~𝑺𝒊𝒆𝒃𝒆𝒏𝒖𝒏𝒅𝒅𝒓𝒆𝒊ß𝒊𝒈𝒔𝒕𝒆𝒔~

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Fünf Sekunden schaffe ich es, den Blickkontakt zu halten, dann vergrabe ich mein Gesicht wieder in meinen Händen. Was das jetzt falsch? Oder habe ich das Richtige gesagt?

Ich brauche nicht lange auf Khalids Antwort zu warten, denn kaum habe ich diese Gedanken fertig gedacht, spüre ich zwei Arme, die sich um meinen zusammengekauerten Körper legen und zu sich ziehen.

Warmer Atem streift mein Gesicht, dann legt Khalid seinen Kopf über meine Schulter und seufzt leise. „Ich will auch einfach nur wieder mit dir befreundet sein", wiederholt er meine Worte.

Mein Herz macht einen glücklichen Satz nach vorn. „Du glaubst mir?"

„Es klingt zwar unglaubwürdig, aber trotzdem glaube ich dir. Ich vertraue dir, dass du nicht so von mir denkst, denn du hast dich gebessert."
Ich nicke mit klopfendem Herzen. „Also ist der Streit jetzt aufgehoben?"

Ich spüre ein leichtes vibrieren an meiner Schulter, als Khalid ein tiefes Lachen von sich gibt. „Willst du etwa noch weiter streiten?"

Sofort schüttle ich den Kopf.

„Siehst du, da hast du deine Antwort." Lächelnd schließe ich die Augen und drücke mich unauffällig ein bisschen mehr an Khalids Körper. Ich könnte glatt ewig so verweilen. Solange ich in seiner Nähe bin, schaltet mein Gehirn automatisch alle anderen Gedanken aus und konzentriert sich nur auf die Gegenwart. Das ist ein so unglaublich schönes Gefühl.

Für meinen Geschmack löst Khalid sich etwas zu schnell aus unserer Position, als er sich wenige Sekunden später gegen die Wand lehnt. „Wie fandest du eigentlich unser Spiel?", fragt er und nimmt einen Zipfel Bettdecke in die Hand. „Ihr wart gut und ihr habt gewonnen", zähle ich auf und sehe ihn an. „Aber ich wusste die ganzen Wochen über gar nicht, dass du Basketball spielst. Jedenfalls nicht bevor, ich dich in der Sporthalle bei der Schule gesehen habe."

„Ja stimmt, das hab ich irgendwie nie erzählt." Er verstummt, bis er nachdenklich den Kopf schief legt. „Und du hast mir gar nicht erzählt, was mit deinen Eltern passiert ist."

„Du meinst mit meinen biologischen Eltern?"

Khalid lächelt und nickt. „Mit deinen biologischen Eltern."

„An dem Tag, an dem ich dich in der Umkleide gesucht habe, standen - nachdem ich Zuhause angekommen bin - tatsächlich zwei Polizisten an meiner Tür. Sie haben die beiden endlich gefunden und meinten, dass ein Mitglied der Sekte an der Körperverletzung schuld war. Sie wissen nur noch nicht, wie es dazu gekommen ist, tendieren aber dazu die Schuld bei meinen leiblichen Eltern zu sehen."

„Und wie denkst du darüber?", fragt Khalid neugierig.

„Ich bin mir immer noch unsicher, was ich denken soll. Ich verstehe nicht, warum sie das tun sollten. Also mich zusammenschlagen, meine ich."

„Vielleicht sind sie einfach sauer auf dich, wegen dem, was sie jetzt durchmachen müssen. Ich kann mir vorstellen, dass es ihnen leicht fällt, dir die Schuld für alles zu geben. Und der Fakt, dass du sie nicht mehr akzeptierst, hat ihnen vielleicht den Rest gegeben." Khalid legt nachdenklich den Kopf in den Nacken.

„Ich hoffe einfach, dass sie ihre Strafe bekommen. Sonst muss ich ja noch mehr auf dich aufpassen, damit du nicht mehr von irgendwelchen Anhängern verletzt wirst." Er grinst auf einmal und mustert mich amüsiert.

„Ich bin gespannt, wie du das hinbekommen willst", erwidere ich und muss lachen.

Khalid scheint kurz zu überlegen, dann steht er auf. Mit einer Handbewegung deutet er an, ebenfalls aufzustehen und mich hinter ihn zu stellen. Irritiert folge ich seinen Anweisungen und gebe einen erschrockenen Laut von mir, als Khalid aufeinmal unter meine Beine greift und mich hochzieht.

Honeymilk SmellWhere stories live. Discover now