen."
"Gut, das wollte ich damit auch gar nicht bezwecken."
Er lachte leise.
Seit wann konnte man sich eigentlich so gut mit ihm unterhalten? Er war witzig und ich fühlte mich wohl bei ihm.
Die Tür öffnete sich und Andrew und ich traten in den sehr vollen Raum ein, in dem sich so viele Bücher wie Leute befanden. Man konnte kaum durch die Menge gehen, so eng war es.
Doch Andrew wusste anscheinend, wo die einzelnen Stände waren, zu denen wir mussten, denn er schlängelte sich geschickt vor mir durch die Menge.
Dabei hatte er meine Hand fest gepackt und zog mich quasi hinter sich her.
Zum Glück hatte ich keine allzu hohen Absätze an, denn sonst wäre ich bei dem Tempo, das er an den Tag legte sicher hingefallen und ein Bänderriss war echt das letzte, was ich jetzt brauchte.

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