Kapitel 43

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Am Abend fiel ich todmüde in mein Bett.
Ich hatte den ganzen Nachmittag Finanzen erläutert und wir hatten gemeinsam über den Verlag diskutiert. Herr Anderson hatte etwas zu den Sponsoren gesagt und wir hatten uns eine neue Strategie erarbeitet, um die Sponsorengelder besser einzusetzen.
Nach einem kurzen Stopp bei einem Coop, in dem ich mir noch schnell eine Semmel gekauft hatte, war ich zuhause einfach nur ins Bett gefallen.

Und wie in den letzten Tagen so oft, grübelte ich mal wieder über Andrew nach.
Was er wohl gerade machte? 
Ich musste zugeben, dass ich es ein wenig vermisste, mit ihm zu reden und Informationen auszutauschen und dass er mich jetzt auf einmal siezen wollte, hatte mich doch sehr stark mitgenommen.
Was war nur los mit ihm? Verstand er denn nicht, dass er mich gekränkt und wütend gemacht hatte?
Verstand er denn nicht, dass er, wenn er eine Verlobung, nur weil ich es sagte, löste, einen großen Fehler machte. Denn das zeigte doch, dass er sie ohne mich gar nicht hatte lösen wollen.
Aber war er dann verliebt in mich? Wenn ich jetzt der Grund für die Lösung war?
ANDREW! Warum warst du nur so kompliziert?

Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln, denn mich als unkompliziert zu bezeichnen, wäre wohl komplett daneben gewesen.
Aber abgesehen davon, verstand er denn nicht, dass ich erstens einfach ein bisschen Zeit brauchte, um mich neu zu sortieren, um mir über meine Pläne bewusst zu werden, um mich in meiner neuen Rolle als Chefin, die sich auch mit ihren Kollegen unterhielt, zurechtzufinden, um einfach mit meinem neuen Ich klarzukommen?
Denn ich mochte es zwar, doch es war wirklich nicht leicht. Vor allem, weil alles so schnell ging.
Überhaupt, jetzt hatte ich es, ging alles zu schnell.
Meine erste Beziehung, mein "Wandel", die Geschäftsreise in Paris, mein Abendessen mit Élo, ach ich konnte da noch so viele weitere Dinge aufzählen, die mir in den letzten Tagen und Wochenpassiert waren.

Ich beschloss, Julien zu schreiben.
Obwohl ich schon im Bett gelegen hatte, ging ich ins Wohnzimmer und schrieb ihm.
Noch wach?
Nach drei Minuten bekam ich eine Antwort.
Ja:)

Findest du auch, dass die Zeit zu schnell vorbeigeht?

Ja! Auf jeden Fall. Gerade war ich im Schwimmbad und hatte eine Stunde gebucht und gerade als ich ins Wasser gestiegen bin, musste ich auch schon wieder raus:(

Du schwimmst? Ah, jetzt weiß ich, woher du deine Muskeln hast;)

Haha, danke. Wie geht's sonst so?

Naja, passt schon. Andrew ist jetzt voll komisch:/ erst wollte er mich überzeugen, ihm noch eine Chance zu geben und als ich nein gesagt habe ist er total kalt und abwesend geworden und wollte sogar, dass ich ihn wieder sieze :O

Oh, okay. Warte mal ab, vielleicht legt sich das auch wieder und war eine spontane Reaktion von ihm... Ich jedenfalls habe morgen noch eine wichtige Präsentation und muss jetzt leider schlafen gehen... also gute Nacht! Bonne nuit!

Bonne chance! Gute Nacht... wir schreiben auf jeden Fall.

Ja klar... 

Nachdem ich jemandem, nein nicht jemandem, sondern Julien, erzählt hatte, was gerade passierte, ging es mir automatisch viel besser. Darauf hätte ich ja mal viel früher kommen sollen. Dass es einem so viel half, seine Probleme einem anderen Menschen zu erzählen, egal ob er jetzt eine Lösung für das Problem wusste oder nicht. Es tat gut, einfach nur laut auszusprechen, was einen quälte.

Ich lag nicht mehr sehr lange wach. Vielleicht zehn, fünfzehn Minuten, bevor ich einschlief.
Doch mitten in der Nacht wachte ich auf, weil es ein sehr schlimmes Gewitter gab. 
Durch meine Jalousie konnte ich die helle Erleuchtung des Blitzes sehen und wenige Sekunden danach gleich den Donner hören.
Also musste sich das Gewitter fast direkt über mir befinden.
Na toll. Immer wenn es donnerte konnte ich ewig nicht einschlafen.

Nachdem es nach einer halben Stunde immer noch nicht besser geworden war, ging ich in die Küche und holte mir ein Glas Wasser, weil ich immer Durst bekam, wenn ich zu lange in der Nacht wach lag.

So saß ich dann im Bett mit einem Glas Wasser in der Hand und lauschte den Donnerschlägen, die immer noch direkt auf die Blitze folgte. Wieso zog es denn nicht endlich weiter?
Als ich irgendwann durch die Jalousie nach draußen lugte in der Erwartung von Schnee oder Regen, konnte ich es kaum fassen. Es regnete weder, noch schneite es.
Naja, bei einem Gewitter fiel gewöhnlich kein Schnee, doch deshalb gab es auch fast nie ein Gewitter im Dezember. Das war ja mal etwas Seltenes.

Nach einer weiteren Stunde hörte ich immerhin eine Verbesserung. Die Abstände wurden länger und die Donnerschläge leiser.
Ich legte mich hin und schlief dann noch die restlichen vier Stunden durch. Zum Glück.

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hier wieder ein bisschen kürzeres Kapitel... hoffe, es gefällt:D

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