~𝑽𝒊𝒆𝒓𝒖𝒏𝒅𝒅𝒓𝒆𝒊ß𝒊𝒈𝒔𝒕𝒆𝒔~

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Als ich am nächsten Morgen in der Schule mit Chana und Mary in die Pause gehe, sind meine Gedanken zum einem bei dem Besuch der Polizisten gestern, aber noch mehr beschäftigt mich im Moment ein anderes Thema. Khalid. Mir fällt einfach nicht ein, wie ich ihn überzeugen kann, außer mich vernünftig zu entschuldigen.

Nachdenklich sehe ich zum schwarzen Brett, vor dem zwei Schüler stehen, die sich angeregt unterhalten. Eventuell sollte ich auch anfangen in Khalids Gegenwart sicherer zu reden. Wenn ich die Entschuldigung wirklich ernst meine, wird Khalid das bestimmt sowieso merken.

„Da ist Hannah", unterbricht Chana meine Gedanken und zeigt auf unsere Freundin, die uns entgegen kommt. „Hey", begrüße ich sie, als sie sich bei mir einhakt, und kann an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass über Nacht etwas Tolles passiert sein muss.

„Warum strahlst du so?", frage ich sie und bekomme als Antwort ein noch breiteres Lächeln.
„Meinem Vater geht es wieder gut. Ich war gestern im Krankenhaus und habe ihn besucht. Die Ärzte meinten, dass der Schlaganfall mit hoher Wahrscheinlichkeit keiner Herz- oder Gehirnkrankheit zurückzuführen ist, sondern ohne nachweisliche Ursachen passiert ist. Und meinem Vater geht es auch wieder gut", freut sich Hannah und beginnt unbewusst größere Schritte zu machen.

„Das ist doch super", erwidere ich und stupse sie leicht in die Seite. „Heißt das, dass du jetzt doch nach Frankreich gehst?"

Hannah nickt. „Ich bin richtig froh darüber und ich freue mich schon total."

Ich nicke und auch, wenn ich traurig bin, dass Hannah für ein halbes Jahr nicht hier sein wird, lächle ich. „Ich gönne dir das wirklich. Du hast das verdient, weil du einfach eine gute beste Freundin bist." Hannah sieht mich mit gläsernen Augen an. „Du bist süß. Ich finde es auf dich bezogen übrigends total bemerkenswert, wie du dich verändert hast." 

„Man könnte sagen, dass die die letzten zwei Monate die besten waren, die mir überhaupt passiert sind", bestätige ich Hannahs Kompliment und ziehe sie in eine spontane Umarmung.

Sie umarmt mich zurück und kann nicht anders als glücklich zu strahlen. In letzter Zeit höre ich immer wieder, dass ich mich ins Positive verändert hab und bin sehr froh darüber. Es läuft alles so viel besser in letzter Zeit. Ich habe den Gedanken verabschiedet meine biologischen Eltern kennen zu wollen, ich nähere mich langsam meinen wirklichen Eltern an und verstehe mich besser mit Hannah.

Es ist fast alles perfekt, bis auf die Sache mit Khalid. Und auch, wenn die Sache mit Khalid nicht unbedingt unkompliziert ist, bin ich mir sicher, dass ich das auch noch hinbekomme. Wir sind schließlich Freunde, da wird mir schon was einfallen!

Hannah und ich lösen uns voneinander und sehen Chana und Mary an, die uns abwartend mustern. „Süß seid ihr ja schon", findet Chana und grinst zufrieden. „Eure Freundschaft sieht von außen betrachtet echt besonders aus."

Ich will gerade antworten, dass sie das auch von innen ist, als plötzlich Sari von hinten heran geschossen kommt, zwischen Mary und Chana hindurch schlittert und schließlich in der Gruppenmitte stehen bleibt.

„Hallo Freunde", ruft sie aufgedreht und hakt sich bei Chana ein. Wären wir nicht in der Schule, würde ich denken, dass Sari mindestens ein paar Schlücke Alkohol oder Energy zu viel intus hat, aber da unsere Schule ein stricktes Verbot für alkoholisierte oder koffeinhaltige Getränke – mit Ausnahme von Kaffee – erteilt hat, kann ich das ausschließen.

„Was gibt's Neues? Irgendwelche hotten Typen getroffen?"

Chana kichert und Mary seufzt.

„Nein, leider hat gestern nicht plötzlich ein LKW vor der Schule halt gemacht und einen Haufen voller hotter Typen geliefert", antwortet Hannah trocken. „Die kannst du ja mal auf die Bestellliste geben. Sonst gibt's nämlich immer nur Schulbücher oder Papplasagne."

Honeymilk SmellWhere stories live. Discover now