~𝒁𝒘𝒆𝒊𝒖𝒏𝒅𝒅𝒓𝒆𝒊ß𝒊𝒈𝒔𝒕𝒆𝒔~

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Zwei Wochen später, in denen wir auf einer Leistungskurs externen Kursfahrt waren, laufe ich am Montag wieder in Richtung Schule.

Die ganzen vierzehn Tage habe ich mir darüber Gedanken gemacht, was ich tun könnte, um Khalid alles zu erklären, aber mir ist nichts eingefallen. Und jeder Tag, an dem mir wieder nichts eingefallen ist, hat den Druck verstärkt, endlich etwas zu tun. Jetzt sind schon zwei Wochen um, in denen ich Khalid nicht gesehen habe. So langsam muss mir etwas einfallen!

„Hey, Laira", höre ich auf dem Weg zur Tür eine Stimme von hinten. Suchend drehe ich mich um und entdecke Hannah neben den Fahrradständern, die auf mich zukommt. Ich bleibe stehen, um auf sie zu warten und nehme ihr eine Papiertüte ab, als sie bei mir ankommt und etwas umständlichen in ihren Taschen sucht.

„Dein Auge sieht mit jedem Tag wieder besser aus", sagt sie, nachdem sie ihr Handy gefunden hat und tippt an ihr eigenes. „Tut es noch weh?"

Ich wiege den Kopf mit Gedanken an das nur noch leicht gelb-grünlich unterlaufende Auge. „Es geht so langsam wieder."

„Hast du Khalid eigentlich schon gesehen?", fragt sie während wir uns dem Schulgebäude nähern. Kopfschüttelnd senke ich den Blick. „Aber vor der Kursfahrt schon oder?" Diesmal nicke ich und beiße die Zähne zusammen. „Und, was hat er gesagt?", fragt Hannah weiter und scheint nicht mitbekommen zu haben, dass ich diese Fragen gerade nicht vertrage.

Bevor ich etwas sage, sehe ich ihr in die Augen und da bemerkt sie endlich, dass etwas nicht stimmt. „Ohh, was ist los?"

„Wenn mir nicht schnell was einfällt, wie ich unsere Freundschaft retten kann, ist es vorbei", sage ich und fühle mich wie in einem Drama. Dabei ist die Situation wirklich ernst. Hannah bleibt stehen und sieht mich irritiert an. „Was ist denn passiert?"

Ich gehe weiter und höre, wie Hannah mich einholt. „Ich habe riesige Scheiße gebaut", stammle ich und erzähle ihr von dem Zeitungsartikel. Hannah reißt ihre Augen auf und starrt mich erschrocken an. „Aryelle hat das AUFGENOMMEN?!"

Ich nicke und knabbere an meinen Fingernägeln. „Was für eine dumme Schlange!", regt meine Freundin sich auf und ballt die Fäuste. „Und jetzt hat sie das Khalid gezeigt?", rät sie und findet in meinem traurigen Gesicht Bestätigung. „So eine Scheiße. Ich habs mir schon gedacht. Die Zicke wollte sich an Khalid ranmachen und brauchte einen Grund, warum ihr euch nicht mehr trefft, aber dass sie dadurch eure Freundschaft zerstört, hat sie wohl nicht bedacht."

„Ich will doch nichts von Khalid - jedenfalls in dem Sinne", sage ich und sehe Hannah hilfesuchend an.

„Aryelle anscheinend schon."

„Meinetwegen, können die beiden zusammen sein, aber ich möchte wenigstens, dass Khalid und ich wieder befreundet sind."

Hannah lacht ironisch auf. „Dass ihr befreundet seid, will ich auch, aber nicht, dass diese Zicke seine Freundin wird." Ich muss lachen. „Ja, okay, dass will ich ehrlich gesagt auch nicht.

„Also?", fragt Hannah. „Was wirst du tun?"

„Ich weiß es noch nicht", antworte ich ehrlich. „Aber was ich weiß, ist, dass ich nicht mehr viel Zeit habe."

+

Dass der Tag doch noch etwas interessanter werden würde, hätte ich, als ich in der ersten Stunde in Mathe saß, nicht gedacht. Aber überraschender Weise haben wir mitten im Schuljahr eine neue Schülerin bekommen, wodurch der Unterricht für kurze Zeit unterbrochen wurde. Sie heißt Chana Rivera und scheint auf dem ersten Blick total nett zu sein.

Nachdem sie sich vorgestellt hat, hat sie sich neben Mary gesetzt und wir haben zu dritt ein bisschen geredet. Chanas Eltern kommen aus Mexiko und auch ihr selbst sieht man die subtropische Heimat an. Sie hat viele Sommersprossen im Gesicht, die gut zu ihrer gebräunten Haut und den dunklen gelockten Haaren passen.

Honeymilk SmellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt