~𝑬𝒊𝒏𝒖𝒏𝒅𝒅𝒓𝒆𝒊ß𝒊𝒈𝒔𝒕𝒆𝒔~

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„Hey Laira, schön dich zu sehen. Damit hätte ich ja nie gerechnet", säuselt das Mädchen, dessen Lächeln dabei genauso falsch wie ihre Wimpern und das andere Zeugs in ihrem Gesicht ist.

„Was willst du?", frage ich genervt. „Nur ein bisschen mit Khalid reden", flötet sie und zwinkert ihm zu.

Fragend sieht er zu mir. „Wer ist das?"

„Aryelle", grummle ich, woraufhin Khalid hilflos mit den Schultern zuckt, vermutlich weil er auch keine Ahnung hat, was dieses unbekannte Mädchen von ihm will.

Plötzlich packt Aryelle meine Schultern und drückt mich nach hinten weg. Perplex trete ich nach hinten, um nicht zu stolpern und sehe, wie sie sich Khalid vorknöpft. „Wusstest du, dass du schon echt hot aussiehst, mit deiner Hautfarbe? Wie ein zerfließendes Schokostückchen."

Khalid hebt eine Augenbraue und wirft mir einen hilfesuchenden Blick zu.

„Aber bevor du mich zu einer heißen Schokolade einlädst", sie lacht kindisch auf, „muss ich dir etwas zeigen. Und das interessiert vielleicht auch dieses unscheinbare Mädchen", sagt sie und deutet auf mich.

„Wie hast du mich gerade genannt?!", frage ich halb perplex halb sauer und trete auf die Blondine zu. „Ich lege lediglich die Tatsachen auf den Tisch, oder hattest du schon mal einen Freund? Einen One-Night-Stand? Drogen oder Alkohol?", fragt sie schnippisch.

„Seit wann ist man erst cool, wenn man Dinge tut, die für unser Alter nicht unbedingt normal sind", rufe ich empört, aber Aryelle antwortet nicht.

„Ich habe da eine Audio, Khalid-Schatzi, die muss ich dir unbedingt zeigen", sagt sie an Khalid gewandt und drängt sich in seine Richtung.

„Warte, woher kennst du mich eigentlich?", fragt Khalid und sieht die Zicke unüberzeugt an.

„Das spielt keine Rolle", ziert sie sich und tippt auf ihrem Handy herum. Dann grinst sie siegessicher und hält ihm das Handy hin. Sie stellt den Ton auf laut und spielt die Audio ab.

Schon nach der ersten Sekunde bleibt mein Herz stehen.

Ich erkenne genau, was dort in der Memo gesagt wird, denn diejenige, die dort redet, bin ich.

Lass mich in Ruhe, Khalid. Ich habe dir verdammt noch mal nichts getan. Du bist so ein Arsch! Ich dachte ich könnte dir vertrauen, aber ich habe mich geschnitten. Du hast gesagt, du wirst nie gewalttätig, aber ich habe mich getäuscht, denn das hier zeigt etwas ganz anderes. Ich wünsche dir die Pest!"

Die Memo geht nur wenige Sekunden, aber es fühlt sich an als wären Stunden vergangen.

Als Aryelle ihr Handy wieder zu sich nimmt, mich fies angrinst und dann falsch lächelt, sehe ich in Zeitlupe, wie Khalids Gesicht zu mir schnellt. Sein Blick ist dunkel, seine Lippen dünn wie ein Strich und der Adamsapfel hebt und senkt sich einmal kurz.

Dann höre ich heißes Blut in meinem Kopf pulsieren und das Leben spielt sich wieder in Echtzeit vor mir ab.

Khalid kommt auf mich zu. In seinen Augen liegen Enttäuschung, Wut und Trauer. „Laira, sag mir, dass ich das, was ich da gehört habe, nicht wirklich gehört habe." Ich kann sein hartes Schlucken fast hören. „Ohne zu Lügen!"

Seine Worte sind scharf wie Rasierklingen und fliegen wie Pfeile direkt in mein Herz. Ich weiß, dass es keinen Ausweg mehr gibt, weil Khalid genau zu wissen denkt, was er gehört hat.

Mein Gesicht dreht sich zu Aryelle.
Die grinst mich triumphierend an und steckt ihr Handy in ihre Hosentasche ohne die Augen von mir zu nehmen. Ich kann nicht fassen, dass sie es gewagt hat, aufzunehmen, was ich vorgelesen habe, aus einem Artikel, den sie selbst geschrieben hat.

Honeymilk SmellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt